Zorneding:Wenig Wartezeit

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So soll der neue Bahnhof in Zorneding gestaltet werden. Zu trist, finden einige Gemeinderäte. (Foto: DB Station&Service AG, I.SVO)

Noch in diesem Jahr soll am Zornedinger Bahnhof ein neues Empfangsgebäude entstehen. Dieses wird zur Vorlage für weitere Projekte in ganz Deutschland. Beim Bau setzt die Bahn auf Nachhaltigkeit

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Die Deutsche Bahn wird ihre Fahrgäste aus Zorneding künftig nicht mehr im Regen stehen lassen - zumindest im wörtlichen Sinn dieser Aussage. Denn noch in diesem Jahr wird der örtliche Bahnhof um ein neues Empfangsgebäude erweitert. Das Konzept hat das Unternehmen schon vor längerer Zeit mit der Gemeinde abgestimmt, am Donnerstagabend hat der Gemeinderat dem Projekt nun seinen finalen Segen gegeben.

Dieser war nötig, damit die Bahn ihre Pläne in die Tat umsetzen kann. Zwar brauche das Unternehmen keinen Bauantrag, um auf ihrem eigenen Grund ein Gebäude zu errichten, die Gemeinde müsse aber als Träger öffentlicher Belange gehört werden, wie Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der Sitzung erklärte. Dass es von Zornedinger Seite keine Einwende gegen das Empfangsgebäude geben würde, davon war man bei der Bahn offenbar überzeugt. Schon am Donnerstagnachmittag verschickte das Unternehmen eine Pressemeldung, in der es die Zustimmung des Gremiums vorwegnahm. Das sorgte zwar wenige Stunden später im Gemeinderat für etwas Verwirrung, änderte aber nichts an dem klaren Votum für die Neubau-Pläne. Diesen seien lange Verhandlungen mit der Bahn vorausgegangen, wie Mayr sagte.

Und tatsächlich hatte das Unternehmen bereits im Juli vergangenen Jahres ein konkretes Konzept vorgelegt, wie der Zornedinger Bahnhof künftig gestaltet werden soll. Im Zentrum steht das neue, 200 Quadratmeter große Empfangsgebäude, das unmittelbar entlang der Lärmschutzwand südlich der Gleise auf Zornedinger Seite gebaut werden soll. Darin untergebracht werden ein Wartebereich, eine Halle mit Ticketschaltern, ein Ruheraum für Bahnmitarbeiter, ein Service-Store und eine öffentliche Toilette, die 24 Stunden täglich frei zugänglich sein soll.

Beim Bau und bei den verwendeten Materialen setzt die Bahn auf Nachhaltigkeit. "Auch wenn es ein kleiner Bahnhof ist - unser Pilotprojekt in Zorneding lehnt sich an die Idee der grünen Bahnhöfe in Horrem und Lutherstadt Wittenberg an", so DB-Regionalbereichsleiter Andreas Rudolf. Diese Stationen seien klimafreundlich gebaut und würden mit erneuerbaren Energien betrieben. Insofern soll das Empfangsgebäude in Zorneding als eine Art Vorlage für weitere kleinere Bahnhöfe in ganz Deutschland dienen.

Das funktioniert deshalb, weil das Haus nach dem Baukasten-Prinzip zusammengesetzt wird: Die Konstruktion besteht außen und innen aus Holz, wird vorgefertigt auf die Baustelle geliefert und vor Ort montiert. "So wird es möglich, das Gebäude innerhalb weniger Monate aufzubauen", schreibt die Bahn. Dadurch halten sich auch die geplanten Kosten in Grenzen. Rund 900 000 Euro veranschlagt die Bahn für das Projekt, 130 000 Euro davon schießt die Gemeinde zu.

Neben dieser finanziellen Beteiligung spendiert Zorneding zusätzlich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Empfangsgebäudes, was vor allem bei der Grünen-Fraktion gut ankam: "Dass die Gemeinde die PV-Anlage schultert, darüber freuen wir uns sehr", sagte deren Sprecher Helmut Obermaier. Überhaupt sei man mit der Situierung des Gebäudes sehr einverstanden. Lobende Worte für das Projekt kamen auch von Bürgermeister Mayr: "Ich freue mich sehr, dass Zorneding passend zum 150-jährigen Jubiläum des Bahnanschlusses wieder ein schönes und modernes Bahnhofsgebäude bekommt", wird der Rathaus-Chef in der Bahn-Mitteilung zitiert. In der Sitzung am Donnerstag ergänzte Mayr, die Gemeinde könne sich wirklich glücklich schätzen.

Das liegt vor allem auch daran, dass der Bau des Empfangsgebäudes dem Rathaus weiteren Spielraum lässt, um den Bahnhofsvorplatz nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Neben Grünflächen und neuen Fahrradstellplätzen ist dort auch ein Bereich für Außengastronomie denkbar. Wenn die Bahn die Zornedinger also künftig zumindest sprichwörtlich im Regen stehen lässt, dürfte die Wartezeit dafür deutlich angenehmer werden.

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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