Abwasser:Gesetzgeber zwingt zum Handeln

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Abwasserzweckverband Erdinger Moos erwägt Bau einer eigenen Verbrennungsanlage für Klärschlamm

Von Thomas Jordan, Eitting

Der Abwasserzweckverband Erdinger Moos (AZV) erwägt, zusammen mit anderen kommunalen Entsorgern eine eigene Klärschlamm-Verbrennungsanlage zu errichten, das bestätigt Geschäftsführer Josef Schmittner. Bayernweit gibt es viel zu wenige sogenannte Monoverbrennungsanlagen, in denen die torfartigen Überreste der Abwasser-Klärung entsorgt werden können. Bis zum Jahr 2023 wird sich die Entsorgungsproblematik des Abfallprodukts im Landkreis Erding zuspitzen. Auch Erdings OB Max Gotz zeigt sich offen für Lösungen auf kommunaler Ebene.

8500 Tonnen Klärschlamm fallen beim AZV Erdinger Moos, einem der größten Klärbetriebe in Bayern, jedes Jahr an. Das Zuständigkeitsgebiet des Betriebs umfasst den westlichen Landkreis Erding sowie Teile des Landkreises Ebersberg und den Flughafen München. Laut Geschäftsführer Josef Schmittner wird aktuell die Hälfte des Erdinger Klärschlamms in die bayernweit einzige Monoverbrennungsanlage in Altenstadt transportiert. Die andere Hälfte wird in München in einer sogenannten Mitverbrennungsanlage zusammen mit anderen Abfallstoffen entsorgt.

Diese Möglichkeit werde in absehbarer Zeit wegfallen, sagt AZV-Geschäftsführer Schmittner. Denn laut Gesetzgeber soll in Zukunft mehr Phosphor aus der Klärasche gewonnen werden. Phosphor zählt zu den wichtigsten Nährstoffen des Ökosystems und soll in Zukunft im Sinne einer Kreislaufwirtschaft vermehrt den Feldern wieder zugeführt werden. Bei der Mitverbrennungsmethode wird allerdings nur so wenig Phosphor rückgewonnen, dass diese Entsorgungsmethode für den AZV Erding "unwirtschaftlich" ist.

"Wir machen uns Sorgen", sagt AZV-Geschäftsführer Josef Schmittner. Bis zum Jahr 2023 müsse der Abwasserzweckverband, ein kommunales Unternehmen, ein Konzept vorlegen, wie man künftig mehr Phosphor rückgewinnen könne. Spätestens dann stellt sich die Frage: Wohin mit all dem Erdinger Klärschlamm?

Die Möglichkeit, das geklärte Abwasser auf Feldern auszubringen ist nach der neuen Düngevorschrift aus dem Jahr 2017 nur noch "sehr begrenzt" möglich, sagt Geschäftsführer Josef Schmittner. Denn damit Klärschlamm ausgebracht werden kann, müssten Polymere beigemischt werden. Diese seien aber wiederum ungünstig für die Landwirtschaft.

"Die jetzt vorhandenen Kapazitäten werden nicht für die Verbrennung ausreichen", sagt der AZV-Geschäftsführer. Deswegen gebe es Überlegungen, "dass sich Kommunen zusammenschließen und Anlagen bauen", sagt Schmittner. Im Moment beobachte man in Erding sowohl die Forschungen zu neuen Entsorgungstechniken als auch die Entwicklung auf dem Markt der privaten Verbrennungsbetriebe, wo es aktuell nur eine einzige Monoverbrennungsanlage in ganz Bayern gibt.

"Da fehlt ein bisschen mehr Wettbewerb", sagt auch Erdings OB Max Gotz (CSU). Für mehr Wettbewerb könnten auch die Kommunen sorgen, indem sie eigene Monoverbrennungsanlagen bauen. Auf Nachfrage der SZ bestätigt OB Gotz, dass es seit Jahren Überlegungen gebe, sich mit anderen Kommunen aus der Region dafür zusammenzuschließen. Das ist allerdings mit erheblichen Kosten verbunden. OB Gotz will sich daher mehrere Optionen offenhalten. Er hofft auch noch auf eine Verbesserung der bestehenden Entsorgungstechniken, um die sich zuspitzende Entsorgungsproblematik von Klärschlamm in Erding zu beheben.

Zum Thema einer eigenen Monoverbrennungsanlage sagt Oberbürgermeister Gotz: "Wir sollten das in Ruhe betriebswirtschaftlich abwägen." Der OB macht gleichzeitig klar, dass er eine Entsorgungslösung nur im Verbund mit anderen Kommunen für sinnvoll hält, weil die in Erding anfallende Klärschlammmenge nicht für den Betrieb einer eigenen Verbrennungsanlage ausreicht. In diesem Zusammenhang bestätigt der Oberbürgermeister auch, dass die Stadt Erding mit einigen umliegenden Gemeinden bereits wegen der Reinigung von Abwasser in Kontakt stehe.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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