Verzögerungen beim Bau der B15-Brücke:Dorfener Gewerbe ruft um Hilfe

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Ortstermin auf der Baustelle: links Stefan Tremmel vom Förderverein, Ulrike Scharf, Gewerbefreferent Martin Greimel, Bürgermeister Heinz Grundner, Apotheker Jens Krautscheid und Jessy Swoboda, Bereichsleitung Straßenbau (Foto: Renate Schmidt)

Die Umsätze der Geschäfte in der Innenstadt sind drastisch zurückgegangen. Die Staus in der Innenstadt schrecken viele Kunden ab. Der Förderverein beklagt sich bei einem Ortstermin mit Staatsministerin Ulrike Scharf.

Von Thomas Daller, Dorfen

Dorfener Geschäftsleute sowie die Stadt Dorfen haben sich bei Staatsministerin Ulrike Scharf über das Straßenbauamt und die Baufirma Züblin wegen der Verzögerungen beim Bau der B15-Brücke beschwert. Die Umsätze der Geschäfte in der Innenstadt seien drastisch zurückgegangen, weil Kunden aus dem umliegenden Orten Dorfen mittlerweile meiden würden. Außerdem habe man den Eindruck, dass an der Baustelle zu wenig gearbeitet würde, an manchen Werktagen sei sie geradezu verwaist. Man befürchte weitere Verzögerungen, weil offenbar keine Konventionalstrafen mit der Baufirma vereinbart worden seien. Die Politik müsse nun Druck ausüben, bevor die ersten Geschäfte aufgeben würden.

An dem Ortstermin an der Brückenbaustelle nahmen neben Scharf auch Bürgermeister Heinz Grundner, Gewerbereferent Martin Greimel, Stefan Tremmel vom Förderkreis Dorfen, Apotheker Jens Krautscheid, Thomas Jakob als Pressesprecher des Straßenbauamts, Jessy Swoboda in Vertretung des Bereichsleiters des Straßenbauamtes und Florian Stralek, Projektleiter der Firma Züblin für die Isenbrücke teil. Tremmel nannte das Treffen einen "Hilfeschrei" des Gewerbes, auch bei den Bürgerversammlungen sei das Thema bereits "hochgekocht".

Manche Geschäftsinhaber denken darüber nach, aufzugeben

Dorfen sei eine Einkaufsstadt, doch die Umsätze seien massiv zurückgegangen, weil Kunden aus den Nachbarorten die Innenstadt meiden würden, weil sich dort seit Monaten der Verkehr staue. Manche Geschäftsinhaber, insbesondere im höheren Alter, würden bereits erwägen, aufzugeben. Zudem beobachte man immer wieder, dass an der Baustelle nicht gearbeitet werde und man vermute, dass keine Vertragsstrafen vereinbart worden seien, für den Fall, dass Termine nicht eingehalten werden.

Bürgermeister Grundner sagte, bereits im März dieses Jahres habe er angezweifelt, dass der Bauzeitenplan eingehalten werden könne, weil die Ausschreibung so spät begonnen habe. Die Stadt habe vor sieben Jahren ein innerstädtisches Entwicklungskonzept durchgebracht, doch diese Bemühungen der vergangenen Jahre würden nun zunichte gemacht. Nicht nur beim Gewerbe, auch in der Bürgerschaft sei der Unmut groß. Hinzu komme, dass die Stadt im kommenden Jahr das 1250-jährige Bestehen feiern wolle und die Umleitung durch die Innenstadt diese Feierlichkeiten stören werde: "Das ärgert mich sehr". Weitere Verzögerungen dürfe es nicht geben. Der Brückenbau falle zwar nicht ins Ressort von Staatsministerin Ulrike Scharf, sagte Grundner, aber als Stimmkreisabgeordnete solle sie sich dafür einsetzen, dass auf dieser Baustelle mit mehr Nachdruck gearbeitet werde.

"Freitags ist nie was los"

Apotheker Jens Krautscheid, der in der Nähe der Baustelle wohnt, monierte, dass das "Behelfsbrückchen" bereits mit zwei Monaten Verzögerung gebaut worden sei. Auf der Brückenbaustelle sehe man nur wenige Arbeiter und "freitags ist nie was los". Es sprach von einem "dramatischen Verzug" mit entsprechenden Auswirkungen auf das Geschäftsleben: Für Krautscheid fährt ein sogenanntes Tablettentaxi, das Kunden mit Medikamenten beliefert. Früher sei dieser Service von 40 bis 50 Kunden am Tag in Anspruch genommen worden, seit dem Verkehrschaos durch die Baustelle seien es 100.

Jessy Swoboda vom Straßenbauamt sagte, die Baufirma sei an Liefertermine gebunden. Der Termin für die Fertigteile sei bereits festgestanden, als die Vorarbeiten fertig wurden. "Ich kann keinen hinstellen, der dann nichts tut." Es gebe Phasen, in denen man viele Arbeiter benötige und andere, in denen nur wenige arbeiten könnten. Swoboda räumte jedoch ein, dass der Zeitplan insgesamt "knapp gestrickt" und "ambitioniert" gewesen sei. Nächste Woche würden die Fertigteile auf der Brücke betoniert, aktuell seien acht Eisenflechter im Einsatz. Im Frühjahr werde man spätestens Mitte Februar weiter arbeiten, dann werde man den Straßenbau auf der Nordseite fertig machen. Mit der Abdichtung der Brücke könne man jedoch nicht vor Ende April beginnen. Man benötige Plustemperaturen im Bauteil, weil der Beton warm genug sein müsse, um mit dem Kunstharz abzubinden.

Es kommen nur spärliche Informationen

Tremmel sagte, beim Brückenbau habe es bereits zwei längere Verzögerungen gegeben und immer wieder habe man versichert, dass die Brücke zumindest bis Weihnachten notdürftig befahrbar sein werde. Sowohl das Straßenbauamt als auch Vertreter der Baufirma hätten angekündigt, wenn der Zeitplan nicht eingehalten werde, arbeite man zur Not auch an den Samstagen. Erst relativ spät sei man diesem Ziel abgerückt. Die Kommunikation mit der Stadt sei anfangs auch besser gewesen, mittlerweile werde man nur noch spärlich informiert.

Diese Kommunikation wird sich wohl so schnell nicht verbessern: Thomas Jakob, der bisher als Pressesprecher des Straßenbauamtes für das Projekt zuständig war, wechselt zum Jahresende zur Stadtverwaltung München. Und der Posten des zuständigen Bereichsleiters ist nicht besetzt. Swoboda sagte, beim Straßenbauamt "hoffe" man, den Bereichsleiterposten Anfang nächsten Jahres wieder besetzen zu können. Bis dahin werde sie die Vertretung übernehmen.

Auch die Ministerin ist genervt

"Hier wird deutlich, dass Straßen die Lebensadern einer Stadt sind", sagte Ulrike Scharf. "Wenn man an ihnen operiert, kann man eine Stadt so lahmlegen, dass Geschäfte schließen müssen." Sie sei ebenfalls genervt, wenn sie auf dem Weg zu Terminen durch Dorfen fahren müsse und enttäuscht, dass der Zeitplan nicht eingehalten wurde. Nun könne man nur nach vorne schauen, und dafür sorgen, dass jetzt nichts mehr dazwischen komme.

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