Englschalking:Eltern betreiben die Mensa selbst

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Stadt und Staat sollen Grundschule an der Ostpreußenstraße entlasten

Jahrelang haben Schulleitung, Elternbeirat und Stadtviertel-Politiker für die Grundschule an der Ostpreußenstraße eine Mensa gefordert. Im September ging der Wunsch endlich in Erfüllung, und das war höchste Zeit, denn die Ostpreußenschule baut einen gebundenen Ganztagszug auf. Die Kinder sind vier Nachmittage die Woche bis 15.30 Uhr in der Schule. Sie brauchen Mittagessen und Betreuung.

Eine professionelle Verwaltung der neuen Mensa allerdings bekam die Ostpreußenschule nicht spendiert, anders als etwa die benachbarte Fritz-Lutz-Schule, wo sich eine Hauswirtschafterin um den Betrieb kümmert. An der Ostpreußenschule übernimmt das der Förderverein mit Unterstützung des Schulsekretariats - nach Meinung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen ein Unding. Einstimmig fordert er auf Antrag der CSU von der Stadt, bis Ende Januar 2016 eine vernünftige Lösung für die Mensa zu suchen, sodass der "Förderverein von Haftungsrisiko und Mehrarbeit entbunden werden kann".

Bisher seien es die Eltern, die sich um Einkauf, Verkauf, Personalsuche und Vertragsabschlüsse kümmerten, Essenspläne aufstellten, Essensgeld einsammelten, Hygienevorschriften überwachten - und das alles ehrenamtlich. Dass die Stadt Schule und Förderverein "so im Regen stehen lässt und die gesamte Organisation und Haftung auf das Ehrenamt abwälzt, kann nicht hingenommen werden", heißt es in der Antragsbegründung.

"Die Wurzel allen Übels" sei, dass es die Stadtverwaltung, sprich das Referat für Bildung und Sport (RBS), verpasst habe, die nötigen Fördermittel zu beantragen, mutmaßte Xaver Finkenzeller (CSU). Ein Einzelfall sei das nicht. Es gebe in München 14 betroffene Schulen. Angela Brändle (SPD) wollte es allerdings nicht bei einem Brief an die Verwaltung belassen. "Ich denke, dass ein Schreiben ans Schulreferat im Nirwana landen wird", sagte sie.

Brändle stellte das Problem in einen größeren Zusammenhang: Es gehe um die Zusammenarbeit von Kommune und Freistaat bei der Betreuung von Ganztagsklassen. Hinter den Kulissen verhandelten RBS und Kultusministerium gerade darüber, wer was an personeller und finanzieller Ausstattung übernehmen müsse. "Für die Organisation des Mittagessens ist wohl keiner so richtig zuständig", vermutete sie und schlug vor, Briefe an OB Dieter Reiter (SPD) und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu schreiben und beide aufzufordern, gebundene Ganztagsklassen und ihre Ausstattung zur Chefsache zu machen. "Das bringt vielleicht mehr politischen Drive." Die CSU wollte erst nicht mitziehen, doch auf Drängen der Grünen einigte sich der Bezirksausschuss darauf, dass Brändle und Petra Cockrell (CSU) Briefe an Reiter und Seehofer entwerfen.

© SZ vom 23.12.2015 / ust - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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