Zorneding:E-Bike und Lederhosn

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Piet Mayr empfängt Gäste zu seinem 60. Geburtstag. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr feiert vor dem Rathaus seinen 60. Geburtstag. Ein Gast fehlte allerdings.

Von Carolin Fries, Zorneding

Geschenkemäßig gab es zwei Kategorien: Fahrradzeug und Trachtenzeug. Die Tracht hatte Zornedings Bürgermeister Piet Mayr anlässlich seines 60. Geburtstags am Dienstag gleich angezogen. Die original Stangassinger Lederhosn hatte er sich schon zu Weihnachten gegönnt, gestern gab es von seiner Frau Lisa Bisl das passende Trachtenhemd dazu und außerdem Hosenträger, die er anteilig bereits zum 25. Dienstjubiläum von seinen Mitarbeitern geschenkt bekommen hat. Beide Teile tragen Mayrs Initialen, "dass er's wieder findet, falls er sie nach ein paar Mass zu viel verlieren sollte", wie seine Frau augenzwinkernd sagte.

Bei strahlendem Sonnenschein empfing Mayr seine Gäste vor dem Rathaus, wo sowohl festlich eingedeckte Biergarnituren als auch Stehtische unter Pavillons aufgebaut waren. Etwa 130 Personen hatten sich angekündigt, fast ebenso viele hatten urlaubsbedingt abgesagt. Doch verschieben wollte Mayr die Feier nicht. "Nach den Sommerferien ist ja gleich wieder die Wiesn."

Bürgermeister Piet Mayr im Kreise seiner Rathaus-Mitarbeiter. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein "lockeres Kommen und Gehen mit guten Gesprächen" hatte er sich gewünscht und ein solches war es dann auch. Um 11 Uhr kamen die ersten Gäste, mittags sagte Mayr: "Ich mache heute nichts anderes mehr." Wer im Rathaus etwas anderes erledigen wollte, als Häppchen und Getränke zu konsumieren, wurde mit dem Verweis auf eine geschlossene Gesellschaft auf den nächsten Tag vertröstet.

Etliche Bürgermeister aus dem Landkreis kamen, um zu gratulieren, die Pfarrer der Gemeinde, Kreisratskollegen, Vereinsvertreter, Fraktionsfreunde und Gemeinderatskollegen. Letztere sangen für Mayr "Zum Geburtstag viel Glück" mit extra lang gezogenem "ieeee" im kurzen Piet. Mayr war davon derart begeistert, dass er ankündigte, das gemeinsame Singen als festen Bestandteil der Sitzungen einzuführen. Es sei schlicht harmoniefördernd.

Piet Mayr empfängt Gäste zu seinem 60.ten Geburtstag. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Lediglich eine Person fehlte: Mayrs elf Jahre alter Sohn Vincent, der diese Woche ein Taekwon-do-Camp besuchte. Doch sein Geschenk war allgegenwärtig: Kleine Schokoladenlinsen, farblich passend zum grün-weiß gehaltenen Outfit des Vaters mit dessen Konterfei und umseitig der Aufschrift "60 Jahre Alles Gute" versehen. Händeweise verschwanden die Dragees auf den Tischen, und Poings Bürgermeister Albert Hingerl erzählte amüsiert, dass er einmal Duschgel mit dem Bild seiner Enkelkinder geschenkt bekommen habe.

Was Süßes für zwischendurch. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eigentlich standen die Geschenke gar nicht im Vordergrund. Und auch nicht Piet Mayr, was dieser unheimlich genoss: "Ich möchte gar nicht auf so eine Säule gestellt werden." Viel lieber kümmerte er sich um seine Gäste, versorgte sie mit Getränken und unterhielt sich mit ehemaligen Verwaltungsangestellten, die ebenfalls gekommen waren. Dekorative Häppchen und warme Speisen bereitete im Rathaus derweil der örtliche Caterer Matthias Kowalsky zu, Lisa Bisl hatte Kuchen gebacken.

Eigentlich, so hatte Mayr ein paar Tage zuvor gesagt, fühle er sich noch gar nicht so alt. Wie sich herausstellte, gab es deshalb die Fahrradsachen. Der Gemeinderat hatte einen Rucksack geschenkt, "gefüllt mit einer Brotzeit und anderen Dopingmitteln", wie die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder sagte. Klare Ansage: Piet Mayr darf keinesfalls abbauen.

Von der Rathaus-Belegschaft gab es einen Sturzhelm dazu. Auf die Frage, ob ihr Mann denn ein so begeisterter Radler sei, sagte seine Frau: "Das soll er werden." Ein E-Bike wolle er sich anschaffen, verriet Lisa Bisl - und damit er ihr damit nicht davonfahre, werde sie sich wohl ebenfalls eines kaufen. Bereits in den Urlaubswochen im September könnte es dann nach Kärnten zu einer Tour an der Traun gehen. Und in ein paar Jahren dann vielleicht noch regelmäßiger. Denn wahrgenommen hat Mayr die 60er-Marke sehr wohl. Vier Jahre läuft seine Amtszeit als Bürgermeister noch.

Ob er dann noch einmal antritt? "Ich habe es nicht vor." In vier Jahren kann freilich viel passieren. Nicht nur, was das Radfahren betrifft.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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