Der drohende Gasmangel und die rasant steigenden Energiepreise bewegen sowohl Privatpersonen als auch öffentliche Einrichtungen, ihren Energieverbrauch zu überdenken und zu sparen, wo sie können. Deutschlandweit haben schon viele Freibäder ihre Wassertemperaturen um ein paar Grad gedrosselt. Auch im Landkreis Erding wurde darüber diskutiert. Mit einem durchaus überraschenden Ergebnis. Alle Freibäder bleiben warm und trotzdem wird dabei keine Energie verschwendet.
Für das Freibad Erding hatten die Stadtwerke eigentlich bereits eine Temperaturabsenkung von 24 Grad auf 23 Grad beschlossen, diese sei nun allerdings gar nicht mehr notwendig, sagt Geschäftsführer Christopher Ruthner: "Aufgrund der hohen Außentemperaturen wird das Wasser von alleine aufgeheizt." Dadurch liege die Wassertemperatur aktuell sogar bei 25 Grad. Und er zeigt sich zuversichtlich, dass es während der Freibadesaison mehr oder weniger so weiter gehen wird. Auf längere Sicht, sei das jedoch keine Lösung, räumt Ruthner ein - ohne bereits eine Antwort darauf zu haben: "Wie es dann im Hallenbad weitergeht, müssen wir abwarten." Sollte es jedoch zu einem Gasmangel kommen, dann sei es "nicht unwahrscheinlich, dass Freizeiteinrichtungen früher betroffen sind, als andere", sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer.
"Gegebenenfalls werden wir länger mit dem Eineisen warten" - konkret ist aber noch nichts
Davon wären dann nicht nur Hallenbäder betroffen. Einen fast fließenden Übergang gibt es vom Ende der Freibadsaison im September zum Beginn der Eishallensaison Anfang Oktober. Für die Eishallen sind Energiesparmaßnahmen bereits in der Diskussion. Aktuell seien die Stadtwerke Erding noch im Gespräch mit dem TSV Erding, der die sanierte Eishalle am Volksfestplatz für Eiskunstlauf und Eishockey nutzt. "Gegebenenfalls werden wir länger mit dem Eineisen warten", erklärt Ruthner die möglichen Auswirkungen. Konkret ist aber noch nichts.
Emil Rudolf, Präsident des ESC Dorfen, zeigt sich ebenfalls verunsichert über die anstehende Saison. Zwar rechnet er fest damit, diese ganz regulär zum 2. Oktober beginnen kann. Doch bestehe die Gefahr, dass dem ESC im Notfall der Strom abgeschaltet wird, sagt Rudolf. Die Dorfener Eishalle sei schon vor zwei Jahren vom Gas abgekoppelt und auf Fernwärme umgestellt worden, "dennoch brauchen wir unterm Strich Energie", sagt Rudolf. In den vergangenen Jahren habe man beim ESC, schon "sehr viel erreicht", was die Energieeinsparung betrifft, beispielsweise durch optimierte Wärmedämmung und Photovoltaik. Trotzdem ist Rudolf bewusst, dass eine Eishalle "nicht systemrelevant" ist. Sollte es hart auf hart kommen, "fallen wir natürlich als Sporteinrichtung zuerst weg", betont er verständnisvoll.
Das gleich neben der Eishalle gelegene städtische Freibad Dorfen war Thema in der jüngsten Sitzung des Klima- und Umweltausschuss. Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, das Wasser im Freibad, sobald es allgemein kühler werde, nur noch auf 22 Grad aufzuheizen. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) betonte: "Überall macht es die Energieknappheit nötig, zu sparen, wo man es könnte." Sabine Berger (CSU) entgegnete jedoch, man solle die Bürger nicht dafür bestrafen, dass sie nicht nach Griechenland in den Urlaub fliegen, "wo das Wasser wärmer ist", sondern hier baden gehen. Heiner Müller-Ermann verwies darauf, dass das Freibad eh mit Fernwärme aus Holzhackschnitzeln geheizt wird. Da die Energie zu 100 Prozent regenerativ, regional und klimaneutral sei, müsse man nicht sparen. Dieses Argument überzeugte den Ausschuss.
Ähnlich fiel die Entscheidung für das Waldbad in Taufkirchen aus. Dieses heizt das Wasser mit Abwärme einer Biogasanlage, die ansonsten einfach verpuffen würde. Die Gemeindewerke Taufkirchen haben ein Fernwärmenetz gebaut, an das noch weitere, größere Verbraucher im Zentrum des Ortes angeschlossen sind. So beispielsweise das Rathaus, die Sparkasse und eben das Waldbad, das aus Sicht der Gemeindewerke ein idealer Abnehmer ist, weil es auch im Sommer Wärme benötigt.