Die Dorfener Grünen propagieren erneut das Busfahren und den Ausbau der bestehenden Verbindungen nach Erding. Vor gut einem Jahr haben sie einen umfassenden Antrag in den Stadtrat eingebracht, wobei sie mit den meisten Punkte nicht erfolgreich waren. Die Mehrheit im zuständigen Ausschuss des Stadtrats schreckte damals vor eine Ausweitung des Busangebots nach Erding zurück, weil das Ganze nicht umsonst zu haben ist, sondern Geld kostet.
Mit dem Ende der Sommerferien haben die Dorfener Grünen nun erneut eine Pro-Bus-Aktion gestartet. Sie haben einen Taschenfahrplan für alle Bus-Linien von und nach Dorfen erstellt. Die Idee ist nett, auch ein bisschen altmodisch und relativ kostengünstig. Den Taschenfahrplan, der im DB-Reisezentrum, im Duka-Laden, in der Dorfener Buchhandlung, im Johanniscafé und im Tagwerk-Laden ausliegt, kann man nun immer dabei haben, schnell mal nachschauen und die Details der offiziellen Busfahrpläne mit einem Smartphone über verschiedene QR-Codes aufrufen.
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Der Taschenfahrplan ist allerdings auch ein Beweisstück. Er zeigt jedem, den es interessiert, wie absurd lange eine Busfahrt von Dorfen nach Erding dauern kann. Die beiden Städte des Landkreises liegen etwa 21 Kilometer auseinander und sind mit einer Staatsstraße verbunden. In Dorfen heißt das eine Ende Erdinger Straße und in der Kreisstadt heißt das andere Ende Dorfener Straße. Doch die wenigsten Busse fahren über diese gegebene und eindeutige Strecke.
Eine Fahrt von Bahnhof zu Bahnhof dauert nur im besten Fall 30 Minuten, nur der Bus mit der Nummer 564 nimmt diesen Weg. Die Linie 565 fährt zwischendurch links und rechts die Dörfer ab und braucht deshalb zehn Minuten länger. Und wer am Abend oder am Samstag mit dem Bus von oder nach Erding will, muss den Bus 567 nehmen, der eine Stunde lang in einer großen Schleife über Sankt Wolfgang, Isen, Lengdorf und Walpertskirchen gondelt. Das ist etwas für Leute mit viel Geduld.
Busfahren ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Frage
Die langen Fahrzeiten und das dünne bis nicht vorhandene Angebot in den Abendstunden und am Wochenende machen das Busfahren fraglos unattraktiv. Die Fahrgastzahlen sind jedoch gar nicht so schlecht, denn Busfahren ist nicht nur eine gute Entscheidung zum Schutz von Umwelt und Klima, sondern vor allem eine soziale Frage. Es gibt offenkundig immer mehr Menschen im Landkreis, die kein Auto haben, weil sie es sich nicht leisten können.
Die Dorfener Grünen formulieren ihre Ziele so: "Ökologisch bedeutet für uns, dass die Verkehrsmittel, mit denen die Menschen im Landkreis unterwegs sind, möglichst klimaschonend sind. Wenn viele Menschen den ÖPNV nutzen, wird viel CO₂ eingespart. Sozial gerecht heißt, dass alle Menschen im Landkreis zu erschwinglichen Preisen und ohne eigenen Pkw komfortabel mobil sein können."
Um die Lücken im Bus-Netz zu schließen, fordern die Dorfener Grünen vom Landkreis Erding eine stündliche Busverbindung von Dorfen nach Erding von fünf bis 23 Uhr und am Wochenende alle zwei Stunden. Außerdem sollte es einen Bus nach Landshut geben. Diese Forderung ist auch durch die Ausweitung der RVO-Buslinie 9409 von Dorfen über Haag nach Wasserburg inspiriert. Die Linie gibt es schon lange, doch seit diesem Jahr fährt sie - was viele nicht wissen - viel öfter als früher. Die Landkreise Mühldorf und Rosenheim finanzieren seit Januar einen Zwei-Stunden-Takt von Montag bis Samstag. Von Dorfen bis Wasserburg braucht der Bus 9409 weniger als eine Stunde. Kurios ist jedoch, dass die Busse nicht an den Bushaltestellen in Sankt Wolfgang stoppen. Das liegt daran, dass der Landkreis Erding nicht an der Finanzierung der Linie beteiligt ist.
Die Dorfener Grünen haben neben den Forderungen nach mehr Busfahrten noch einen weiteren wichtigen Punkt, der in der Stadt endlich realisiert werden müsste. Am Bahnhof und an der Bushaltestelle an der Bundesstraße B15 gibt es keinen Unterstand für Wartende. Das ist schier unglaublich, aber im Wortsinn wahr: Busfahrer und Busfahrerinnen werden in Dorfen im Regen stehen gelassen.