Umweltschutz:Von Kröten und Wölfen

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Mitglieder der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Wörth bauen einen Krötenschutzzaun und tragen die Tiere über die Straße zu den Laichgewässern, so werden die Kröten vor vorbeifahrenden Autos geschützt. (Foto: Renate Schmidt)

In der Jahreshauptversammlung des Bundes Naturschutz steht der Flächenfraß im Mittelpunkt. Aber auch die neue Wolfsverordnung ist Thema. Und dass es beim ÖPNV hapert, bekommt der per Zug und S-Bahn angereiste BN-Landesschef an dem Abend persönlich zu spüren.

Von Regina Bluhme, Erding

Im Landkreis Erding kommen ein paar Probleme zusammen: Enormer Landverbrauch, wenig Waldbestand und hohe Nitrateinträge, so fasste Gabriele Betzmeir, die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), die Lage während der Jahreshauptversammlung zusammen. Für den bayerischen BN-Landesvorsitzenden Richard Mergner als Hauptredner gab es also einiges zu kritisieren. Er verlangte unter anderem, auf die geplante Erdinger Nordumfahrung zu verzichten. Eine Forderung, die auch ein weiterer Gast der Veranstaltung, BBV-Kreisobmann Jakob Maier, mehrfach öffentlich erhoben hat. Doch ein Thema brachte den Oberdinger Landwirt gegen den BN in Rage. Es ging um den Wolf.

Die BN-Kreisgruppe versuche, "die Natur vor Ort zu retten und neu zu gestalten", betonte Gabriele Betzmeir. Als Beispiel nannte sie die Biotoppflege, das Anlegen von insektenfreundlichen Wiesen oder von Krötenschutzzäunen. Wobei gerade im Bereich Wörth die Zahl der Kröten deutlich rückläufig sei. Seit März dieses Jahres gibt es das Projekt "Biotopverbund und Moorschutz im Dachauer-Freisinger-Erdinger Moos" mit Mitarbeiterin Violetta Just. Darüber hinaus betreibe der Verband viel Informationsarbeit, um auf den Umwelt- und Naturschutz aufmerksam zu machen.

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Landeschef Richard Mergner nannte den BN "eine Feuerwehr", die Natur und Umwelt retten und zugleich Lösungen aufzeigen wolle. Dass die Pläne für die dritte Startbahn am Flughafen München so gut wie erledigt seien, daran habe auch der Bund Naturschutz einen Anteil, so Mergner. Heftig kritisierte er die immer noch "autofixierte Mobilität".

Der ÖPNV müsse weiter ausgebaut und verbessert werden. Dass es hier hapert, bekam Mergner, der mit Zug und S-Bahn nach Erding angereist war, persönlich zu spüren. Wegen eines Ausfalls musste er die Veranstaltung 20 Minuten früher als geplant verlassen, um überhaupt noch den nötigen Anschluss in München zu bekommen. Er frage sich, "ob wir den Erdinger S-Bahn-Ringschluss noch erleben?" Wenig Mut machte ihm eine Zuhörerin. Ihre Mutter habe einen Flyer aus den 1970er Jahren aufgehoben. Überschrift: "Der Ringschluss kommt jetzt".

Der Straßenbau sei "der größte Umweltzerstörer in Bayern", fuhr Mergner fort. Deswegen zeige der BN der geplanten Nordumfahrung Erdings "die Rote Karte". Auch das Projekt B 15 neu von Landshut nach Rosenheim berge große Gefahren für den Landkreis Erding. Dieser würde dann "voll durchschnitten". Der BN-Landesverband wolle Druck machen bei der Staatsregierung beim Thema Flächenschutz, betonte Mergner. Besucher Jakob Maier verwies darauf, dass mittlerweile der Bauernverband ein eigenes Volksbegehren gegen den Flächenverbrauch plane.

Richard Mergner, der Landesbeauftragte des Bundes Naturschutz in Bayern (BN). (Foto: Sven Hoppe/dpa/dpa)
Unterwegs mit Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des BN Erding und Freising, bei Hecken, im Vordergrund die Strogen mit Silberweiden und Schwarzerle. (Foto: Renate Schmidt)

Ein "Negativbeispiel" für eine Flächenversiegelung ist nach Ansicht einer Zuhörerin die neugestaltete Freisinger Innenstadt. Dort sei zwar die Moosach geöffnet worden, aber sonst sei "alles zugepflastert". Sie habe keinen einzigen Baum gesehen. Zugegeben, der Erdinger Schrannenplatz sei auch eine "Wüste", aber in Freising müsste dringend mit Grün "nachgerüstet werden", so das BN-Mitglied. Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des BN Erding und Freising sowie Stadtrat in Freising erwiderte, die Gestaltung sei durchaus "optimierungsfähig". Immerhin sollen "Kübelbäume" aufgestellt werden.

Einig ist sich der Bund Naturschutz mit der Landwirtschaft im Agrarbündnis Bayern, dass der Umbau zu einer klimafreundlichen und tiergerechten Landwirtschaft vorangetrieben werden soll, zum Beispiel durch Umbauten an Ställen. Diese Maßnahmen müssten aber auch finanziell unterstützt werden, so Mergner.

Der Kreisobmann hat für die Klage gegen die Wolfsverordnung kein Verständnis

Auf kein Verständnis stieß bei Kreisobmann Jakob Maier allerdings die Kritik von Richard Mergner an der neuen bayerischen Verordnung, nach der Wölfe leichter abgeschossen werden können. Dass der BN gegen die Verordnung klagt, finde er "unmöglich", schimpfte Jakob Maier, nachdem er betont hatte, er sei auf Einladung des BN gekommen, "ich habe mich nicht reingeschlichen". Hütehunde oder Zäune würden den Wolf nicht aufhalten. Für die Wölfe im Nationalpark Bayerischer Wald gebe es drei Meter hohe Zäune, wohl auch noch einbetoniert. "Das ist doch für den Landwirt nicht machbar." Zudem würden die Zäune andere Tiere in ihren Wegen beschränken. "Denkt doch nicht immer schwarz oder weiß. Es gibt auch grau!" Richard Mergner sagte dem Kreisobmann zu, dass er eine Extra-Veranstaltung in Erding zum Thema Wolf abhalten werde.

In der Jahreshauptversammlung wurde Norbert Hufschmid-Steinmetz, der sich seit 33 Jahren an der Spitze der Ortsgruppe Erding engagiert, mit dem Goldenen Verdienstzeichen des BN ausgezeichnet. Bei den Neuwahlen wurde Gabriele Betzmeir als Vorsitzende wieder gewählt, Wolfram Honsberg als 2. Vorsitzender. Schatzmeister bleibt Robert Buckenmeier, Revisor ist weiterhin Max Schmid. Als Delegierte gewählt wurden Wolfgang Fritz und Norbert Hufschmid-Steinmetz, Ersatzdelegierte sind Hans Gabler und Dietmar Enderlein, Beisitzerin bleibt Rita Rott. Der aktuelle Mitgliederstand beläuft sich auf rund 3300. Der Kreisverband hat einen Gewinn von 2683 Euro erwirtschaftet.

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