Ehrenamt:Die Allrounderin

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Inga Fischer sitzt im Vorstand des Vereins für Fraueninteressen. (Foto: Stephan Rumpf)

Inga Fischer hilft in vielen Bereichen. Dabei habe sie gelernt, demütig zu sein

Von Christina Hertel

Als Personalleiterin ist Inga Fischer in fremde Länder gereist, doch einen weiten Blick auf die Welt habe sie erst durch eine Arbeit erlangt, für die sie kein Gehalt, keinem Urlaub, keine Beförderung bekam. Seit 20 Jahren ist Inga Fischer in den verschiedensten Bereichen ehramtlich tätig. Sie war Lesepatin, Schulsozialarbeiterin, Mitglied im Elternbeirat, sie organisierte Kindergottesdienste und Kindergartenausflüge, sie singt im Kirchenchor, sitzt im Vorstand des Vereins für Fraueninteressen, leitet einen Spieleabend für Menschen mit einer Behinderung und sammelt Pakete für bedürftige Frauen. In ihr altes Leben, in das Unternehmen, in dem sie gut verdient habe und für 180 Mitarbeiter zuständig gewesen sei, möchte sie heute nicht wieder zurück, sagt Inga Fischer. Denn schöner als Geld und Anerkennung sei für sie, etwas in einem Menschen zu bewirken.

Als ihre Kinder auf die Welt kamen, heute 20 und 16 Jahre alt, hörte Inga Fischer auf zu arbeiten und begann, sich vom Turnverein bis zum Elternbeirat überall zu engagieren, wo Bedarf war. Sie sei gerne Zuhause gewesen, doch nach einer Zeit habe ihr irgendetwas in ihrem Leben gefehlt. "Man bekommt dafür keine Anerkennung. Im Zweifelsfall wird man noch dafür belächelt." Doch mehr als das störte sie, dass ihr der Fokus in ihrem Leben abhanden gekommen zu sein schien. Schließlich nahm sie mit 39 an dem Seminar "Neuer Start" des Vereins für Fraueninteressen teil. Frauen können dort mit der Unterstützung von Dozentinnen nach der Familienzeit die Rückkehr in ihren Beruf planen. Und danach wurde sie selbst gefragt, ob sie Dozentin des Seminars sein möchte. Seitdem gehen bei Inga Fischer Ehrenamt und Beruf quasi in einander über.

30 Stunden die Woche ist sie bei dem Verein angestellt. Dort ist sie neben dem Seminar "Neuer Start" auch für den Betreuungsdienst "Zu Hause gesund" werden zuständig, der Ehrenamtliche zu kranken Kindern nach Hause schickt, damit die Eltern arbeiten können. Gleichzeitig ist Fischer seit gut zehn Jahren ehrenamtlich Teil des Vorstands des Vereins, der rund 300 Mitglieder und 13 Einrichtungen hat. In ihrem Umfeld engagierten Frauen sich häufiger als Männer ehrenamtlich, sagt Fischer. "Aber Frauen können es sich meistens eher als Männer leisten, sich zu fragen, was ihnen wirklich Freude macht." Weil Männer dafür als Ernährer der Familie oftmals gar keine Zeit hätten.

Außerdem sammelt Fischer in der Weihnachtszeit Päckchen für bedürftige Frauen und organisiert alle paar Wochen gemeinsam mit einer Bekannten einen Spieletreff für Menschen mit einer Behinderung in einem Wohnheim der Pfennigparade. Durch diese Arbeit habe sie gelernt, demütig zu sein. Ihr sei bewusst, dass sie ein privilegierter Mensch sei - der anderen jedoch gerne etwas zurückgeben würde, sagt Fischer.

© SZ vom 07.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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