Zorneding:Familie darf Haus nicht bauen - wegen des Ausblicks

Lesezeit: 2 min

Der freie Blick hinauf zu dem Kirchlein aus dem späten 17. Jahrhundert muss erhalten bleiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)
  • Zornedings Gemeinderat hat ein geplantes Einfamilienhaus am Fuße des Kapellenbergs abgelehnt.
  • Die Begründung: Das Haus würde wohl den Blick auf die denkmalgeschützte Antoniuskapelle versperren, diese soll aber auch künftig noch von der Straße aus gesehen werden.

Von Wieland Bögel, Zorneding

Manchmal erscheint das Leben sehr ungerecht. Etwa wenn man ein Grundstück neben einem großen Baugebiet besitzt, aber selber nicht bauen darf. In dieser Situation ist eine Familie aus Zorneding, ihr gehört der Hügel, auf dem die Antoniuskapelle steht, in deren Nachbarschaft derzeit ein Haus nach dem anderen gebaut wird. Ein eigenes dürfen sie aber nicht bauen, dies hatte ihnen die Gemeindeverwaltung bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, nun hat auch der Gemeinderat einen entsprechenden Bauantrag am Kapellenberg abgelehnt.

Östlich der Straße "An der Flur" entsteht gerade ein neues Wohngebiet, gebaut werden vier Doppel- und vier Einzelhäuser sowie 31 Eigentumswohnungen. Etwa 100 Leute sollen hier am Zornedinger Ortsrand einmal einziehen, die ersten davon wohl schon Ende dieses Jahres. Auch eine Kindertagesstätte ist geplant, diese wird der Bauträger errichten, so sehen es die städtebaulichen Verträge mit der Gemeinde vor. Wenn die Kita im kommenden Jahr dann fertig ist, wird das ganze Areal an der Straße dicht bebaut sein - zumindest fast. Denn einige Quadratmeter Fläche will die Gemeinde unbedingt von Bebauung frei halten, dabei handelt es sich um das Grundstück südlich der Hausnummer 13.

Münchner Umland
:Was Wohnen kostet

München und Starnberg liegen an der Spitze, doch der Preis steigt überall in der Region weiter. Ob die Mietpreisbremse den Anstieg stoppen kann?

Von Günther Knoll

Dass es keine Hausnummer 11 geben soll, liegt an einen Gebäude auf dem Grundstück, der Antoniuskapelle aus dem späten 17. Jahrhundert. Diese befindet sich im hinteren, östlichen, Teil des Areals auf einem kleinen Hügel, der im Winter gerne von den Kindern der Umgebung als Schlittenberg genutzt wird. Am Fuß des Hügels hätte das neue Haus entstehen sollen - darf es aber nicht. Dies geschieht weniger aus Sorge um den Wintersport der jüngeren Zornedinger, als darum, dass man die Kapelle auch künftig noch von der Straße aus sehen soll. Aus diesem Grund hat die Gemeinde bereits bei der Planung für das neue Wohngebiet zwischen diesem und dem bestehenden Haus Nummer 13 eine Grünfläche festgelegt.

Die Achse sei aus Gründen des Denkmalschutzes nötig, schilderte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) im Gemeinderat die Auffassung der Verwaltung. Die im Übrigen nicht neu sei, wie Bauamtsleiterin Diana Saiger erklärte, bereits in einem Flächennutzungsplan aus den 1950er Jahren sei die Grünfläche eingetragen.

Auch das Verwaltungsgericht war schon mit dem Schutz der Kapelle befasst: Im Jahr 2012 lehnten die Richter ein Bauvorhaben nahe des Kapellenberges unter anderem mit Verweis auf mögliche Probleme mit dem Denkmalschutz ab - und empfahlen der Gemeinde einen Bebauungsplan für das Areal aufzustellen. Auf diesen und den darin verankerten Schutz der Sichtachse habe die Verwaltung den Bauwerber auch bereits hingewiesen, "es wurde schon einmal gefordert und wir haben es verweigert", so Mayr.

Das Problem dabei, so die damalige Auskunft aus dem Rathaus, sei weniger das aktuell geplante Gebäude, als die Vorbildwirkung, die davon ausgehen könnte. Sprich: Wenn auf der Grünfläche erst einmal ein Haus stehe, könne man deren komplette Bebauung nicht mehr verhindern. Geteilt werden diese Einwände auch vom Landesamt für Denkmalschutz, das in einer Stellungnahme sogar einen größeren Grünstreifen gefordert hatte. Die Gemeinde hatte im vergangenen Jahr als Kompromissvorschlag ein Tauschgrundstück angeboten - die Bauwerber bestanden aber auf dem Haus am Kapellenberg.

Dieses wird es nach dem Willen des Zornedinger Gemeinderates aber auch weiterhin nicht geben: Ohne Diskussion und bei nur einer Gegenstimme - jener von SPD-Gemeinderat Werner Hintze - folgte das Gremium dem Vorschlag der Verwaltung und verweigerte die Baugenehmigung.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Dienst
:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta

Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: