Bildung:Die Abiturprüfungen 2024 haben begonnen

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(Foto: Renate Schmidt)

Der letzte reguläre G8-Jahrgang geht in die Abschlussexamen. Am Donnerstag steht für alle Deutsch auf dem Programm, kommende Woche folgen das individuell gewählte dritte Prüfungsfach und das Pflichtfach Mathematik. Die Kolloquien finden erst im Juni statt.

Von Florian Tempel, Erding/Dorfen

Jetzt geht es richtig los. Es gab zwar schon die Abitürprüfungen in Französisch, das Vorspielen in Musik und die praktischen Sportprüfungen, doch das war nur ein Vorgeplänkel oder betraf nur wenige. Aber an diesem Donnerstag müssen alle ran. 319 Abiturientinnen und Abiturienten werden zum Deutsch-Abi in den Turnhallen der drei Gymnasien im Landkreis Erding erwartet. Es ist die längste Prüfung. Wer die volle Zeit in Anspruch nehmen möchte, muss erst nach fünf Stunden und 15 Minuten abgeben. Zur Auswahl stehen fünf Aufgabenarten: "Interpretieren eines literarischen Textes" - Lyrik, Drama oder Prosa -, "Analyse eines pragmatischen Textes mit Zusatzauftrag" oder "Materialgestütztes Argumentieren, mit journalistischer Variante (Essay)".

Was genau drankommt, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. Die Aufgaben sind schon in den Schulen eingetroffen, befinden sich aber noch in einem versiegelten Umschlag und werden erst kurz vor Beginn der Prüfungen von der Schulleitung und einer Fachlehrkraft geöffnet. An den Abiturprüfungstagen müssen die Chefinnen und Chefs der Gymnasien in der Regel besonders früh erscheinen. Regine Hoffmann, die Direktorin des Erdinger Anne-Frank-Gymnasiums, will spätestens um 6.30 Uhr da sein. Markus Höß, der Schulleiter des Gymnasiums Dorfen, und auch sein Stellvertreter Wolfgang Lanzinger, dürfen hingegen ausgerechnet an den Prüfungstagen ausschlafen. Weil ihre Söhne in diesem Jahr Abitur machen, werden sie das Schulgebäude "erst nach 9 Uhr betreten", sagt Höß. Das habe man so ausgemacht, um einem Verdacht, womöglich vorab Prüfungsaufgaben an die eigenen Sprösslinge weitergeben zu können, jeden Boden zu entziehen.

Die zwei weiteren großen Prüfungstage sind der kommende Dienstag, 30. April, und Freitag, 3. Mai. Zuerst ist das dritte schriftliche Prüfungsfach dran, dann folgt für alle verpflichtend Mathematik. Das dritte Prüfungsfach durfte man sich individuell aussuchen. Tatsächlich aber wählt der überwiegende Teil der Abiturientinnen und Abiturienten Englisch als drittes Fach. Englisch war schon immer beliebt, doch "der Trend hat sich über die Jahre massiv verstärkt", sagt Stefan Grabrucker, stellvertretender Schulleiter des Korbinian-Aigner-Gymnasiums in Erding. An seiner Schule, wo in diesem Jahr 126 junge Menschen zu den Abiturprüfungen antreten, wählt nur noch eine Minderheit ein anderes Fach. Am Gymnasium Dorfen ist es ähnlich. Auch hier haben sich die allermeisten der 109 Abiturienten und Abiturientinnen für Englisch als drittes Fach entschieden. Am AFG ist das nicht so ausgeprägt. Englisch sei zwar unter ihren 84 Prüflingen "relativ beliebt", sagt Regine Hofmann, es gebe aber auch schriftliche Prüfungen in neun anderen Fächern.

Richtig "querbeet" - und das sagen alle Schulleiterinnen und Schulleiter - geht es jedoch erst bei den mündlichen Prüfungen zu. Bis zu den Kolloquien, von denen jede und jeder zwei absolvieren muss, ist es noch eine geraume Zeit hin. Die mündlichen Prüfungen finden nach den Pfingstferien in den ersten zwei Juni-Wochen statt.

Trotz des Übergangs zum G9 wird es auch 2025 einen Abi-Jahrgang geben

Erst danach wird es auch in der Stadtbücherei Erding wieder etwas ruhiger werden. Die kommunale Bibliothek hat sich in den vergangenen Jahren als beliebter Lernort etabliert. Seit Wochen kommen jeden Tag junge Menschen, um sich dort auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. "Wir haben Nachmittage, da sind alle Plätze doppelt besetzt", sagt Ingrid Müller-Heß, die Leiterin der Stadtbücherei. Sie schätzt, dass zu Hochzeiten etwa 50 Schülerinnen und Schüler da sind. Neben der ruhigen und offenen Atmosphäre ist die Bücherei auch "ein Treffpunkt ohne Konsumzwang", sagt Müller-Heß, und wohl auch aus diesem Grund attraktiv. Das Lernmaterial bringen die jungen Menschen in der Regel selbst mit, "aber wir haben auch für jedes Fach die Lernhilfen da".

Eigentlich ist dieses Jahr der letzte reguläre G8-Jahrgang dran und die Nachfolgenden benötigen wegen der Rückkehr zum G9 ein Jahr länger bis zum Abi, werden also erst 2026 geprüft. Doch auch im nächsten Jahr wird es einen Abiturjahrgang geben. Falls es trotz allen Lerneifers, voller Konzentration und intensiven Bemühens für den einen oder die andere am Ende nicht reichen sollte, fällt man nach einem nicht bestandenen Abitur nicht ins Bodenlose.

In jedem Landkreis gibt es eine Auffangnetzschule, in Erding ist das das Korbinian-Aigner-Gymnasium. Der Abi-Jahrgang 2025 bestehe aktuell schon aus 56 jungen Leuten, sagt Stefan Grabrucker. Die erstaunlich große Zahl setzt sich zum einen aus den Mitgliedern der sogenannten Einführungsklasse zusammen, die nach einem Mittleren Schulabschluss an einer Realschule oder einem M-Zweig einer Mittelschule ans Gymnasium gewechselt waren. Zum anderen sind es Schülerinnen und Schüler, die für sich die Option der "individuellen Lernzeitverkürzung" gewählt haben und, kurz gesagt, in der Oberstufe die elfte Klasse übersprungen haben. Sie werden im kommenden Jahr, dann als wirklich letzte, das Abitur nach G8-Regel ablegen.

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