Politischer Aschermittwoch:SPD im Angriffsmodus

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Jung, jünger, SPD Erding: Der 18-jährige Schüler Benedikt Klingbeil kandidiert für die Erdinger SPD in den Landtag. Seine Rede kam sehr gut an. (Foto: SPD Erding/oh)

Der 18-jährige Schüler und Landtagskandidat Benedikt Klingbeil schildert die Misere der bayerischen Bildungspolitik. Alexander Gutwill will in den Bezirkstag und spart nicht mit Kritik an den Stadtratskollegen. Kämpfen ist angesagt - und das ist auch bitter nötig.

Von Regina Bluhme, Erding

Für die Erdinger SPD wurde es eng am Aschermittwoch. Es waren mehr Zuhörer in den Gasthof Radicic gekommen als gedacht. Sie erlebten eine angriffslustige SPD. Alexander Gutwill (45), der für den Bezirkstag kandidiert, sparte nicht mit Kritik an Stadtratskollegen, während der 18-jährige Landtagskandidat Benedikt Klingbeil auch aus Schülersicht kein gutes Haar an der Staatsregierung ließ. Die SPD zeigte sich kämpferisch. Sie muss auch kämpfen, denn die Ergebnisse im Landkreis lagen zuletzt unter zehn Prozent.

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Immerhin zeigt die Verjüngungskur der SPD Wirkung: Die Hälfte der Tische war mit jungen Mitgliedern besetzt. Es mussten diesmal zusätzliche Stühle herangeschafft werden. Das freute das junge Vorsitzenden-Duo des Ortsverbands, Melanie Schäfer und Leon Kozica. Sie überreichten zwei neuen Mitgliedern das Parteibuch. Eins ging an Luca Schönfeldt und eins an Georg Bauernfeind. Letzterer ist Sohn von Zweiter Bürgermeisterin Petra Bauernfeind. Sie wiederum gehört der Gruppierung der Freien Wähler an, deren Bayern-Chef Hubert Aiwanger am Aschermittwoch geschimpft hatte auf die "Haubentaucher" des politischen Berlins, wo bekanntlich die SPD in einer Ampelkoalition regiert.

Bis Anträge umgesetzt werden, kann es dauern

Dann legte Alexander Gutwill los. Er sitzt seit 2020 im Stadtrat Erding und hat dort das Amt des Feuerwehrreferenten und Sprechers der dreiköpfigen Fraktion inne. Ins Visier nahm er drei Referentenkollegen. Den Referenten für Gewässerschutz (CSU) vermisse er bei Begehungen, die Referentin für Nachhaltigkeit (Grüne) poste über ihre nicht nachhaltigen Bestellungen bei Amazon und beim Referenten für Gewerbeentwicklung (Erding Jetzt) sei nicht zu erkennen "was er eigentlich macht und wozu".

"Schwerst enttäuscht" sei er von der CSU, die das "Sozial" im Namen immer nur zu Wahlen entdecke. Einzig die SPD-Fraktion habe gegen die Anhebung der Grundsteuer gestimmt, betonte Gutwill. "Und dazu stehen wir heute noch." Die SPD stelle viele gute Anträge. Erst jetzt seien für die vor zwei Jahren bewilligten Bänke rund um den Kronthaler Weiher die Standorte markiert.

Stadtrat Alexander Gutwill kandidiert für den Bezirkstag. Dort will er sich für das Personal im Gesundheitswesen einsetzen. (Foto: privat/oh)

Gutwill erklärte, er kandidiere für den Bezirkstag, weil er sich für das Personal im Gesundheitswesen einsetzen wolle - für eine ordentliche Bezahlung und familienfreundliche Arbeitszeiten. Er kenne die Materie aus seiner jahrelangen Tätigkeit als Ausbilder in den Kliniken des Bezirks Oberbayern. Im vergangenen Jahr habe er "das Handtuch geworfen". Laut seiner Homepage ist Gutwill jetzt Abteilungsleiter bei einem Logistikdienstleiter in Freising.

Benedikt Klingbeil, Schüler an der FOS/BOS in Erding, kam mit seiner frei vortragenden Rede sehr gut an. Fußballtechnisch spiele er in der dritten Mannschaft in Altenerding, begann er, aber politisch darf es natürlich ein paar Nummern höher sein. Sein Ziel ist der Landtag. Da will er sich unter anderem für eine bessere Schul- und Bildungspolitik einsetzen, diese weise zum Beispiel bei der Digitalisierung "gravierende Mängel auf", wie sich in der Corona-Pandemie gezeigt habe. "Homeschooling hat überhaupt nicht geklappt." Schuld hätten nicht die Lehrer, "die haben sich richtig reingehängt". Als damaliger Realschüler habe ihn sehr geärgert, dass am Gymnasium die Leistungsnachweise reduziert worden seien, aber nicht an der Realschule. Er habe eine entsprechende Petition im Landtag eingereicht.

Klimapolitisch "schafft die CSU gar nichts"

Klimapolitisch "schafft die CSU gar nichts", schimpfte Klingbeil. Ob bei Windkraft oder Solar - "es muss Schluss sein mit der Verhinderungspolitik", eine echte Energiewende müsse her. Er könne die Frustration der Klimakleber verstehen, "die Mittel allerdings finde ich nicht gut". Diese aber mit der RAF gleichzusetzen, sei "viel zu weit hergeholt". Bundeskanzler Olaf Scholz habe bisher einen ruhigen Kopf bewahrt - im Gegensatz zum bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und dessen ständigen Posts. Das "S" in CSU werde bald für "Socialmedia" stehen, so Klingbeil, dabei seien Söders Fotos "nicht mal gut".

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