Zorneding:Unterkunft für Obdachlose

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Damit anerkannte Asylbewerber in Zorneding bleiben können, ist ein Bau in der Ortsmitte vorgesehen

Von Carolin Fries, Zorneding

Die Gemeinde Zorneding plant aktuell den Bau einer Unterkunft für Obdachlose. 1,1 Millionen Euro sind dafür im Haushalt eingestellt. Den einstimmigen Beschluss hat das Gremium in nichtöffentlicher Sitzung gefasst. Ob und wann der Gemeinderat öffentlich über das Vorhaben beraten wird, ist indes offen.

Während die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) davon ausgeht, dass noch in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen wird, will Bürgermeister Piet Mayr (CSU) abwarten, wie sich die Flüchtlingssituation im Landkreis und der Gemeinde entwickelt. "Ich will einen Plan in der Schublade haben, den ich nur rausziehen muss." Er nennt das Projekt "noch nicht entscheidungsbereit".

Ausschlaggebend für die Planungen der Gemeinde ist der Umstand, dass von den knapp 60 Asylbewerbern, die in den Containern an der Bahnhofstraße leben, inzwischen sieben anerkannt sind, weitere stehen laut Poschenrieder kurz vor der Anerkennung. Mit der Änderung ihres Status würden diese Personen zu sogenannten Fehlbelegern in den Unterkünften, die vorrangig den Asylsuchenden einen Platz bieten sollen. "Das Landratsamt hat an die Gemeinden appelliert, die Fehlbeleger möglichst anderweitig unterzubringen", berichtet Poschenrieder.

Theoretisch könnte die Kreisbehörde eine Unterbringung von Fehlbelegern untersagen, dann wären die Kommunen für die Obdachlosen zuständig. In den meisten Kommunen gibt es keine Obdachlosenunterkunft, auch nicht in Zorneding, weshalb zuletzt meist Zimmer in Pensionen gemietet wurden.

Eine von allen Landkreisgemeinden getragene Einrichtung der Diakonie soll das Problem mittelfristig lösen - klar ist aber, dass dieses Angebot den großen Bedarf durch Asylbewerber nicht wird decken können. Der Zornedinger Gemeinderat hatte deshalb die Verwaltung beauftragt, Lösungsideen auszuarbeiten. Der Vorschlag lautete: Selber bauen.

Noch sind die Pläne schwammig, weil im Detail noch nicht mit dem Gemeinderat abgestimmt. Einigkeit aber scheint darin zu bestehen, dass die Unterkunft in der Zornedinger Ortsmitte errichtet werden soll - und dass es keine Container sein sollen. Im Gespräch sind eines oder mehrere Gebäude im Modulsystem und in Holzständerbauweise.

Es sollen nicht ausschließlich Zimmer für Obdachlose vorgehalten, sondern auch Sozialwohnungen angeschlossen werden. Letztere könnten theoretisch übergangsweise als zeitlich befristetes Domizil vom AWO-Kinderhaus aus der Lärchenstraße genutzt werden. Weil die Gebäude der Einrichtung in diesem Jahr saniert werden, muss ein Notquartier her.

In der Nähe des Rathauses gibt es mehrere Grundstücke, die infrage kommen

Zwei mögliche Standorte in unmittelbarer Nähe zum Rathaus hat die Gemeinde dafür momentan im Auge: gemeindeeigenen Grund hinter der Zornedinger Feuerwehr sowie eine Wiese in Privatbesitz südlich des Rathausparks. Für Mayr sind allerdings beide Standorte nicht ideal, weil es "damit recht eng wird in der Mitte", wie er sagt. Schließlich seien die geplanten Gebäude "relativ groß". Außerdem wolle man Platz für eine Entwicklung der Feuerwehr vorhalten und für den geplanten Ausbau der Grundschule zur Ganztagsschule. Ein bisschen Grün solle es dann auch noch geben.

"Ich bin noch auf der Suche nach Alternativen", sagt Mayr. Bianka Poschenrieder ist derweil wichtiger, dass die Unterkunft bald kommt. "Im Moment haben wir für Obdachlose kein einziges Platzerl", sagt sie. Doch viele der Asylbewerber, die in Zorneding leben, wollten am Ort bleiben. "Der Helferkreis ist verzweifelt auf der Suche nach Wohnraum."

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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