Erbschaftsstreit:Wohnung weg

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Ärger ums Erbe von Alt-OB Wimmers Nichte: Münchner fühlt sich von der Stadt betrogen

Von Sabine Buchwald

Ihren 100. Geburtstag am 22. März 2015 hat Katharina Löttgers stilvoll und fröhlich mit einem Mittagessen in der Grünwalder Einkehr gefeiert. Die Nichte von Alt-Oberbürgermeister Thomas Wimmer umgab sich an diesem Tag mit vertrauten Menschen, die ihr zuletzt zur Seite standen. Kinder hatte sie keine, ihr Mann war schon in den Siebzigerjahren gestorben, und so waren unter den Gästen ein Anwalt aus Norddeutschland und seine Gattin, Oberbürgermeister Dieter Reiter nebst Ehefrau Petra und auch Mehmet Özdemir, ein Mann, der ihr jahrzehntelang behilflich war. Er pflegte Löttgers Haus und Garten in Harlaching, chauffierte sie zu Ärzten, machte ihr Frühstück und am Ende organisierte er ihr Begräbnis. Diese Aufgabe erfüllte er nur knapp ein Jahr nach ihrem runden Geburtstag, Katharina Löttgers starb im Januar 2016.

Für seine jahrelangen Dienste hatte ihm die alte Dame eine Drei-Zimmer-Wohnung und ihren Mercedes versprochen, dies auch in ihrem Testament schriftlich festlegt. Der Hauptteil ihres sonstigen Nachlasses aus Kapital- und Immobilienvermögen aber geht an die 2012 errichtete Katharina-Löttgers-und-Thomas-Wimmer-Stiftung unter dem Dach der Stadt München. Ihr Zweck ist es, bedürftige Senioren zu unterstützen. Mehmet Özdemir, 62, Angestellter bei der Stadtgärtnerei, hat aber bislang weder Wohnung noch Auto geerbt und fühlt sich betrogen. Noch an ihrem Sterbebett soll Katharina Löttgers vor ihm und Zeugen gesagt haben, dass er sich nun nie mehr um sich und seine Familie sorgen müsse.

Mit dem Tod der alten Münchnerin, die "Queen von Harlaching" genannt wurde, beginnen für den Vater von drei Kindern aber neue Sorgen. Denn ob Özdemir erben wird, ist fraglich. Die versprochene Wohnung, die Özdemir noch eigenhändig renoviert haben soll, ist vor Löttgers Tod verkauft worden. Mit Hilfe eines Anwalts will er nun von der Stadt Geld dafür einfordern. Vor allem aber gehe es ihm um "Transparenz". Er fragt sich, wo das Vermögen der Dame, die sich an ihrem Geburtstag mit viel altem Goldschmuck dekoriert hatte, geblieben sei. Nach einem Gespräch im April mit den Leiterinnen der Stiftungsverwaltung der Stadt München hat man ihm 10 000 Euro angeboten. Özdemir wertet diese Offerte als "Schweigegeld", das ihn mundtot machen solle, die Stadt wiederum als Entgegenkommen, die Angelegenheit ohne gerichtliche Auseinandersetzung beizulegen. "Wir sind derzeit in der rechtlichen Prüfung, wie das Problem gelöst wird", sagt die Sprecherin der städtischen Stiftungsverwaltung, Edith Petry. Man könne verstehen, dass Herr Özdemir sich mehr erwartet habe.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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