Schulumbauten verzögern sich:Steigende Rohstoffpreise, Materialknappheit und Lieferengpässe

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Die Preise für Baustoffe, wie zum Beispiel Stahl, sind regelrecht explodiert seit 2020. (Foto: Renate Schmidt)

Viele Baufirmen können wegen der Krise derzeit gar keine Angebote mehr abgeben. Der Landkreis Erding muss reagieren und verschiebt den Umbau von zwei Realschulen darum um ein Jahr.

Von Thomas Daller, Erding

Im Haushalt 2022 hatte der Landkreis 870 000 Euro für den Umbau des Chemiebereichs in der Realschule Taufkirchen und des Physikbereichs in der Herzog-Tassilo-Realschule Erding vorgesehen. Im Ausschuss für Bauen und Energie wurden beide Maßnahmen nun um ein Jahr zurückgestellt. Die Verwaltung hatte darum gebeten, weil die Baufirmen aufgrund der unsicheren Marktsituation ihre Angebote kaum noch kalkulieren könnten. Viele Firmen würden aktuell auch bei Anfragen keine Angebote mehr abgeben.

Im Vorlagebericht fasste Matthias Huber, Leiter der Abteilung Liegenschaften im Landratsamt, die Probleme zusammen: Bereits 2021 sei Baumaterial deutlich teurer geworden. Neben den höheren Rohstoffpreisen habe es bereits Lieferengpässe gegeben und höhere Transportkosten durch den Anstieg der Mineralölpreise.

Aufgrund der aktuellen Weltpolitik durch Covid, Krieg und Sanktionen gegen Russland sei der Anstieg der Baupreise mittlerweile "exorbitant", so Huber. Des Weiteren werde es für die Baufirmen auf Grund der unsicheren Marktsituation immer schwieriger, ihre Angebote zu kalkulieren, da Facharbeiter wieder in ihre Heimatländer abwandern und dadurch Personalmangel herrsche. Materialpreise würden steigen, da die Rohstoffpreise "explodieren" oder die Baustoffe einfach nicht lieferbar seien. Aus diesem Grund würden viele Firmen auch auf Anfragen keine Angebote abgeben.

30 Prozent des Baustahls kommen aus Russland, der Ukraine und Belarus

Huber wies auch auf ein Schreiben des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hin, dass aufgrund der Kriegsereignisse in der Ukraine und der deswegen verhängten weltweiten Sanktionen die Preise vieler Baustoffe zum Teil extrem gestiegen seien. Rund 30 Prozent des Baustahls kommen nach Angaben des Ministeriums aus Russland, der Ukraine und Belarus. Hinzu komme der hohe Anteil von Roheisen aus diesen Ländern, der 40 Prozent betrage.

Betroffen seien auch diverse weitere Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig sind. Bei Nickel liege der Anteil bei 25 Prozent und bei Titan seien es 75 Prozent. Des Weiteren sei rund 30 Prozent der hiesigen Bitumenversorgung abhängig von Russland, mit entsprechenden Auswirkungen auf den deutschen Straßenbau. Auch die Kosten für Energie und Kraftstoffe seien erheblich gestiegen.

Huber wies zudem auf die sogenannte Stoffpreis-Gleitklausel hin, die das Risiko für Preisänderungen der aufgeführten Stoffe auf Auftraggeber und Auftragnehmer verteile. Dieses Szenario müsse von den Planern bei Vergaben über einer Bagatellgrenze angewendet und bei der Abrechnung berücksichtigt werden. Das sei jedoch schwierig, da manche Baustoffe wie Stahl nach Tagespreisen gehandelt werden und die Bearbeitung mit einem sehr großen Aufwand verbunden sei.

Massive Verzögerungen, exorbitanter Preisanstieg

Im Ergebnis führe das im regionalen und überregionalen Baugewerbe zu massiven Verzögerungen, zu einem exorbitanten Preisanstieg für die Baustoffe insbesondere in Verträgen mit Stoffpreis-Gleitklausel, zu überhöhten Angeboten, gegebenenfalls zu Kündigungen bereits bestehender Verträge und in manchen Fällen auch zu Kurzarbeit in den Betrieben.

Aufgrund dieser Lage schlage die Verwaltung deshalb vor, die Ausführung des Umbaus und der Sanierung des Physikbereichs in der Herzog-Tassilo-Realschule sowie den Umbau und die Sanierung des Chemiebereichs in der Realschule Taufkirchen vom Haushaltsjahr 2022 auf 2023 zu verschieben. "Mir ist bewusst, dass die Schulleitungen schon länger darauf warten", sagte Huber. Aber bei den Projekten handele es sich nicht um eine Raummehrung, sondern nur Modernisierungen.

"Wenn es um ein marodes Dach ginge, hätte ich diesen Vorschlag nicht unterbreitet." Er habe die Schulleiter informiert, "sie waren nicht begeistert", hätten jedoch Verständnis gezeigt und der genannten Lösung zugestimmt. Der Kreisausschuss für Bauen und Energie hatte ebenfalls Verständnis und billigte das Vorgehen.

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