XXXLutz:"Der Sündenfall ist schon da, jetzt ist es wurscht"

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Lidl ist schon mit einem Lager vertreten, jetzt will auch der Möbelkonzern XXXLutz ein Logistikzentrum in Anzing errichten. Der Gemeinderat signalisiert Zustimmung.

Lars Brunckhorst

Wenn es nach Franz Finauer und der Mehrheit im Gemeinderat geht, dann wird an der Autobahn bei Anzing neben dem Lager eines Discounters bald ein zweiter Klotz stehen: Der Möbelkonzern XXXLutz will dort bis zum kommenden Jahr ein neues Auslieferungslager errichten. "Das wird genauso eine Kiste wie Lidl", räumt Anzings Bürgermeister ein. Dennoch werden Finauer und der Gemeinderat am kommenden Dienstag dem Vorhaben den Weg ebnen.

XXXLutz, hier die Filiale in Aschheim, will in Anzing ein Möbellager bauen. (Foto: Region.LKN)

Seit einem Jahr wird in der Gemeinde über die Ansiedlung des Einrichtungshauses aus Österreich geredet, jetzt werden die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen. "15. Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung eines Bebauungsplans zur Erweiterung des Gewerbegebiets Anzing-Nord nach Westen" steht für Dienstag auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Den Antrag dazu habe die Firma XXXLutz gestellt, bestätigte Finauer der SZ. Konkret geht es darum, im Anschluss an das Lidl-Lager im Süden der Autobahn weitere 100.000 Quadratmeter als Gewerbegebiet auszuweisen. Auf diesen soll dann nach Angaben der Gemeinde ein 40.000 Quadratmeter großes Möbellager des österreichischen Unternehmens entstehen, das in Aschheim seine nächste Filiale hat.

Ein "bisserl kleiner" als das Lager des Discounters werde das Logistikzentrum des expandierenden Möbelriesen, sagt der Bürgermeister. Nachdem Lidl wegen seiner exponierten Lage Anzing den Spottnamen "Lidling" eingebracht hat, solle das Lutz-Lager zwei Meter niedriger ausfallen. Dafür müsse das Gebäude "in den Hang hinein" gebaut werden.

Die Dimension des Projekts ist einer der Gründe, warum zumindest die Grünen gegen die Planung stimmen werden. "Wir haben schon einen Riesenkasten und jetzt kriegen wir den zweiten", sagt deren Gemeinderat Reinhard Oellerer. Er und seine Kollegin Barbara Spachmann-Bückers würden lieber kleineres Gewerbe an der Autobahn ansiedeln und befürchten eine weitere Verkehrszunahme durch das Lager. "Das wird nicht einstimmig, aber es wird eine breite Mehrheit geben", zeigt sich Finauer gleichwohl überzeugt, dass sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch die Aufstellung des Bebauungsplans im Gemeinderat durchgehen.

"Jetzt ist es wurscht"

Immerhin profitiere die Gemeinde von der Ansiedlung: die Gewerbesteuereinnahmen stiegen, und die Kreisstraße EBE1 nach Poing könne aus dem Ort verlegt werden.

Von XXXLutz gibt es zu dem Vorhaben momentan keine Auskunft. Weil der zuständige Expansionsleiter im Urlaub sei, könne man keine Fragen zu dem Vorhaben beantworten, heißt es aus der Deutschland-Zentrale in Würzburg. Laut Anzings Bürgermeister steht der Möbelriese allerdings Gewehr bei Fuß: Schon Ende 2011 wolle das Unternehmen einen Teil des Lagers gebaut haben, sagt Finauer, der den Terminplan "sportlich" nennt. Um diesen einzuhalten, müsse bis Juni nächsten Jahres der Bebauungsplan Rechtskraft haben. Finauer ist zuversichtlich, dass dies gelingt, weil auch die Genehmigungsbehörden bereits Zustimmung signalisiert hätten. Und die Landwirte, denen der benötigte Grund gehört, seien ohnehin verkaufswillig.

Auch Grünen-Gemeinderat Oellerer glaubt nicht mehr daran, dass das Vorhaben scheitert. "Sogar die Behörden, die bei Lidl noch kritisch waren, sagen heute: Der Sündenfall ist schon da, jetzt ist es wurscht." Oellerer ist daher damit zufrieden, am Dienstag endlich öffentlich Stellung nehmen zu können. Denn bisher wurde über das Projekt im Gemeinderat nur nichtöffentlich gesprochen.

© SZ vom 03.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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