Einheitliche Steuer:EU macht Münchner Bier um 30 Prozent teurer

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Der Gerstensaft soll künftig wesentlich teurer werden. Schuld daran sind die Pläne der EU, die Biersteuer europaweit anzupassen.

Astrid Becker

Bereits in der Vergangenheit wurde in der EU immer wieder über die Vereinheitlichung der Biersteuer in den Mitgliedsländern diskutiert. Als Grund für die nun wieder geplante Erhöhung der so genannten Mindestverbrauchssteuer auf Bier von Januar 2007 an wird in Brüssel eine "Inflationsanpassung seit 1992" genannt. Die Brauereien sind von diesem Vorstoß, der in Deutschland einen Aufschlag von 30 Prozent bedeutet, alles andere als begeistert: "Vor der Erhöhung der Biersteuer sollte man erst mal über die Weinsteuer nachdenken, die gibt es bei uns zwar, sie liegt aber bei null Prozent", sagt beispielsweise der Direktor des Staatlichen Hofbräu, Michael Möller.

Er räumt allerdings ein, dass sich Deutschland bei der Besteuerung des Bieres im Vergleich zu anderen Eurostaaten im "unteren Bereich" bewege: "In Irland müssen rund 60 bis 70 Euro pro Hektoliter Steuer gezahlt werden, wir bewegen uns gerade bei zehn bis elf Euro." Die Höhe der deutschen Biersteuer richte sich nach dem Bierausstoß einer Brauerei und nach dem Gehalt ihres Bieres, also nach der Stammwürze.

Kleinere Brauereien zahlen also weniger Biersteuer als große. "Wenn die neue Biersteuer kommt, wird sich das auf den Verbraucher niederschlagen", prophezeit Möller.

Doch gerade dies wollten die meisten der Münchner Brauereien, zumindest im Inland, vorerst verhindern. "Das gibt der Markt nicht mehr her", sagt Jannik Inselkammer, Chef der Augustiner Brauerei. Er selbst sei zwar mit dem Ergebnis 2005 "zufrieden", aber der Trend der bayerischen Brauwirtschaft, nur über den Export die leicht rückläufigen Absatzzahlen im Inland wieder wettzumachen, setze sich auch in München fort.

Eigene Zahlen wollte er nicht verraten, aus inoffiziellen Quellen heißt es jedoch, Augustiner habe mittlerweile in den letzten Jahren seinen Bierausstoß von einst rund 900.000 Hektolitern auf 1,1 Million steigern können.

Auch Möller vom Staatlichen Hofbräu ist überzeugt, dass eine Preissteigerung negative Folgen hätte: "Die Leute sparen doch noch immer. Die Preissensibilität ist riesig." Ebenso wie der Präsident des bayerischen Brauerbundes, Michael Weiß, scheint auch Möller nicht mehr an ein nachhaltiges Wachstumspotenzial des Bieres im Inland zu glauben. Allein der "naturgemäß schlechte Januar" sei in diesem Jahr sogar noch schlechter gelaufen als bisher, meint der Brauereichef als Begründung. "Ohne Export wäre das Jahresergebnis von 2005 wohl bei allen negativer ausgefallen."

So habe seine Brauerei den Export um rund zehn Prozent steigern können, im Inland jedoch leichte Verluste erlitten. Ebenso muss es, nach Informationen der SZ, der Spaten-Franziskaner-Löwenbräu-Gruppe ergangen sein. Während Spaten angeblich sehr stark zugelegt hat, sollen Franziskaner und Löwenbräu verloren haben. In Expertenkreisen gilt die Gruppe, die zum Braugiganten Inbev gehört, noch als sicherster Kandidat für Preissteigerungen. "Inbev als Weltkonzern kann das noch verkraften", heißt es.

Dagegen will die Paulaner-Gruppe, zu der auch Hacker-Pschorr gehört, offiziell noch keinen Entschluss über den Bierpreis gefasst haben. Nach Informationen der SZ hält man dort jedoch bestenfalls eine Preissteigerung im Bereich des Paulaner-Weißbieres für möglich. Insgesamt hat die Paulaner-Gruppe ihr Ergebnis 2005 um zwei Prozent auf einen Ausstoß von 2,6 Millionen Hektoliter gesteigert. Maßgeblich daran beteiligt: das Weißbier, das neue alkoholfreie Weißbier und vor allem der Export, der um vier Prozent gestiegen ist.

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