Arminia Bielefeld:Ein Dorfener am Ziel seiner Träume

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Andi Voglsammer im Trikot der Arminia nach seinem Tor zum 2:0 gegen Dynamo Dresden. Das Spiel endete 4:0. Mit dem Sieg stand der Aufstieg in die erste Bundesliga fest. (Foto: Martin Rose/Getty Images)

Schon als Zehnjähriger, als er noch für den TSV Dorfen in der Nachwuchsabteilung spielte, wollte Andi Voglsammer Fußballprofi werden. Nun steigt der erfolgreiche Torjäger als erster Dorfener Fußballer mit Arminia Bielefeld in die erste Bundesliga auf

Von Thomas Daller, Dorfen

Die letzten Wochen und Monate waren für Andreas Voglsammer eine Achterbahnfahrt der Emotionen: Der Stürmer von Arminia Bielefeld hatte sich Ende Januar im Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue den Mittelfuß gebrochen. Danach schuftete er täglich bis zu zehn Stunden für sein Comeback. Beim Nachholspiel der 2. Bundesliga gegen Dynamo Dresden gelang Bielefeld ein klarer 4:0 Sieg, wobei Voglsammer den zweiten Treffer erzielte. Damit steht nun fest, dass Voglsammer, der früher im Nachwuchs des TSV Dorfen kickte, mit der Arminia in die erste Bundesliga aufsteigt. Er ist somit der erste Dorfener, der in der ersten Bundesliga spielt.

Es gibt im deutschsprachigen Internet eine satirische Verschwörungstheorie, die behauptet, die Stadt Bielefeld gebe es nicht, ihre Existenz werde lediglich vorgetäuscht. In der ersten Bundesliga sind sie nun aber wieder da, nach einer grandiosen Saison, an der Voglsammer großen Anteil hatte. Der bullige Stürmer war mit elf Toren und fünf Torvorlagen maßgeblich am Bielefelder Erfolg beteiligt. Neben Kapitän Fabian Klos ist er der zweitbeste Torjäger der Ostwestfalen. Von den Fans wird das Duo liebevoll als "Klosammer" bezeichnet. Seit der Winterpause 2015/16 spielt der Dorfener für die Arminia. Erst im Oktober 2016 erzielte Voglsammer mit dem Siegtreffer gegen den SV Sandhausen sein erstes Tor für Bielefeld, konnte dann aber seine Torgefährlichkeit deutlich steigern. Schon in der Saison 2017/18 wurde Voglsammer mit 13 Saisontoren zum erfolgreichsten Spieler seiner Mannschaft, nachdem dies in den sechs Jahren zuvor jeweils Fabian Klos gewesen war. Die Arminia belegte am Saisonende Platz vier.

In der Saison 2019/20 führte Voglsammer zusammen mit Sturmpartner Klos die Mannschaft zur Herbstmeisterschaft und nun auch noch zum Aufstieg in die erste Bundesliga. Noch im Frühjahr hatte zwar eine große Sportzeitung das Gerücht lanciert, er strebe einen Wechsel nach England an, aber Voglsammer hatte das dementiert: Er habe nicht um eine Freigabe gebeten. Auch die Pressestelle der Arminia bestätigte am Donnerstag, dass Voglsammer Bielefeld auch in der kommenden Saison treu bleibt: "Darauf können Sie Gift nehmen", sagte Pressesprecher Christian Roselius.

Seine aktive Karriere als Fußballspieler begann Voglsammer in noch jungen Jahren beim TSV Haag, bevor er nach Dorfen wechselte. Sein damaliger Jugendtrainer war Günter Sattler, der jahrzehntelang auch Jugendleiter beim TSV Dorfen war. Voglsammer spielte damals in Haag in der E-Jugend und war sofort Feuer und Flamme, als man ihm in Dorfen anbot, eine Klasse höher, in der D-Jugend zu spielen. "Er war damals schon talentiert und hatte einen sehr großen Ehrgeiz", erinnert sich Sattler. "Und er hat alles dem Fußball untergeordnet." In seiner Altersklasse sei er immer überragend gewesen und körperlich sehr robust. "Er hat bereits über eine gute Technik verfügt und auch daran weiter gearbeitet."

Und er habe früh sein Ziel vor Augen gehabt: "Er wollte Profi werden, schon mit zehn Jahren." Beim Spielen habe er immer eine Altersklasse übersprungen und sei dennoch aufgefallen: "Wenn Not am Mann war, hat er in der Abwehr mitgeholfen, wenn wir Tore brauchten, als Mittelstürmer. Er war immer für ein, zwei Tore gut." Sattler weist darauf hin, dass es damals die DFB-Sichtungspunkte noch nicht gegeben habe: "Da musste man sich selbst ins Gespräch bringen."

Voglsammer fiel auf und wechselte nach etwa vier Jahren beim TSV Dorfen zum TSV 1860 Rosenheim und dann zur Jugend des FC Bayern. Er kam dort sowohl bei den U 16-Junioren als auch in der U 17-Mannschaft zum Einsatz. Nach einigen Jahren im Nachwuchs der Bayern wechselte Voglsammer im Sommer 2010 in die Nachwuchsabteilung des Zweitligisten Karlsruher SC, wo er in der U 19-Mannschaft ein beeindruckendes Debüt gab. Es folgten weitere Stationen beim TSV 1860 Rosenheim, bei der Spielvereinigung Unterhaching und beim 1. FC Heidenheim, bis er schließlich 2016 zu Arminia Bielefeld wechselte.

Darüber hinaus wurde er auch in die deutsche Nachwuchsnationalmannschaft aufgenommen. Erstmals wurde er 2008 in den Kader der deutschen U 16-Junioren geholt, es folgten die Einberufung des jungen Stürmers in den U 17- und U 18-Kader.

Jugendtrainer Sattler schätzt an seinem ehemaligen Schützling nicht nur den sportlichen Ehrgeiz, sondern dass ihm der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen ist: "Andi ist bodenständig geblieben. Wenn wir ein Nachwuchsturnier haben und ich rufe ihn an, ob er vorbeischauen kann, dann kommt er, gibt Autogrammstunden und redet mit den Kindern. Auch zu seinen Spezln von damals hat er noch guten Kontakt. Er hat keinen vergessen."

© SZ vom 20.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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