CSE will expandieren:Skepsis in Taufkirchen

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Carsharing Erding möchte künftig auch in Taufkirchen Fuß fassen. (Foto: Renate Schmidt)

Der Gemeinderat schiebt die Entscheidung auf, ob man mit dem Carsharing-Verein Erding kooperieren will. Es seien noch nicht alle Fragen geklärt, heißt es.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Der Carsharing-Verein Erding (CSE) weitet seine Aktivitäten über die Kreisstadt hinaus in den Landkreis aus. Dazu hat man zusammen mit dem Markt Isen ein Gemeindekooperationsmodell entwickelt und gestartet, das anschließend auch in Pastetten realisiert wurde. Aktuell streckt der CSE seine Fühler nach Taufkirchen aus, in der vergangenen Gemeinderatssitzung stellten der Vorsitzende Tobias List und Schatzmeister Stephan Treffler das Kooperationsmodell vor. Mehrheitlich gab es zustimmende Äußerungen, weil aber noch nicht alle Fragen geklärt sind, wurde der Beschluss vorläufig zurückgestellt.

In Taufkirchen läuft bereits ein Carsharing-Modell, das sich allerdings vom Kooperationsmodell des CSE deutlich unterscheidet. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit mit Mikar, ein Unternehmen, das Neunsitzer-Kleinbusse zur Verfügung stellt, die man sich für Vereinsfahrten, private Ausflüge oder auch Umzüge ausleihen kann. Die Tarife sind relativ günstig, weil das Unternehmen in den jeweiligen Orten meist genügend Sponsoren findet, die dafür Werbung am Bus anbringen dürfen.

CSE hingegen bietet das klassische Carsharing an, mit dem man im Idealfall auf einen Zweitwagen verzichten kann. "Ein Carsharing-Fahrzeug kann bis zu 15 private Pkws ersetzen", sagte List. Ländliche Gebiete seien jedoch eine Herausforderung, weil viele wegen Einkäufen oder Arztbesuchen auf das Auto angewiesen seien.

In Erding habe sich das Carsharing bereits als Erfolgsmodell erwiesen. Mit einem Auto habe man vor neun Jahren begonnen, mittlerweile seien sieben Fahrzeuge in der Kreisstadt unterwegs. Zudem habe sich die Mitgliederzahl in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt, aktuell gebe es 276 Fahrberechtigte.

CSE verlangt 50 Euro Aufnahmegebühr, sechs Euro Monatsbeitrag, tagsüber zwei Euro Mietpreis pro Stunde sowie einen Kilometerpreis von 35 Cent. Darüber hinaus muss sich die jeweilige Gemeinde über eine Laufzeit von drei Jahren mit einer monatlichen Anschubfinanzierung von 800 Euro beteiligen und möglichst eine Ladesäule zur Verfügung stellen, weil der Verein ein Elektroauto anbieten möchte. Nach diesen drei Jahren übernehme der Verein die Fixkosten alleine.

Michael Lechner (WGW) fürchtet, Mikar und CSE könnten sich "kannibalisieren"

Einige Gemeinderäte waren skeptisch. Michael Lechner (WGW) argumentierte, die beiden Carsharing-Anbieter Mikar und CSE könnten sich gegenseitig "kannibalisieren". Peter Attenhauser (AfD) sagte, es gebe nur wenige Nutzer, aber 95 Prozent der Allgemeinheit müssten dafür "blechen".

Manfred Slawny (SPD) betonte, Mikar und CSE könne man nicht über einen Kamm scheren: Der Mikar-Neunsitzer sei für Gruppenausflüge gedacht, "mit CSE spart man sich ein Auto". Zudem laufe der Vertrag mit Mikar bereits im September 2025 aus.

Kurt Empl (Einigkeit Moosen) erkundigte sich, mit welchen Anschaffungskosten man für eine Ladesäule rechnen müsse. List sagte, die Stadtwerke Erding hätten 10 000 Euro veranschlagt. Aber durch eine Kooperation mit der Baugenossenschaft habe man eine günstigere Lösung gefunden.

Bürgermeister Stefan Haberl (CSU) fasste zusammen, dass es noch einige offene Fragen gebe, beispielsweise ob man Mikar einbinden wolle oder was die Ladesäule koste. Er schlug vor, den Beschluss zurückzustellen, bis diese Punkte geklärt seien. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

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