Eindringliche Warnung:"Ein Tier ist kein Spielzeug"

Lesezeit: 2 min

Tierschützer raten von lebenden Weihnachtsgeschenken ab

Von Thilo Schröder, Freising

Ein Haustier unter dem Weihnachtsbaum, mit Schleife drum und in einen Karton gepackt: Solche und ähnliche Szenarien kritisieren Tierschützer im Landkreis Freising. Mangelndes Wissen über den Umgang mit Haustieren, über Aufwand, Kosten, Pflege und die nötige Zuwendung sind Gründe dafür. Das Freisinger Tierheim vermittelt darum zwei Wochen vor Weihnachten keine Tiere mehr. Im Tierheim Au werden solche Maßnahmen zwar nicht ergriffen. Doch auch hier kritisiert die Leiterin, dass Tiere teilweise wie jedes andere Geschenk betrachtet würden - und nicht als Lebewesen.

"Das Problem ist, dass sich die Leute nicht informieren", sagt der Leiter des Freisinger Tierheims, Joseph Popp. Viele würden beim Tierkauf unüberlegte Entscheidungen treffen, kritisiert der Vorsitzende des Tierschutzvereins Freising. Egal ob Mäuse, Katzen oder Hunde: Wenn die Kinder lange genug nervten, würden die Eltern nachgeben und ihnen ein Haustier kaufen. Dabei sei vielen nicht klar, welche Konsequenzen sich aus dieser Entscheidung ergeben würden. "Tiere brauchen Beschäftigung und Zuwendung", erklärt Popp. Sie könnten alt und dabei krank werden, sagt der Tierschützer, eine Operation oder Pflege koste viel Geld.

Auch Angelika Horner, Leiterin des Tierheims Au, kritisiert unüberlegte Tierkäufe. Tiere sollten zudem nicht als Weihnachtsüberraschung benutzt werden. "Viele Tiere landen unter dem Baum. Mit Schleife drum in einem Karton, manche machen das tatsächlich", berichtet Horner. Das verursache viel Stress für die Tiere. Hunde und Katzen seien um Weihnachten besonders beliebt. "Die Kinder sehen nur das flauschige Tier, später kommt das Desinteresse, vor allem bei scheuen Häschen", sagt die zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Hallertau. Dass Tiere viel Arbeit bereiteten, würden viele erst hinterher feststellen. Oft seien das auch Pärchen, die sich gegenseitig überraschen wollten. Wenn dann der Partner nicht begeistert sei, werde das Tier zurückgebracht. "Spätestens an Ostern ist das Tier wieder im Tierheim", pflichtet Popp ihr bei.

Mancher scheint im Nachgang zu beschämt über die vorschnelle Entscheidung, um das Tier dann wenigstens einfach zurückzugeben. "Wir haben das öfter, dass Tiere in Kartons oder Schachteln vor den Türen unserer Mitglieder stehen", sagt Popp. Es gebe sogar Fälle, da würden Tiere im Karton vor dem Wertstoffhof abgestellt. Um dem vorzubeugen, führe sie Vorgespräche mit potenziellen Käufern, sagt Horner. "Viele machen einem was vor. Wenn man diplomatische Fragen stellt, kriegt man das raus."‟ Sie frage beispielsweise, ob eine Wohnungs- oder Freigangkatze gewünscht sei. Bei Ersterem lehne sie sofort ab. "Wir vermitteln keine Wohnungskatzen, die sollen draußen herum laufen."‟ Eine im Haus gehaltene Katze verursache Probleme, was wiederum die Käufer dazu veranlassen könne, das Tier zurückzubringen. "Die kratzt, räumt die Fensterbank ab."‟ Im Tierheim Au seien alle Tiere gechipt, so könnten ausgesetzte Tiere zugeordnet werden.

Popp glaubt nicht an die Wirkung von Vor- und Nachkontrollen. Man könne einfach nicht überprüfen, was mit dem Tier letztlich passiere, denkt er. Darum gebe es im Freisinger Tierheim in der Vorweihnachtszeit einen Vermittlungsstopp, der bis nach Silvester andauere.

Welche Überlegungen im Voraus wichtig sind, dazu geben die beiden Tierschützer den Tipp, sich eine Menge Fragen zu stellen: "Will ich ein Tier? Kann ich ihm eine artgerechte Haltung bieten? Habe ich Zeit für ein Tier? Wer kümmert sich im Urlaub darum? Was passiert mit dem Tier bei einem Umzug? Kann ich mir Futter, Impfungen, Entwurmen und das Behandeln von Krankheiten leisten?"

Horner verweist außerdem auf die eher lästigen Pflichten, die ein Haustier mit sich bringe, etwa den Käfig zu säubern, für Auslauf zu sorgen, auch bei schlechtem Wetter. Tiere müssten erst stubenrein gemacht werden, ergänzt Popp. Oft seien Käfige zu klein, Kaninchen bräuchten zum Beispiel viel Platz und sollten nicht alleine gehalten werden, weil sie sonst vereinsamen. Was sie dagegen nicht bräuchten, seien Stress und tobende Kinder. "Ein Tier", sagt Popp, "ist kein Spielzeug".

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: