Naturschutz:In Dorfen sollen Wasserbüffel weiden

Lesezeit: 2 min

Westlich von Dorfen, am Nordufer der Isen, soll eine Weide für Wasserbüffel entstehen. Die Initiative geht auf Anwohner Armin Blaha und den Naturfilmer Jan Haft zurück. Haft, der auf einem ehemaligen Bauernhof bei Dorfen lebt, hält dort bereits seit mehr als drei Jahren Wasserbüffel. (Foto: Jan Haft (OH))

Die großen Huftiere sollen mit ihren Suhlen an der Isen für mehr Artenvielfalt sorgen und die Landschaft offen halten.

Von Thomas Daller, Dorfen

Westlich von Dorfen, zwischen Stadtrand und Niederham, soll am Nordufer der Isen auf einer eingezäunten Fläche ein naturnaher Lebensraum für Wasserbüffel und Rinder entstehen. Der Umwelt-, Natur- und Klimaausschuss hat bereits seine Zustimmung gegeben. Ein Teil des Areals gehört der Stadt, weitere Flächen will sie hinzupachten. Die Initiative ging von Privatleuten aus, als Projektträger ist die Initiative Natur-Vielfalt-Isental mit dem Landschaftspflegeverband Mühldorf eingebunden.

Die Initiative geht auf Armin Blaha, einen Nachbarn dieser Fläche, sowie auf den Naturfilmer Jan Haft zurück, der auf einem ehemaligen Bauernhof bei Dorfen lebt und dort bereits zwei Wasserbüffel hält. Haft befasst sich auch in seinen Filmen mit dem Thema Beweidung: Wasserbüffel weiden Gebüsch und junge Bäume ab, halten dadurch die Landschaft offen. In ihren Trittlöchern und Suhlen sammelt sich Wasser. Das wiederum begünstigt natürliche Prozesse, von denen viele seltene Pflanzen- und Tierarten profitieren.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Man kennt diesen Effekt von bewirtschafteten Almweiden, auf denen beispielsweise eine Schmetterlingsvielfalt gegeben ist, die man anderswo vergeblich sucht. Dieser Effekt ist auch auf der Wiese eingetreten, auf der Haft seine Wasserbüffel hält. Das Tüpfelsumpfhuhn ist auf dieser Fläche zu Gast, das Blaukehlchen, das sich von Insekten in Wassernähe ernährt, außerdem gibt es Laubfrösche, Molche und Libellen. Armin Blahas Sohn Jonas, der als Kameramann für Hafts Filmproduktion Nautilus arbeitet, kam auf die Idee, dass sich die Fläche südlich seines Elternhauses ebenfalls für eine solche Beweidung eignen würde. Sein Vater begann daraufhin an einem Konzept zu arbeiten.

Der Zufall wollte es, dass sich parallel dazu der Biologe Andreas Zahn ebenfalls mit diesem Areal befasste und es ökologisch kartierte. Er kam zu dem Schluss, dass es am besten wäre, die Fläche zu beweiden. Das teilte er dann auch der Stadt Dorfen mit. Als Blaha und Haft bei Bürgermeister Heinz Grundner vorstellig wurden, rannten sie offene Türen ein. Denn neben den Effekten für die Artenvielfalt ist es ein Vorzeigeprojekt für Schulklassen und interessierte Erwachsene. Hinzu komme noch, dass sich die Stadt das Mähen sparen könne und Geld aus Fördertöpfen gibt es obendrein: bis zu 800 Euro pro Hektar.

Natürlich kämen Kosten hinzu, für einen Elektrozaun, für Hinweistafeln, eventuell für einen Naturlehrpfad und eine Aussichtsplattform. Auch im Umweltausschuss, der das Projekt einstimmig befürwortete, gab es solche Anregungen. Zudem soll es einen Unterstand für die Wasserbüffel geben, die auf dem Areal überwintern können. Gesichert ist bereits, dass sich ein Landwirt aus Staffing um die Tiere kümmern wird.

Die künftigen Dorfener Wasserbüffel stammen aus der Ukraine und Rumänien

Bei den Wasserbüffeln handelt es sich um keine exotischen Tiere aus Afrika oder Asien. Bis vor rund 12 000 Jahren gab es den europäischen Wasserbüffel, davon zeugen Hunderte Funde vor allem in Deutschland und Holland. Die künftigen Dorfener Wasserbüffel sind Karpatenbüffel, die aus der Ukraine und Rumänien stammen.

Sie sollen vor allem das Schilf, Erlen und Weiden kurz halten, die das Areal sonst überwuchern und selteneren Pflanzenarten das Licht nehmen. Mit der Beweidung sollen sich mehr Frösche und Fledermäuse einstellen, Heuschrecken und Vogelarten wie Störche, Neuntöter, Bachstelzen, Kiebitze und Bekassinen.

Das Areal hat bereits einen neuen Namen: Hutanger. Das ist eine alte Bezeichnung für eine gemeinsame Weidefläche einer Ansiedlung, auf die ein Hirte die Tiere des Dorfes trieb. Solche Hüteanger mit Wasserbüffeln und Rindern sollten Schule machen, wünscht sich Haft. Mit ihrem Dung könnten sie fruchtbare Bodenschichten aufbauen, der von Mistkäfern, Würmern und Mikroorganismen zersetzt werde. So ein Bodenaufbau könne mehr CO₂ speichern als der Wald. Diese Freilandhaltung komme nicht nur dem Tierwohl zugute, sondern auch dem Klimaschutz.

Nach Auskunft der Stadt Dorfen hängt der Start des Projekts nun davon ab, wann man an die Fördertöpfe gelangt. Das sei ein bürokratisches Verfahren, aber man habe bereits einen konkreten Plan. Für 2024 könne man noch nichts versprechen, aber spätestens 2025 soll es losgehen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Umwelt und Natur in Bayern
:"Wir brauchen eine neue Wildnis vor unserer Haustür"

Der Dorfener Naturfilmer Jan Haft plädiert in seinem neuen Buch dafür, Tiere in Deutschland wieder stärker in die Fläche zu holen - wie das gelingen kann und wer davon alles profitieren würde.

Von Thomas Daller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: