Einbruch:Wenn Einbrecher in der Privatsphäre rumwühlen

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  • Im Herbst 2015 verübte eine Bande eine Serie von Einbrüchen in Berg am Laim.
  • Die Polizei hat die Täter zufällig an einem Hamburger Busbahnhof festgenommen.
  • Die drei Männer waren extra aus Chile nach Deutschland gereits, um Einbrüche zu verüben. Sie wurden zu Haftstrafen zwischen zwei und sechs Jahren verurteilt.

Von Martin Bernstein

Was Wolfgang Erhardt am 8. Oktober vor einem Jahr erlebt hat, werden er und seine Frau so schnell nicht vergessen. Gerade ist das Paar am Urlaubsort angekommen, da erreicht sie der Anruf der Polizei: Einbruch in ihrem Reihenmittelhaus in Berg am Laim. Die beiden fahren zurück, reden im Auto immer wieder über das, was sie wohl erwartet. Die Wirklichkeit ist noch schlimmer. Das gesamte Haus ist durchwühlt, ein beweglicher Tresor fehlt. Einen Schrank haben die Täter bis vor die Wohnungstür gewuchtet, um drinnen möglichst lange ungestört zu sein. "Wir mussten uns erst selbst zurechtfinden", sagt Erhardt. "Es war ein schockierender Moment." Zu erkennen, dass Fremde in der eigenen Privatsphäre herumgewühlt haben.

Am Ende fehlen Geld und Schmuck im Wert von etwa 8000 Euro. Der Einbruch bei den Erhardts ist nur Teil einer ganzen Serie im Herbst 2015. Sie beginnt im September. Ein Mädchen überrascht im Elternhaus dunkel gekleidete Gestalten. Im Haus fehlen Schmuck, Handy, Bargeld. Und so geht es weiter. Immer in Berg am Laim. Immer in Häusern. Immer lassen die Täter mittelpreisige Elektronik mitgehen. Die Ermittler aus Thomas Fichtners Einbruchsdezernat mutmaßen, dass die Täter Profis sind, dass aber weder sie noch ihre Abnehmer einen hohen Lebensstandard haben.

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Und so ist es. Denn als Kommissar Zufall der Kriminalpolizei zu Hilfe kommt und drei Chilenen mit einschlägigem Gepäck der Polizei an einem Hamburger Busbahnhof auffallen, fliegt eine ganze Bande auf. Die ursprünglich mittellosen Männer sind eigens zum Einbrechen aus Chile nach Deutschland gekommen. Von Stuttgart aus unternehmen sie ihre gut organisierten Beutezüge. 17, 23, 27 und 46 Jahre alt sind die Täter, die in 23 Häuser in Berg am Laim einsteigen und dabei eine Beute von mehr als 100 000 Euro machen. Vor drei Wochen wurden sie zu Haftstrafen zwischen zwei und sechs Jahren verurteilt.

Wolfgang Erhardt hat jetzt sein Haus vor Einbrechern geschützt. Wie man das macht, kann man im rollenden Sicherheitsmobil "Rosi" erfahren, das kommende Woche durch die Stadt tourt. Oder bei den Präventionsexperten von Arno Helfrich im Präsidium. Und dann gibt es noch den Einbruchschutz von nebenan: 965 Einbrüche gab es in diesem Jahr in München, die Täter erbeuteten 4,5 Millionen Euro. 116 Tatverdächtige wurden geschnappt - 66 von ihnen, weil aufmerksame Nachbarn den Notruf 110 wählten.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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