Lärmschutz in der Stadt:Schwieriger Spagat

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Ein Freibad ist wohl niemals ohne Lärmemissionen zu betreiben. 2019 musste sich das Bad in Dorfen deshalb mit einer Anwohnerin auseinandersetzen. (Foto: Renate Schmidt)

Große Dorfener Vereine wie der TSV oder der ESC müssen Lärmkonflikte mit den Nachbarn regeln. Eine Lösung wäre die Sportstättenverlagerung, aber die ist nicht in Sicht.

Von Thomas Daller, Dorfen

Als Dorfen einst mit dem Slogan "Unser geliebtes Nest" für sich warb, war auch die Sportlerwelt noch in Ordnung: Die aneinander angrenzenden Sportstätten des TSV, des Tennisclubs, des ESC und des städtischen Freibads lagen noch am damaligen Stadtrand und der Torjubel der Fans hat lediglich mal Hasen oder Rehe vergrault. Mittlerweile sind auch dort Siedlungen entstanden, mit Nachbarn, von denen sich manche am Lärm des Trainings- oder Spielbetriebs stören.

Seither gibt es Konflikte, aktuell hat der ESC damit Probleme, davor waren es das Freibad und der TSV. 2018 war schon einmal eine Sportstättenverlagerung nach Rutzmoos angedacht, allerdings war das ein Schnellschuss im Kontext der Bewerbung um eine Landesgartenschau, der sich als Rohrkrepierer erwies: Die Stadt hatte damals die Grundstücke weder bevorratet noch mit den Eigentümern Verhandlungen geführt. Nun gehen die Probleme weiter und eine Lösung ist nicht in Sicht.

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Es ist nicht allein der Lärm, der eine Sportstättenverlagerung für die Vereine attraktiv machen würde: Der Pachtvertrag des Tennisclubs läuft in fünf Jahren aus und der TSV hat bereits mehr als 100 Kinder auf der Warteliste, weil die Trainingskapazitäten längst völlig ausgeschöpft sind. Angeblich soll auch das Freibad ein Sanierungsfall sein, nachdem man dort jahrzehntelang nur wenig investiert hat.

2019 gab es beim Freibad erstmals Beschwerden einer Anwohnerin über den Lärm, die öffentlich bekannt wurden. Nach wenigen Verbesserungen und vielen Anfeindungen gab sich die Frau geschlagen.

Auch der TSV muss mit Beschwerden über Lärmbelästigungen umgehen. Allerdings sucht man hier im Einvernehmen mit den Nachbarn nach Lösungen. Die Mähzeiten wurden beispielsweise so angepasst, dass die Nachbarn in der Früh und abends ihre Ruhe haben und der Spielbetrieb der ersten und zweiten Fußballmannschaft wurde seit dieser Saison vom Sonntag auf den Samstag verlegt. Dadurch verlor man allerdings etliche Stammzuschauer: Manche schauen am Samstag lieber Bundesliga, für andere ist es der Familientag oder sie mähen den Rasen und erledigen handwerkliche Arbeiten.

Beim Training der Eispiraten im ESC-Stadion geht es sportlich zur Sache - ein Anwohner fühlt sich dadurch in seiner Nachtruhe gestört. (Foto: Renate Schmidt)

Aktuell geht nun ein Anwohner des ESC-Stadions an die Öffentlichkeit, nachdem er sich nach eigenen Angaben bereits seit zwölf Jahren beim Verein über den Lärm beschwert. Es gehe ihm um die Nachtruhe, sagt Hermann Bachmaier. Montags, dienstags, mittwochs und donnerstags finde in der ESC-Halle das Eishockeytraining statt, das bis 23.30 Uhr dauere.

Wenn dabei die Pucks gegen die Bande knallen, höre sich das auf seinem Balkon "wie ein Handgranatenangriff" an. Er habe Messungen mit seinem Smartphone vorgenommen und dabei Werte von 90 bis 100 Dezibel erhalten. Ab 22 Uhr seien jedoch nicht mehr als 40 Dezibel erlaubt, sagt Bachmaier. Seine Werte sind allerdings wenig plausibel: 100 Dezibel gelten als Wert für den Lärm in einer Disko.

Die Stadt hat bereits die Gabionen-Lärmschutzwand an einer Seite verbessert

Bachmaier ist zudem kein unmittelbarer Anwohner, zwischen seinem Haus und dem Stadion befindet sich noch das Freibad und dort hat die Stadt bereits die Gabionen-Lärmschutzwand zu seiner Seite hin ertüchtigt. Aber dieser Schutz nütze nichts, sagt er, weil sich der Lärm durch das "Blechdach" des Stadions nach oben ausbreite. Bachmaier fordert eine Dämmung der Bande und des Stadiondachs, ersatzweise habe er dem Präsidenten des ESC, Emil Rudolf, bereits alternative Trainingspläne vorgeschlagen.

Es habe bereits mehrere Gespräche zwischen ihm und Rudolf sowie dessen Stellvertreter Sebastian Gerbl gegeben, sagt Bachmaier. Rudolf bestreite die Messwerte, Gerbl habe angeboten, wenn er "das Maul halte", bekomme er eine Jahreskarte umsonst.

Es gibt wohl auch persönliche Animositäten

Rudolf sagte der SZ Erding, der ESC habe bereits eine Akustikisolierung am Zeltdach angebracht und die Belüftung umgestellt, um den Schalltransport zu verändern. Allerdings habe das nicht dazu beigetragen, den Konflikt mit Bachmaier zu entspannen. Rudolf betonte, Bachmaier sei der einzige Anwohner, der sich über das Training beschwere. Und die Gespräche seien auch durch persönliche Animositäten geprägt gewesen; so werfe ihm Bachmaier "Profitgier" und Ähnliches vor. Der ESC habe bereits eine Firma mit geeichten Messgeräten beauftragt, um die Werte zu ermitteln. Die Ergebnisse seien dem Landratsamt, Abteilung Immissionsschutz, mitgeteilt worden. Demnach lägen keine Überschreitungen der zulässigen Werte vor.

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