Ausstellung:"Ich hasse Schwarz"

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Die Künstlerin Siegi Läng, 75, deren Talent erstmals im Alter von fünf Jahren in einer Klosterschule in Nandlstadt auffiel, mag es bunt. Sie probiert gerne neue Techniken aus und gibt ihre Erfahrung in Kursen auch an andere weiter

Interview von Florian Beck, Eching

Siegi Läng, 75, bereichert schon seit fast 50 Jahren die Kulturszene im Landkreis. Die freischaffende Künstlerin, die noch bis zum 18. August einige ihrer Werke im Alten-Service-Zentrum (ASZ) in Eching ausstellt, erzählt im Interview unter anderem von ihrer Inspiration, ihrem Lebensweg und ihrem Hass auf die Farbe Schwarz.

SZ: Im Rahmen ihrer Ausstellung ist vielerorts zu Lesen, dass Sie bereits seit 50 Jahren malen...

Siegi Läng: Ich male eigentlich schon länger, aber ich hab es nie sagen wollen, damit die Leute nicht wissen, wie alt ich bin (lacht). Dazu kann ich eine nette Geschichte erzählen: Ich bin mit fünf Jahren auf eine Klosterschule in Nandlstadt gekommen. Da sollten wir aus unserem ersten Lesebuch etwas mit einem Griffel auf eine Schiefertafel abzeichnen und zwar einen Mond, der auf einer Wolke reitet, die wie ein Pferd geformt war. Und dann hab ich das halt abgezeichnet und die Klosterschwester konnte gar nicht glauben, dass ich das selbst gemalt hatte. Ich durfte dann damit von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gehen und meine Zeichnung herzeigen und habe von jeder Schwester eine kleine Belohnung bekommen. Da hat man schon gemerkt, dass ich Talent habe.

Gehen einem, wenn man schon seit so langer Zeit malt, nicht langsam die Ideen aus?

Nein, gar nicht! Es kommen immer wieder neue Techniken dazu. Außerdem gebe ich ja Malkurse für Kinder oder bei der VHS. Und zwei private Kurse leite ich auch noch.

Sie probieren also gerne neue Techniken aus?

Ja, ich probiere viel Neues zu Hause aus und gebe es dann an meine Kursteilnehmer weiter. Ich persönlich male gerne Ölbilder, aber das kann ich mit meinen Kursen nicht machen, die brauchen nämlich ewig lang zum Trocknen. Und der Gestank... Acryl ist dafür viel besser geeignet, wasserlöslich und innerhalb einer viertel Stunde trocken. So können meine Schüler etwas Fertiges mit nach Hause nehmen. Ich habe auch schon mal mit in viel Wasser gelöster Farbe experimentiert, die ich dann mit einem Fön angeblasen hab, damit sie verläuft.

In Ihrer Ausstellung im ASZ steht neben jedem Ihrer Bilder auch ein Preis. Ist der Verkauf eine Art zweites Standbein für Sie?

Gar nicht. Kunst an den Mann zu bringen ist sehr, sehr schwer. Ich würde sagen, die Einstellung der Leute zur Kunst hat sich gewandelt, weg von Bildern, die schön gemalt sind und hin zu einfach nur Farbe. Ich habe Schülerinnen in meinen Kursen, die nur etwas Farbe mit dem Pinsel auftragen und das dann verkaufen. Das kann ich eigentlich nicht so gut. Ich habe zwar auch einige ganz moderne Werke, bei denen ich mit Salz oder Spachtelmasse gearbeitet habe, aber generell ist es trotzdem sehr schwer, meine Bilder an den Mann zu bringen.

Bei Ihren Werken fällt die Liebe zu vielen bunten Farben auf. Steckt dahinter eine bewusste Entscheidung, alles möglichst farbenfroh zu halten?

Nicht unbedingt, ich zeichne ja auch viel mit Kohle. Aber eines gibt es, was ich wirklich hasse: Schwarz. Ich hasse Schwarz! Das dürfen meine Schüler und Schülerinnen auch nur zum Mischen hernehmen. Lieber benutze ich Indigo, ein ganz dunkles Blau. Das ist nämlich wieder eine Farbe.

Wenn Sie an Ihren künstlerischen Lebensweg denken: Welche war die schönste Begegnung, die die Kunst Ihnen beschert hat?

Professor Voglgsang vom Josef-Hofmiller-Gymnasium, der war super. Und Oleg Drobitko, ein russischer Maler, bei dem ich sehr viel gelernt habe. Er hat mich auch immer recht gelobt und gesagt, ich wäre seine Beste. Bei ihm habe ich hauptsächlich Aquarelle gemalt. Ich würde sagen, er war ein großes Vorbild für mich.

Haben Sie sonst noch künstlerische Vorbilder?

Impressionisten, die liebe ich! Mit ein paar Pinselstrichen etwas zu erschaffen, wo Licht drinsteckt, das mag ich.

War die Kunst schon immer ihr Traumberuf?

Nein, ich wollte Musikerin werden. Ich habe auch mehrere Instrumente gelernt und viel gesungen. Ganz lange war ich im Freisinger Domchor und danach bei Günther Lehrmann in Neustift, da war ich sogar Solistin. Diesen Weg wollte ich dann eigentlich beruflich einschlagen, durfte aber nicht.

Was haben Sie stattdessen dann letztlich gelernt?

Ich bin Steuerfachkraft geworden, wie auch schon mein Vater. Ganz trocken, ich weiß. Ich mag meinen Beruf auch nicht, deswegen habe ich mich dann so in die Kunst gestürzt.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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