Drama:Alles dreht sich

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Ulrich Rasche inszeniert "Elektra" am Residenztheater - mit gigantischer Bühne.

Von Christiane Lutz

Wenn man über eine Inszenierung von Ulrich Rasche spricht, muss man zuerst an die Bühne denken. Denn Rasches Kennzeichen ist die brachiale Ästhetik von Maschinen und Gewerken, immer läuft bei ihm was, dreht sich eine Scheibe, greifen stählerne Räder ineinander. In München war das zuletzt eindrucksvoll in "Die Räuber" zu sehen, wo er eine testosterongeladene Meute auf gigantische Laufbänder schickte. Diesmal widmet sich Ulrich Rasche einem Stück, bei dem drei Frauen im Mittelpunkt stehen: "Elektra". Dafür hat er drei übereinander gelegte, zylinderförmige Käfige bauen lassen, die sich voneinander lösen und sich einzeln drehen können. In ihnen marschiert das Personal sowie der Chor, der bei Rasche immer vorkommt, bei einem antiken Stoff wie "Elektra" aber natürlich doppelt Sinn macht. Spontane Assoziationen: Gefangensein und ausbrechen wollen.

Elektra betrauert den Tod ihres Vaters Agamemnon, der von ihrer Mutter Klytämnestra und deren Geliebten erschlagen wurde. Elektra sinnt nach Rache und hofft auf die Hilfe ihres verschwunden geglaubten Bruders Orest, ihre Schwester Chryothemis fügt sich in ihr Schicksal. Alle drei Frauen - Elektra, Klytämnestra und Chryothemis - kreisen buchstäblich um den toten Agamemnon, jede auf ihre eigene Weise und mit eigenen Motiven. Sie sind gefangen in ihrer Verbindung zu ihm und ihrer Verbindung zueinander. Oft wurden die drei Frauen deshalb als drei Ausprägungen eigentlich einer Person gedeutet. Das gleichnamige Stück von Hugo von Hofmannsthal, das Rasche als Grundlage dient, thematisiert ebenfalls mehr die psychologischen Motive der Frauen als nur das Rache-Prinzip, das Elektra so oft nachgesagt wird. Katja Bürkle, die bei den "Räubern" den Franz Moor spielte, ist diesmal Elektra, Juliane Köhler die Klytämnestra und Lilith Hässle die Chryothemis. Thomas Lettow, auch Rasche-erfahren als Spiegelberg in den Räubern, spielt den Heimkehrer Orest.

Elektra, Premiere Freitag, 15. Februar, 19.30 Uhr, Residenztheater, Max-Jopseh-Platz 1, t 21 85 19 40

© SZ Extra vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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