Einzelhandel:Angst vor Altersarmut

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Aus Frust auf der Straße: Mitarbeiter von Handelsfirmen bei den Protesten am Donnerstag in München. (Foto: Florian Peljak)

1100 Verkäufer ziehen für höhere Löhne durch die Stadt

Wenn alle von der Gewerkschaft aufgerufenen Mitarbeiter am Donnerstag nicht zur Arbeit gekommen wären, hätten sich an den Kassen in der Innenstadt lange Schlangen gebildet: Die Gewerkschaft Verdi hatte unter anderem die Mitarbeiterinnen von Hugendubel und H&M, von Douglas, Esprit und Sport Scheck sowie von Galeria Karstadt Kaufhof und Zara dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Außerdem die Beschäftigten von Ikea und Media Markt, von Marktkauf, Lidl und Kaufland sowie die Mitarbeiterinnen von Amazon. Am Donnerstagmorgen zogen dann um die 1100 Menschen vom Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes an der Schwanthalerstraße bis zum Gärtnerplatz, um sich für höhere Gehälter einzusetzen.

Hintergrund ist, dass im bayerischen Handel gerade um einen neuen Tarifvertrag gerungen wird. Die Arbeitgeber boten in der zweiten Tarifrunde 1,7 Prozent mehr Lohn im Jahr 2019 und 1,2 Prozent mehr für 2020. Die Gewerkschaft dagegen fordert einen Euro mehr in der Stunde, was bei einer Verkäuferin im Einzelhandel einer Steigerung von knapp unter 6,5 Prozent entsprechen würde. "Die vorliegenden Angebote bedeuten schon 2019 und 2020 Reallohnverlust. Sie bedeuten aber vor allem, dass sich die Altersarmut weiter vergrößert", sagte Hubert Thiermeyer, der Verhandlungsführer von Verdi. Bereits jetzt seien im Handel, zu dem auch der Versandhandel sowie der Groß- und der Außenhandel zählen, mehr als 70 Prozent der Menschen von Altersarmut bedroht. Die Unternehmen müssten die Gehälter endlich anheben, um wieder als attraktiver Arbeitgeber zu gelten.

Vor der Tarifrunde hatte die Gewerkschaft etwa 4000 Menschen im Einzelhandel in Bayern befragt. Fast die Hälfte der Menschen gab an, dass ihr Einkommen nicht zum Leben reiche. In Bayern arbeiten im Einzel- und Versandhandel etwa 535 000 Menschen. Im Groß- und Außenhandel sind es 260 000 Leute.

© SZ vom 28.06.2019 / Ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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