Überalterung und Personalmangel:Geschäftsaufgaben häufen sich

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Ende des Jahres schließen Aloisia und Josef Mayer ihr Fachgeschäft. Auch der Malerbetrieb geht zu Ende. (Foto: Renate Schmidt)

Nun schließt auch noch Farben Mayer in der Dorfener Innenstadt - nach mehr als 70 Jahren.

Von Thomas Daller, Dorfen

Eigentlich sollte 2023 ein Festjahr werden für Dorfen, vor 1250 Jahren wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Aber die Freude wird durch zahlreiche Geschäftsaufgaben in prominenter Lage in der Innenstadt getrübt. Der Paukenschlag kam bereits Anfang des Jahres, als die Brauerei Bachmayer am Marienplatz das Ende ihres Traditionsbetriebs bekanntgab. Es folgte das Gasthaus Lebzelter, das letzte Dorfener Gasthaus mit traditioneller bayerischer Küche - wegen Personalmangels. Aus ähnlichen Gründen schlossen dann zwei Bäckereifilialen in der Stadt. Das Eisenwaren- und Werkzeugfachgeschäft Ziegler am Unteren Markt schloss ebenfalls seine Türen, weil kein Nachfolger bereitstand. Nun geben auch Josef und Aloisia Mayer ihren Farbenhandel und den Malerbetrieb auf. Ende des Jahres ist Schluss. Bis dahin läuft der Abverkauf mit Rabattnachlässen.

Das Ehepaar Mayer kommt ins Rentenalter, Josef ist bereits 65. Ihre beiden erwachsenen Söhne haben eine andere Lebensplanung, als das Geschäft zu übernehmen. Hinzu kommt, dass auch die Mitarbeiter in Kürze in Rente gehen. Die Mayers hätten vielleicht noch ein, zwei Jahre weitergemacht, aber ohne Mitarbeiter geht es nicht. Ihr Lager an der Angermaier-Kreuzung haben sie bereits geräumt, Ende Dezember ist dann auch Schluss mit dem Geschäft am Unteren Markt.

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Diese Entwicklungen waren absehbar: Der inhabergeführte Einzelhandel in der Stadt ist überaltert, es werden keine Nachfolger gefunden. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Die Stadt hatte in der Vergangenheit immer mal wieder unter der Abwanderung von Gewerbe zu leiden oder mit Leerständen in der Gastronomie. Wenn nun aber alteingesessene Fachgeschäfte wie Ziegler oder Farben Mayer schließen, ist das ein Alarmsignal.

Eigentlich wollte die Stadt Dorfen auf solche Situationen vorbereitet sein: Vor einem Jahr, im Oktober 2022, sollte die neue Fachfrau für das kommunale Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung, Vanessa Moniker, die Sache in die Hand nehmen. Im Rahmen eines Fragebogens, der an alle Betriebe versandt wurde, wollte die Stadt unter anderem wissen, ob in den nächsten fünf Jahren mit größeren Veränderungen zu rechnen sei. Die Unternehmensbefragung wurde allerdings ein Flop, die Rücklaufquote lag lediglich bei 20 Prozent. Ohnehin ist Wirtschaftsförderung bei der Stadt Dorfen kein einfacher Job: Mehrere Vorgänger Monikers hatten schnell wieder gekündigt und offene Baustellen hinterlassen.

Farben Mayer hatte sich an der Befragung beteiligt, es gab auch schon einen Kontakt mit Moniker. Aber ihr Handlungsspielraum ist begrenzt: "Wenn eine passende Anfrage an die Stadt gerichtet wird, kann sie sie an uns weiterleiten", sagt Aloisia Mayer. Sie selbst sind auch nicht untätig geblieben: "Wir haben uns an die IHK und an die Handwerkskammer gewandt und Inserate geschaltet, um einen Nachfolger zu finden", sagt Josef Mayer. "Aber es kam keine Resonanz."

Nach der Gründung in den 1950er-Jahren hieß das Geschäft noch Farben und Gummi Mayer

Das Geschäft hat Mayers Vater in den 1950er-Jahren aufgebaut, damals noch unter dem Namen Farben und Gummi Mayer. Dort gab es neben Farben auch Schläuche und Keilriemen. In den 1970er-Jahren entstand der Laden am Unteren Markt.

Dass sie irgendwann aufhören würden, sei schon klar gewesen, sagte Josef Mayer. Aber perspektivisch sei es in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr so gut gelaufen: Mit dem Abriss und Neubau der Isenbrücke habe die Umleitung durch die Innenstadt ein Verkehrschaos angerichtet, das Kunden abgeschreckt habe. Sie wanderten in Nachbarorte ab und die Umsätze brachen ein. Im Festjahr fanden dann am Unteren Markt Freilichtfestspiele statt und die Parksituation dabei war auch nicht förderlich für die Kundenbindung. "Das hat für unsere Entscheidung auch eine Rolle gespielt", sagt Josef Mayer.

Vor gut zwei Monaten haben sie sich endgültig entschieden, Ende des Jahres aufzuhören. Ein paar Stammkunden haben bereits Vorräte eingekauft, und schließlich müssen sie noch die GmbH auflösen. "Das Tagesgeschäft fällt dann weg, aber ganz so schnell geht es nicht." Der Kontakt mit den Kunden und die Gespräche im Laden würden ihnen sicher fehlen, sagen beide. Aber sie haben auch schon Pläne für den Ruhestand. "Wir kümmern uns um zwei ganz süße Enkelkinder", sagte Aloisia. Zudem haben sie ein Wohnmobil, mit dem sie durch Europa reisen wollen. "Und mehr Radlfahren", fügt Josef Mayer noch hinzu.

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