Zorneding:Von der alten Boazn zur modernen Sportsbar

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Noch sieht die Vereinsgaststätte des TSV Zorneding eher rustikal aus. Das soll sich nach einer umfassenden Modernisierung aber ändern. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Vereinsheim des TSV Zorneding soll ein neues gastronomisches Konzept bekommen - was allerdings nicht ganz billig ist

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Wer etwas Vernünftiges zu essen haben will, der muss gerade im Münchner Umland schon mal tiefer in die Tasche greifen. Das gilt aber nicht nur für die Mahlzeit auf dem Teller, sondern auch für die Gaststätte an sich, wie die Mitglieder des Zornedinger Bauausschusses am Dienstagabend feststellen mussten. Dort stand die Entscheidung an, wie es mit der maroden Vereinsgaststätte am TSV-Gelände weitergehen soll. Bereits vor einigen Monaten hatte ein Gastroexperte dazu im Gremium ein ambitioniertes Konzept im amerikanischen Sportsbar-Stil vorgestellt. Nun liegt eine erste konkrete Planung vor. Und die ist nicht ganz billig: Die Komplettsanierung des Vereinsheims inklusive neuer Ausstattung soll rund zwei Millionen Euro teuer werden.

"Ich hab' auch geschluckt, als ich die ganze Geschichte gesehen habe", sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) über den Kostenvoranschlag des beauftragten Architektenbüros. Dessen Geschäftsführer Michael Aschauer hatte zuvor die notwendigen Sanierungsmaßnahmen am Gebäude umrissen. Der Schwerpunkt liege auf der Verbesserung der Küchensituation. "Die ganze Ausstattung soll erneuert werden", so Aschauer.

Der Gastraum wird den Planungen zufolge um ein Treppenpodest erweitert, auch der Eingang zur Wirtschaft soll umgestaltet werden. Der barrierefreie Zugang wird über einen Plattform-Lift an der Terrasse erfolgen, über den man auch zu den neuen, behindertengerechten Toiletten kommen soll. Zudem wollen die Architekten den Nebenraum im Obergeschoss um eine Dachgaube erweitern, damit auch dieser für den Gastro-Betrieb genutzt werden kann. Neben der Verbesserung der Wärmedämmung müssen auch alle Toilettenanlagen komplett saniert und ein neues Belüftungssystem installiert werden. All das hat natürlich seinen Preis: Knapp 1,8 Millionen Euro setzen die Planer für die Komplettsanierung an, dazu kommen noch die Ausgaben für die Innenausstattung.

Entsprechend zurückhaltend war zunächst die Stimmung im Bauausschuss - zumal es nach wie vor Bedenken bezüglich des künftigen gastronomischen Konzepts gibt. Standen in der Vereinsgaststätte bisher Schnitzel und Gyros auf der Speisekarte, soll das Angebot künftig modernere Gerichte wie Burger oder Fingerfood umfassen, um auch jüngere Leute anzusprechen, wie es heißt. Einige Gemeinderäte wollten darin eine gehobenere Gastronomie erkannt haben, für die es eben auch das entsprechende Klientel brauche.

"Es ist ein schwieriges Geschäft da draußen", sagte etwa Helmut Obermaier (Grüne) über die etwas außerhalb gelegene Wirtschaft, die auch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sei. Angesichts der hohen finanziellen Vorleistungen äußerte Obermaier Bedenken. Er befürchte "ein hohes Risiko für die Gemeinde". Dem entgegnete Ferdinand Glasl (CSU), dass es sich schlicht um "ein Gastronomiekonzept auf höherem Level" handele, und nicht mehr um eine "Boazn" wie früher. Man könne das neue Vereinsheim zu einem echten Treffpunkt für junge Leute etablieren. Bei einer Sportsbar könne von gehobener Küche jedenfalls keine Rede sein.

Welches Konzept in der Gaststätte tatsächlich umgesetzt wird, steht ohnehin noch nicht fest - und das ist laut Patrick Eichler (CSU) auch gut so. "Es muss ein Pächter sein, der nicht die Friss-oder-stirb-Variante bekommt", sagte er über den künftigen Betreiber. Eichler spielte darauf an, dass man die gastronomische Ausrichtung mit dem Wirt zusammen entwickeln und nicht vorab alles selbst festlegen solle. Er plädierte dafür, so schnell wie möglich nach einem neuen Pächter zu suchen.

Dass dieser in eine frisch renovierte Gaststätte einziehen wird, steht aber außer Frage. "Wir müssen das Gebäude sowieso anpacken", sagte Bürgermeister Mayr über die zwingend nötige Sanierung. "Unklug" wäre es laut Eichler, das nicht auch gleich mit einer Modernisierung zu verbinden. Der TSV sei schließlich der größte Verein am Ort, ergänzte Bianka Poschenrieder (SPD), "die haben es verdient, dass das ordentlich gemacht wird".

Dennoch wollen sich die Gemeinderäte auf Vorschlag von Peter Pernsteiner (FDP) zunächst eine Gegenüberstellung der Kosten vorlegen lassen, aus der hervorgeht, was tatsächlich für die Gebäudesanierung und was für das künftige Gastro-Konzept nötig sein wird. Im Gremium war man sich einig, dass sich dadurch der zunächst hoch erscheinende Preis schnell relativieren werde. Außerdem will sich die Gemeinde bereits auf die Suche nach einem Pächter machen, der in die Planungen mit einbezogen werden soll.

© SZ vom 30.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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