Ebersberg:Seid bereit

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Firmen versuchen sich für den Brexit zu wappnen

Von Viktoria Spinrad, Ebersberg

Genau 32 Tage sind es noch, bis Großbritannien aus der EU und damit aus Binnenmarkt und Zollunuion austritt. Während ein harter Brexit ohne Austrittsvertrag immer wahrscheinlicher wird und der EU-Ratspräsident von einem "besonderen Platz in der Hölle" für Brexit-Begründer ohne Plan spricht, blickt auch manches Unternehmen im Landkreis Ebersberg besorgt nach London. Zölle, Schutzrechte und Steuern sind dann hier wieder ein Thema.

Während die meisten mittelständischen Unternehmen im Landkreis ihren internationalen Handel mit Waagen, Aluminium oder Industrie-Modellen unabhängig von Großbritannien betreiben, überwiegt bei einigen verbliebenen die Ratlosigkeit. "Wir müssen es auf uns zukommen lassen", heißt es von den Schokoladenform-Herstellern der Glonner Hans Brunner GmbH, auf die auch manch britischer Hersteller setzt. Laut Firma ein "nicht unbeträchtlicher Anteil" der Kunden - aber solange die Austrittsformalien noch nicht stehen, "sind uns die Hände gebunden."

Ähnliche Töne klingen aus dem Landkreisnorden. "Es ist ja alles ungewiss", sagt Alexander Friedrich von Gienger, einem Markt Schwabener Großhändler für Haustechnik. Die Firma exportiert zwar nicht nach Großbritannien, bezieht von dort aber wenige Einzelteile wie veredelte Keramik oder elektronische Kleinteile. Die Folgen des Brexit sieht man aber als "händelbar". Um zu entscheiden, ob die Einkaufspolitik des Unternehmens angepasst werden muss, will man hier zunächst abwarten: "Die letzten Details sind ja noch nicht durchgekaut."

Manch anderer erwartet angesichts der beliebten Nischenprodukte "Made in Bavaria" vor allem Nachteile für die britischen Geschäftspartner. Inspektionssysteme, wie sie die Seidenader Maschinenbau GmbH in Markt Schwaben herstellt, "die gibt es auf dem englischen Markt nicht", erklärt Vertriebler Uwe Schäfer. Die Markt Schwabener Produkte und Untersuchungen von Pharmaprodukten wie Ampullen, Flaschen, Spritzen würden mangels Alternative also "sicher teurer für England". Außer, die Geschäftspartner schauen sich außerhalb der EU um: "Das ist aber ein anderes Level an Qualität." Seiner Einschätzung nach ist die Angst vor Einwanderung immer noch größer "als die vor einem harten EU-Austritt".

Vor dessen Folgen möglichst schützen möchte der Poinger Elektronikhändler Avnet seine Kunden. Der US-amerikanische Mutterkonzern hat mit brexit@avnet.eu sogar eine eigene Mailadresse zum Austritts-Thema eingerichtet. Dieses betrifft neben der deutschen Avnet-Dependence in Poing auch die zugehörige EBV Elektronik und damit eine der größten Firmen mit Sitz im Landkreis Ebersberg. Zwar sei Großbritannien ein verhältnismäßig kleiner Markt, erklärt Georg Steinberger von Avnet. Auf die Mitarbeiter komme bei den Entsendungen auf die Insel trotzdem mehr Arbeit zu: Denn die bisher unproblematischen EU-Lieferungen gelten dann als Exporte. Das bedeutet eventuell höhere Kosten und mögliche Zölle auf der britischen Seite. Mithilfe des bereits eingespielten "Schweizer Modells" möchte man aber die Auswirkungen auf britische Kunden so gering wie möglich halten; auch mit den Transportpartnern habe man schon vor langem über das Thema gesprochen. "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet", so Steinberger.

© SZ vom 26.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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