ABS 38:Bahnausbau soll in vier Jahren starten

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Es geht seit jeher nur langsam voran auf der Bahnstrecke München-Mühldorf. Hier nähert sich ein schon älteres Modell eines dieselgetriebenen Minizugs dem Bahnhof Dorfen. (Foto: Renate Schmidt)

Gesamtprojektleiter Alexander Pawlik will 2027 mit dem Bauen beginnen. Die Fertigstellung datiert er ungenauer auf "Mitte der 2030er Jahre". Das wären mindestens fünf Jahre später als ursprünglich avisiert.

Von Florian Tempel, Dorfen

Vor einem Jahr hat Alexander Pawlik die Gesamtleitung der Planung der Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing (ABS38) übernommen. "Das erste Jahr ist rasend schnell vergangen", resümierte er nun bei einem Pressegespräch in Mühldorf. Wobei das natürlich sein subjektiver Eindruck war. Von außen, aus der Sicht im Landkreis Erding betrachtet, hat sich herzlich wenig getan. Man hat in den vergangenen Monaten vor allem registriert, dass es sehr viel länger dauern wird, als ursprünglich vorgesehen.

Der durch ein schlecht gemachtes Bundesgesetz entstandene Zeitverlust hatte Pawliks Vorgänger Klaus-Peter Zellmer dazu bewogen, 2022 bei der Deutschen Bahn zu kündigen und fortan lieber etwas anderes zu tun, als Bahnstrecken zu planen. Zum neuen Zeitplan, der freilich noch nicht wirklich feststeht, sagte Pawlik an diesem Mittwoch: "Wir wollen 2027 mit dem Bauen beginnen." Mit einer Fertigstellung der gesamten Strecke rechne er, deutlich ungenauer, "Mitte der 2030er Jahre". Das wären also wohl mindestens fünf Jahre später, als die von Zellmer einst angepeilte Zielmarke 2030.

Grundlegende Diskussionen sind im Landkreis Erding weitgehend abgearbeitet

Dass für den neuen Gesamtprojektleiter die Zeit in seinem ersten Jahr bei der ABS38 schnell verflogen ist, kann man sich freilich schon vorstellen. Alexander Pawlik hatte sicher allein damit eine Menge zu tun, alle wichtigen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und von Bürgerinitiativen entlang der 145 Kilometer langen Strecke kennenzulernen. Dass die vor 150 Jahren eröffnete Eisenbahnlinie endlich im 21. Jahrhundert ankommt und dazu zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden muss, ist zwar unstrittig. Doch jede Kommune, die großen Unternehmen im südostbayerischen Chemiedreieck und ganz viele Bürger haben zum Ausbau ihre eigenen Gedanken.

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Der kommunikative Austausch scheint eine der wichtigsten Aspekte derzeit zu sein. Auf dem westlichen Abschnitt der ABS 38 zwischen Markt Schwaben und Ampfing sei allerdings alles relativ klar mittlerweile, sagte Pawlik. Grundlegende Diskussionen wie die über eine Gleistieferlegung in Dorfen sind hier weitgehend abgearbeitet. Am Dienstag hatte Pawlik ein Treffen mit den Bürgermeistern der Kommunen des ersten Abschnitts. Bei dem sogenannten Dialogforum habe man viele kleinere Punkte besprochen und sei dann alles in allem zufrieden wieder auseinandergegangen. Der Dorfener Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) habe ihn zum Beispiel noch einmal auf eine mögliche Verlegung der Staatsstraße nach Isen entlang der Gleise Richtung Bundestraße B15 angesprochen.

Eine Designerin soll die Gestaltung der Lärmschutzwände konzipieren

Ein Punkt, den er im Dialogforum noch einmal erklärt habe, sei das Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz (MgVG) gewesen. Dieses bereits legendäre Gesetz aus dem Hause des früheren Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU) sollte nach dem Willen seiner Erfinder der Beschleunigung wichtiger Infrastrukturprojekte dienen. Es stellte sich jedoch heraus, dass es fatalerweise Wirkung in entgegengesetzter Weise entfaltete - es bremst gewaltig. Es gibt zwar die Möglichkeit, bei der ABS38 eine Ausstiegsklausel aus dem MgVG zu ziehen. Doch dadurch lässt sich der bereits eingetretene Zeitverlust nicht wett machen, sondern lediglich noch mehr Verzögerung verhindern. Die Deutsche Bahn, erklärte Pawlik, wolle übrigens nicht nur mit der ABS38, sondern auch mit allen anderen Projekten aus dem ungeliebten Gesetz raus. Das sagte er nur nebenbei - und machte damit umso deutlicher, dass das MgVG aus Sicht der Bahn ein totaler Flopp ist.

Etwas, was ihm persönlich wirklich am Herzen liege, sagte Pawlik, sei hingegen die Gestaltung der Lärmschutzwände, die später abschnittsweise über viele Kilometer vor allem innerhalb von Kommunen die Menschen vor dem Eisenbahnverkehrslärm schützen sollen. Pawlik sagte zwar, dass die Schallschutzbestimmungen gesetzlich festgelegt sind und die Menschen deshalb nicht mehr Lärmschutz bekommen, als es der Gesetzgeber vorgesehen habe. Gleichwohl wollen er und die Deutsche Bahn mehr Wert auf eine gute Gestaltung der bis zu 5,5 Meter hohen Lärmschutzwände aus Beton oder Aluminium legen. Im zweiten Halbjahr werde man eine Industriedesignerin oder einen Industriedesigner einstellen, die oder der sich bei der ABS38 ausschließlich um dieses Thema kümmern soll. Farbe und Struktur der Lärmschutzwände würden dann in verschiedenen Varianten mit jedem Stadt- oder Gemeinderat individuell diskutiert und vereinbart.

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