Zorneding:Ein Fallschirm als Brautkleid

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Geschenke zur Gnadenhochzeit: Die zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder und der stellvertretende Landrat Martin Esterl (beide SPD) überreichen Porzellantassen und eine Urkunde der Gemeinde. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ursula und Hans Elsner aus Zorneding sind 70 Jahre verheiratet

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Als Ursula und Hans Elsner vor 70 Jahren in Magdeburg heirateten, da mussten sie die Lebensmittel für die Hochzeit noch auf dem Schwarzmarkt organisieren. Das Brautkleid war aus Fallschirmseide, der Bräutigam lieh sich einen Anzug vom Chef. "Meine Mutter sagte immer: Du musst dir nur zu helfen wissen!", erzählt Ursula Elsner amüsiert. Grund zur Freude haben Sie und ihr Mann allemal - am Mittwoch feierten die beiden ihre Gnadenhochzeit im Zornedinger Ortsteil Pöring. "Ja isst denn keiner was? 1946 hätten sie alle gegessen!", kokettiert die 91-Jährige.

Kennengelernt haben sie und ihr Mann sich 1946 in Magdeburg. Der damals 21-jährige Hans Elsner war auf der Geburtstagsfeier seines Freundes. Dabei lernte er dessen 20-jährige Schwester Ursula Mook kennen. Was ihr erster Gedanke gewesen sei, als sie ihrem späteren Mann zum ersten Mal begegnete? "Das ist der Richtige", sagt sie und lächelt - Liebe auf den ersten Blick. Im darauffolgenden Jahr folgte dann die improvisierte Hochzeit.

1955 flüchteten beide aus der DDR, die kleinen Töchter kamen erst ein Jahr später nach. "Das waren die schlimmsten Stunden", da sind sich die beiden einig. Von Feldkirchen zog das Paar nach Haar, in eine Werkswohnung der Maschinenbaufirma Wanderer. Dort arbeitete Hans Elsner 30 Jahre lang als Mechaniker, nebenher reparierte er die Uhren seiner Kollegen. Als er an seinen damaligen Spitznamen, "der Uhrentod" erinnert wird, lacht er auf.

Auch seine Frau war fleißig, arbeitete als Sekretärin bei der Allianz. Sie erzählt vom gemeinsamen Skifahren im Harz, das später dann zu teuer wurde. "Wir mussten uns erst wieder etwas aufbauen". Die schönsten gemeinsamen Momente? "Eigentlich war es immer schön", sagt sie. Nun bestiegen sie den Brocken, einen Berg im Harz, und zogen ihre zwei Töchter und den Sohn groß. Dass die Kinder trotz des Neustarts ein schönes, unbeschwertes Leben führen konnten, war den Elsners besonders wichtig. Hans Elsner erzählt, wie er den Töchtern ein Tandem baute, "mit richtigem Kettenantrieb", sagt er. Bei jeder Gelegenheit sei er mit den Kindern zum Baden gefahren, erzählt die Tochter.

Heute schaut das Ehepaar auf ein bewegtes Leben zurück, das sie vom Geburtsort in Oberschlesien vor elf Jahren nach Zorneding führte, die Töchter wohnen gleich um die Ecke. "Man kann so vieles schaffen", sagt Ursula Elsner, dann fordert sie ihre Gäste zum Essen auf.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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