Ehrenamt:Verständnisvoller Chef

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Beim Empfang in der Residenz (von links): MHW-Präsident Robert Schmitt, Florian Brummer, Leiter der MHW-Bundesgeschäftsstelle, Geschäftsführer Markus Urban von der Firma Ziemann&Urban und Innenminister Joachim Herrmann. (Foto: Sebastian Widmann/oh)

Die Moosinninger Firma Ziemann&Urban erhält die Auszeichnung "Ehrenamtsfreundlicher Betrieb". Geschäftsführer Markus Urban hat Verständnis für Freistellungen, denn er ist selbst im Katastrophenschutz engagiert.

Von Regina Bluhme, Moosinning

Ein Verkehrsunfall, ein Brand, ein verheerender Sturm: Ehrenamtliche im Rettungs- oder Katastrophendienst müssen zuweilen von jetzt auf gleich den Arbeitsplatz für einen Einsatz verlassen. Die Firma Ziemann & Urban in Moosinning stellt ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Einsätze "formlos und unkompliziert frei". Das hat Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am vergangenen Samstag betont, als er Markus Urban die Urkunde "Ehrenamtsfreundlicher Betrieb" überreichte. Urban ist selbst ehrenamtlich im Medizinisch Katastrophen-Hilfswerk Deutschland (MHW) engagiert. Der eingetragene Verein unterstützt internationale Hilfsaktionen. Die Selbsthilfekurse fürs richtige Verhalten bei Notfällen und Krisen werden regelrecht überrannt.

35 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat das 1991 gegründete Familienunternehmen aus Moosinning, das deutschlandweit und international Lösungen für industrielle Qualitätssicherung und Prüfautomatisierung anbietet. Vier Mitarbeitende engagieren sich ehrenamtlich beim MHW sowie in der Freiwilligen Feuerwehr an ihrem Wohnort. Ehrenamtliches Engagement liegt uns wirklich sehr am Herzen", sagt Markus Urban beim Telefonat zwei Tage nach der Urkundenverleihung. Es sei selbstverständlich, dass ein Mitarbeiter, der zum Beispiel die ganze Nacht im Hilfseinsatz war, am nächsten Tag auf seinen Wunsch hin freigestellt werde. "Wir sind aber auch sehr flexibel", betont Urban. Auch aufgrund der Tatsache, dass sehr viel im Homeoffice erledigt werden könne.

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Er wisse, dass viele Arbeitgeber nicht immer so verständnisvoll reagierten, "gerade bei kleineren Betrieben ist das auch nicht einfach, wenn plötzlich zwei von drei Mitarbeitern nicht das sind", sagt Urban. "Wir können alles gut abbilden und die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen." Bei einem plötzlichen Krankheitsfall müsse die Arbeit ja auch weitergehen. "Bis jetzt ist uns noch keine Situation auf die Füße gefallen."

Innenminister Joachim Herrmann lobte am Samstag beim Empfang in der Residenz den Moosinninger Betrieb für seine "innerbetriebliche große Anerkennung" fürs ehrenamtliche Engagement. Zudem verwies er darauf, dass das Unternehmen während der Flüchtlingshilfe 2015 oder während der Corona-Pandemie Hilfsorganisationen kostenlos eigene Infrastruktur und IT-Spezialisten zur Verfügung gestellt habe.

Ohne Strom kochen? Die Selbsthilfekurse sind sehr beliebt

Markus Urban weiß seit mehr als 20 Jahren selbst, was ehrenamtliches Engagement bedeutet. Beim MHW, einem Zusammenschluss privater Rettungsdienstunternehmen und Spezialisten verschiedenster Branchen aus Deutschland und Europa, ist er seit der Gründung 2005 ehrenamtlich aktiv. Urban ist auch regelmäßig bei den MHW-Selbsthilfekursen dabei. In diesen Kursen lernen die Teilnehmenden unter Expertenanleitung anhand praktischer Übungen das richtige Verhalten in Notsituationen, zum Beispiel: wie man einen Feuerlöscher richtig bedient, wie man Wunden versorgt und sich bei Bränden oder Verkehrsunfällen verhält, aber auch wie man mit einfachen Mitteln Regenwasser trinkbar macht, wie eine intelligente Notbevorratung aussieht oder wie man ohne Strom Kochen kann. Die Präsenzveranstaltung finden in der MHW Akademie im Landkreis Rosenheim statt.

Gerade in Zeiten von drohenden Energieengpässen oder sogar Blackouts sind die Selbsthilfekurse sehr gefragt. Der kommende Kurs für diesen Samstag ist bereits komplett ausgebucht. Für Oktober ist ein weiterer Kurs in Rosenheim eingerichtet worden. "Wir haben sehr viele Anfragen für die Kurse und arbeiten gerade an einem Online Format dafür", informiert Markus Urban.

Mit der Auszeichnung kann der Betrieb nun für sich werben

Dass der Moosinninger Betrieb nun die Auszeichnung "Ehrenamtsfreundlicher Betrieb" erhalten hat, freue ihn sehr, erklärt Geschäftsführer Markus Urban. Und diese Auszeichnung, so hofft er, könnte das Unternehmen, das wie alle anderen auch Fachkräfte sucht, für neue, ehrenamtlich engagierte Mitarbeitende attraktiv machen. "Ich sehe das auch als Werbung für uns."

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