Eine Stilkritik:Schuhbecks Hendl-Burger

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Bei näherem Hinsehen erweist sich Alfons Schuhbecks "High-End-Oktoberfest"- Burger als das, was er ist - eine belegte Semmel. Allein das Soßerl bleibt ein Geheimnis.

Anna Fischhaber

Das Oktoberfest ist gemeinhin bekannt als Fest der Begegnungen. Während im Käferzelt auf Cora Schumachers Dirndl Tracht und Totenkopf zusammenfinden, sind es bei der Konkurrenz im Hippodrom Fast Food und Michelin-Stern. Kein geringer als Alfons Schubeck, dem man gerne nachsagt, er sei in München omnipräsent, verkauft seit diesem Jahr Burger vor dem Zelt von Sepp Krätz.

Neuheit vor dem Hippodrom: Hier befindet sich seit diesem Jahr ein Straßenverkauf von Alfons Schuhbeck. (Foto: Foto: Julia Häglsperger)

Sieht man von den etwas albernen Hütchen der Bedienungen ab, wirkt der Stand auf den ersten Blick äußerst appetitlich: Statt kracherter Wiesn-Bedienung hat der Promi-Koch zierliche Blondinen eingestellt, die moderne Trachtentüchlein aus Seide um den Hals tragen. Freundlich lächelnd lesen sie einem jeden Wunsch von den Augen ab. Allerdings ist das auch nicht weiter schwer, denn vielmehr als das Hendl-to-Go wird in dem nur 2,50 Meter langen Straßenverkauf auch nicht angeboten.

Die Semmel mit bayerischem Rautenmuster habe man extra entwickeln lassen, verkündete vorab Schuhbecks Betriebsleiter Zafer Basaran. Das Hendl sieht aus wie ein Fleischpflanzerl und ist gewürzt mit Rosmarin, Petersilie, Ingwer und Chili. Bei näherer Untersuchung entpuppt sich die Semmel mit dem hochtrabenden Namen "High-End-Oktoberfest-Burger" für stolze 4,90 Euro jedoch als das, was sie ist: eine stinknormale Roggensemmel, belegt mit einem ziemlich flachen Hendl, garniert mit einem Blatt Salat samt Tomate.

Ein Geheimnis bleibt allein das von Schuhbeck eigens kreierte Soßerl, das es in den Varianten scharf und nicht-scharf gibt. Senfgelb glänzt die Paste mit dem Anstrich des Hippodroms um die Wette und gibt dem Burger seinen besonderen Geschmack. Allerdings ist dabei auch der Kleckerfaktor ziemlich hoch. Stellt sich also die Frage, ob die Türsteher für die Gäste von Schuhbeck eine Ausnahme machen und diese auch in vollgekleckerter Tracht ins schicke Hippodrom bitten.

Glaubt man der freundlichen Bedienung wurden am ersten Wochenende bereits über 2000 Burger verkauft. Vielleicht lächelt Schuhbeck deshalb so selig von dem Plakat über der Verkaufstheke. Mit den Einnahmen eines Wiesn-Wirtes wird er sich so allerdings kaum messen können. Manche vermuten deshalb, das Soßerl enthalte ein Suchtmittel, um Besucher und Stadtrat zu bestechen. Munkelt man doch, dass der Burger nur der erste Schritt bei der Eroberung der Wiesn durch das Schuhbeck-Imperium war.

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