Einkaufszentren:Münchner lieben ihre Einkaufs-Passagen in historischem Ambiente

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83 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2016 melden die Besitzer der Fünf Höfe. 64 Läden und Gastronomiebetriebe sind dort ansässig. (Foto: Florian Peljak)
  • Die Münchner Geschäftswelt setzt zunehmend darauf, in einem alten Ambiente eine moderne Einkaufsmeile zu schaffen.
  • Münchner und Touristen schätzen das Konzept offenbar - in den Fünf Höfen etwa ist der Umsatz im vergangenen Jahr um sechs Prozent gestiegen.
  • Attraktiv ist die außergewöhnliche Architektur vor allem, weil sie einen großen Kontrast zu den immer gleichen Einkaufszentren am Stadtrand bietet.

Von Alfred Dürr, München

Da mag der Einzelhandel noch so klagen, die Besitzer der Fünf Höfe zeichnen ein ganz anderes Bild. Um sechs Prozent sei der Umsatz im Jahr 2016 gestiegen, auf 83 Millionen Euro. Diese Zahl verkündete Ralf Schaffuss von Union Investment am Mittwoch. Vor 14 Jahren wurde die Einkaufspassage an der Theatinerstraße mit ihren 64 Läden und Gastronomiebetrieben eröffnet, und das Konzept scheint sich nicht überlebt zu haben.

Im Gegenteil: In einem alten Ambiente eine moderne Einkaufsmeile zuschaffen, darauf setzt auch die Münchner Geschäftswelt zunehmend. Überdurchschnittlich gute Architektur, das Zusammenspiel von Denkmalschutz und modernen Gestaltungselementen, eine Vielfalt das Verkaufsangebots - Kunden finden das offenbar attraktiv.

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Nur einen knappen Kilometer entfernt wurde 2013 ja die Hofstatt (Meili, Peter Architekten) eröffnet, auf dem ehemaligen Gelände des Süddeutschen Verlags an der Sendlinger Straße. Die Läden und Büros dieser Einkaufspassage befinden sich hauptsächlich im historischen Redaktionsbau und in der ehemaligen Druckerei im rückwärtigen Bereich. Wie es in Branchenkreisen heißt, ist der Anfangs-Hype um den Hauptmieter Abercrombie & Fitch, der die Kundschaft anziehen und damit auch in andere Geschäfte locken sollte, inzwischen verflogen.

Gewirkt hat die Hofstatt auf die Umgebung dennoch, wie Geschäftsleute und Experten berichten. Die Sendlinger Straße wurde zunächst auf einem Teilstück zur Fußgängerzone. Voraussichtlich noch vor der Sommerpause steht auf der Tagesordnung des Stadtrats, ob die gesamte Straße zum autofreien Gebiet wird. Passanten, Geschäftsleute und auch die Anwohner reagieren trotz mancher Kritik im Detail mehrheitlich positiv auf die Fußgängerzone.

Und München wird noch mehr attraktive Einkaufspassagen in geschichtsträchtiger Umgebung bekommen. Um die Einzelheiten der Gestaltung der Alten Akademie (Morger Partner Architekten) an der Neuhauser Straße ringt die Stadt noch mit dem österreichischen Investor, der Signa-Gruppe. Auf jeden Fall soll das Projekt mit seinen Geschäften, Büros, Gastronomie und Wohnungen noch mehr Kundschaft in die Fußgängerzone locken und den bisher durch das Statistische Landesamt besetzten Komplex neu beleben.

Zieht der Apple Store in die Alte Akademie?

Signa gibt keinen Kommentar ab zu dem Gerücht, der Apple-Konzern wolle einen Store in der Alten Akademie eröffnen. Das Interesse, an dieser 1-A-Lage zu mieten, sei sehr groß, heißt es nur. Ein richtiges Dementi würde sich anders anhören. Und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Alten Akademie baut Signa gerade das traditionsreiche Kaufhaus Oberpollinger völlig um: mit vielen neuen und jungen Läden in einem alten Gebäude.

Die jeweiligen Besitzer setzen auf ein besonderes Shopping-Erlebnis mitten in der Stadt - und zwar als willkommener Kontrast zu "uniformen Zentren auf der grünen Wiese", wie es Union-Investment-Manager Schaffuss formuliert. Wie bei der Hofstatt und der Alten Akademie sind auch bei den Fünf Höfen rund um die Theatinerstraße Schweizer Architekten für die Gestaltung verantwortlich.

Herzog & de Meuron (Fußballarena in Fröttmaning oder die Elbphilharmonie in Hamburg) entwarfen auf dem ehemals verschachtelten Areal der Hypo-Vereinsbank ein außergewöhnliches System von Passagen und Höfen mit "Hängenden Gärten" und Kunstwerken, wie zum Beispiel der tonnenschweren Kugel des isländischen Künstlers Ólafur Eliasson an einem Eingang. Nicht nur ausgesprochene Architektur-Liebhaber pilgern zu den Fünf Höfen. In Reiseführern gehören die Passagen längst zum festen Programmpunkt für den München-Bummel.

Fünf Höfe sind eine gute Adresse für Medizintouristen

Neben den etwa 16 000 Quadratmetern für Einzelhandel entfällt der größte Anteil des Quartiers mit fast 27 000 Quadratmeter auf Büro- und Praxisflächen. Gerade auch für zahlungskräftige "Medizintouristen" seien die Fünf Höfe zur begehrten Arzt-Adresse geworden, sagt Center-Manager Michael Epping. Und auch die Geschäfte laufen offenbar gut: Die Hugendubel-Filiale hat im Vergleich von 2016 zu 2015 im Umsatz sogar um 60 Prozent zugelegt - wenngleich hier auch eine Rolle gespielt haben dürfte, dass der Buchladen am Marienplatz geschlossen wurde.

Auch für dieses Jahr gehen Epping und Schaffuss von der Union Investment von Umsatzsteigerungen im Einzelhandel und in der Gastronomie aus. Obwohl die Fluktuationsrate bei den Geschäften gering ist, sehen die Manager Mieterwechsel auch als positiv. Ein paar neue Läden sollen denn auch dazu kommen, so wird etwa das gastronomische Angebot ausgebaut, um die "Verweildauer der Kundschaft" zu erhöhen: unter anderem ist ein neues Café von Höflinger geplant. Außerdem setzt man auf eine verstärkte Kooperation der Läden mit der Kunsthalle, die ebenfalls Bestandteil der Fünf Höfe ist und den Kommerz um Kultur ergänzt.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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