Erding:Kreisrätin Maria Feckl verlässt die Grünen

Lesezeit: 2 min

Die 59-jährige Maria Feckl ist gelernte Krankenpflegerin, studierte Theologin und Betriebswirtin, Organisatorin der Münchner Friedenskonferenz und in der Flüchtlingshilfe aktiv. (Foto: Renate Schmidt)

Aus Verärgerung über die Münchner Grünen tritt die Friedensaktivistin aus der Partei aus. Dem Erdinger Kreistag wird sie fortan als Parteilose angehören.

Von Florian Tempel, Erding

Die Forsterner Gemeinde- und Kreisrätin Maria R. Feckl hat Anfang Februar ihren Parteiaustritt bei den Grünen erklärt. Nun verlässt sie auch die Kreistagsfraktion. Sie behält aber ihren Sitz im Kreistag, dem sie fortan an als Parteilose angehört. Im Gemeinderat Forstern, wo sie bislang Sprecherin der dreiköpfigen Grünen-Fraktion ist, wird sie hingegen auch als Parteilose weiterhin in der Fraktion bleiben. Die 59-Jährige ist gelernte Krankenpflegerin, studierte Theologin und Betriebswirtin, Friedensaktivistin und in der Flüchtlingshilfe aktiv.

Ihr Parteiaustritt ist eine Reaktion auf einen Antrag der rot-grünen Münchner Rathauskoalition, der internationalen Münchner Friedenskonferenz die finanzielle und ideelle Unterstützung zu entziehen. Feckl leitet seit drei Jahren das Organisationsteam der Friedenskonferenz. Die Stadt München hat der pazifistisch orientierten, zivilgesellschaftlichen Gegenveranstaltung zur Münchner Sicherheitskonferenz nach 19 Jahren kurzfristig die Förderung entzogen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Münchner Stadtratsmitglieder von Grünen und SPD hatten beantragt, den bisher stets vom Kulturreferat ausgezahlten Zuschuss zu streichen. Offiziell wurde das mit einem fehlenden kommunalen Bezug sowie mit Sparmaßnahmen im städtischen Haushalt begründet. Offenkundig spielte jedoch vor allem anderes eine Rolle. Die Stadt befürchtete offenbar, mit ihrem Logo für womöglich einseitig israelkritische oder putinfreundliche Reden oder radikale Standpunkte zu werben. Das Münchner Kulturreferat reagierte schnell und entschied, dass der Zuschuss von 6500 Euro in diesem Jahr nicht ausgezahlt werde und die Friedenskonferenz auch nicht im Saal des Alten Rathauses stattfinden könne. Die Friedenskonferenz wurde deshalb in die Münchner Freiheitshalle verlagert.

Feckl beklagt, die Münchner Grünen hätte eine Entscheidung getroffen, welche "die politische Meinungsvielfalt beschränkt". Es sei besonders enttäuschend, weil die Grünen "immer für eine offene Debattenkultur" standen. Feckl war 2018 bei den Grünen eingetreten, hatte den Ortsverein Forstern gegründet und war 2020 als Bürgermeisterkandidatin angetreten.

Die Fraktion hat nunmehr neun, statt zuvor zehn der 60 Sitze im Kreistag

Feckl sagt, sie wäre gerne Mitglied in der Fraktion der Grünen im Erdinger Kreistag geblieben. In einer Presseerklärung in eigener Sache schreibt sie: "Nachdem die Thematik in München meine Einstellung zu den kommunalpolitischen Themen im Landkreis Erding nicht berührt und auch nicht verändert hat, wäre für mich ein Verbleib in der Kreistagsfraktion darstellbar gewesen." Sie habe sich seit Mai 2020 "mit Herzblut (...) für die Förderung erneuerbarer Energien, für Klima- und Artenschutz und die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger" eingesetzt. Da aber "eine Mehrheit der Fraktion" ihren Austritt gefordert habe, komme sie dem nach und "scheide freiwillig aus".

In einer Presseerklärung der Grünen-Fraktion heißt es: "Wir danken ihr für ihre Mitarbeit in der Kreistagsfraktion in den vergangenen vier Jahren, insbesondere für ihren Einsatz im Ausschuss für Bauen und Energie, im Rechnungsprüfungsausschuss und im Zweckverband Kreis- und Stadtsparkasse Erding-Dorfen." Die Fraktion hat nunmehr neun, statt zuvor zehn der 60 Sitze im Kreistag. Wer die Gremiensitze von Feckl übernimmt, steht noch nicht fest. Hätte sie ihr Kreistagsmandat komplett aufgegeben, wäre der Bockhorner Alfred Schreiber, der Kreisvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), für sie in die Grünen-Fraktion nachgerückt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMissbrauchsfälle in der evangelischen Kirche
:"In dieser Heftigkeit habe ich es nicht erwartet"

Laut einer Studie ist die Zahl der Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche deutlich höher als bislang angenommen. Warum? Und wie wirkt sich das auf lokaler Ebene aus? Ein Gespräch mit dem Freisinger Dekan Christian Weigl.

Interview von Francesca Polistina

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: