Englschalking:Vereine ohne Bleibe

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Kritik an der Schließung der Sporthalle an der Memeler Straße

Von Ulrike Steinbacher, Englschalking

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für die Vereine, die jahrzehntelang in der kleinen Sporthalle an der Memeler Straße trainiert haben: Die Stadtverwaltung will das Gelände in Englschalking jetzt doch weiterhin "für Belange des Sports oder der Bildung" nutzen und nicht ans Kommunalreferat abgeben, letztlich also verkaufen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Die Vereine haben nichts davon.

Anfang August hatten Vertreter des SV Helios Daglfing und der Sportschule an der Memeler Straße erfahren, dass die Halle geschlossen und abgerissen wird. Das Referat für Bildung und Sport (RBS) erklärte, das Gebäude samt technischer Anlagen sei einerseits dringend sanierungsbedürftig, andererseits aber zu klein für den Schulsport. Daher sei die Sanierung nicht wirtschaftlich, für den Neubau einer größeren Halle sei aber das Grundstück zu klein. Also gebe man das Areal ganz auf.

Nach Protesten aus den Vereinen selbst und dem Bezirksausschuss verlängerte das RBS erst einmal die Kündigungsfrist von Anfang September auf Ende Dezember. Und im November entschied die Behörde dann, den Standort doch grundsätzlich zu erhalten. "Wie die Fläche genau genutzt werden soll, wird derzeit noch geprüft", erklärte eine Sprecherin damals. Jetzt, einen Monat später, spricht sie von "mehreren Optionen", das Baureferat sei mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Was letztlich auf dem Grundstück entstehe, sei aber "komplett offen".

Da hatte der Bezirksausschuss Bogenhausen bei seiner jüngsten Sitzung offenbar schon ein paar Informationen mehr: Die Halle solle abgerissen und durch ein Schulschwimmbad ersetzt werden, berichtete Robert Brannekämper (CSU). Auch von einer Kindertagesstätte sei die Rede. Das Projekt sei aber noch nicht in die Mittelfristigen Investitionsplanung (MIP) eingestellt - "noch nicht mal im Märchenbuch", wie Brannekämper die MIP-Kategorie 3 mit den eher visionären Projekten nennt. Wenn die Halle also nun stillgelegt werde, "dann geht die nächsten zehn Jahre gar nix" prophezeite er.

Der BA stellte sich einstimmig hinter den CSU-Antrag, die Halle für den Vereinssport zu erhalten, auch weil es dafür in der Umgebung kaum noch freie Kapazitäten gebe. Damit sich die Stadtviertelvertreter selbst ein Bild vom Zustand der Anlage machen können, soll mit dem Schulreferat ein Ortstermin vereinbart werden. An der Hallenschließung zum Jahresende will das RBS aber nicht rütteln, so dessen Sprecherin. "Den Vereinen konnten Ausweichmöglichkeiten angeboten werden, der Großteil in der Ostpreußen-Schule in der Nähe", erklärt sie. Das funktioniere, an die Behörde seien "dazu von den Vereinen keine Beschwerden herangetragen" worden.

Beim BA allerdings landeten sehr wohl Klagen: Das "zentrale Problem" sei, dass die Vereine wegen des Schulsports nirgendwo Hallenzeiten am Vormittag bekämen, erklärte Petra Cockrell (CSU) im BA. Gerade dafür gebe es aber viel Nachfrage. Und Dieter Bauer vom Vorstand der Sportschule an der Memeler Straße berichtet, dass auch das geliebte Prellball-Training seines Vereins gefährdet sei. Denn als dafür nach längerem Hin und Her Trainingszeiten in der Ostpreußen-Schule gefunden waren, habe sich herausgestellt, dass in der Halle dort "keine Ballspiele ausgeführt werden dürfen, aus dem nachvollziehbaren Grund, dass die Hausmeisterwohnung direkt an die Halle grenzt und die Schallbelastung durch Ballspiele unzumutbar ist".

© SZ vom 23.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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