Wenig Besucher:Keine Lust auf Markt

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Diskussion um schlecht besuchte Veranstaltungen in Kirchseeon

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Zu Hause soll es ja bekanntlich am schönsten sein. Mit dieser Redensart scheint man es in Kirchseeon besonders ernst zu meinen - was nun sogar soweit führt, dass in der Marktgemeinde eine Grundsatzdiskussion darüber losgetreten worden ist, wie es mit dem Veranstaltungsprogramm am Ort weitergehen soll. Denn an Angeboten mangelt es eigentlich nicht, nur der Besuch lässt immer mehr zu wünschen übrig. Im Fall des jährlich stattfindenden Walpurgismarktes will der Gemeinderat den Kirchseeonern nun noch eine letzte Chance geben. Sollte der Andrang aber im nächsten Jahr erneut so mau sein, fällt die Veranstaltung Ende April - und damit auch der dazugehörige verkaufsoffene Sonntag - künftig aus.

Bürgermeister Udo Ockel (CSU) ist dafür bekannt, ein Mann klarer Worte zu sein. Einmal im Monat setzt sich der Rathauschef an den Computer und schreibt seine Gedanken zum Ortsgeschehen nieder, die er dann im Gemeindeblatt abdrucken lässt. In der aktuellen Ausgabe tritt er unter dem Titel "Nix los in Kirchseeon" den offenbar immer wiederkehrenden Vorwürfen aus der Bevölkerung entgegen, dass in Kirchseeon eben nichts geboten sei. Der Bürgermeister zählt die durchaus zahlreichen Feste in der Marktgemeinde auf, verweist auf das reichhaltige kulturelle Angebot und nennt als Beispiel den Auftritt des Kabarettisten Django Asül Anfang Mai in der ATSV-Halle. "Wenn nicht viele auswärtige Fans gekommen wären", schreibt Ockel, "wäre der Besuch eher peinlich ausgefallen." Schließlich kommt der Bürgermeister zu dem Schluss, dass in Kirchseeon sehr wohl einiges los sei, nur hingehen müsse man halt.

Eine Veranstaltung, bei der das seit einigen Jahren immer weniger Menschen machen, ist der Walpurgismarkt, der traditionell am letzten Aprilwochenende stattfindet. Bei der bislang letzten Auflage war der Besuch dermaßen schlecht, dass der Marktgemeinderat am Montagabend nun sogar über die Abschaffung des Künstlermarktes debattiert hat. Wie Bürgermeister Ockel erklärte, habe man vor der Veranstaltung mehr als 30 Händler kontaktiert, 19 davon hätten zugesagt. "Im Endeffekt waren dann zehn Fieranten da", so Ockel. Entsprechend überschaubar sei auch der Zulauf aus der Bevölkerung gewesen.

Der Bürgermeister stellte deshalb zur Diskussion, ob man sich den Organisationsaufwand auch künftig noch antun oder auf den Markt einfach verzichten wolle. "Also ich persönlich brauch ihn nicht", so Ockel. Das aber sahen die Gemeinderäte ein bisschen anders, die vor allem an den verkaufsoffenen Sonntag dachten, der damit ebenfalls gestorben wäre. "Das würde uns schon weh tun, wenn der wegfallen würde", sagte etwa Klaus Viellechner (UWG). Fraktionskollege Christian Ehringer gab zu bedenken, dass dann tatsächlich bald nichts mehr los sein könnte, wenn man den Markt streichen würde.

In der CSU-Fraktion erinnerte man vor allem an die Vereine, die sich am Walpurgismarkt präsentieren können. Auch bei Grünen und SPD sprach man sich dafür aus, dem Markt noch eine Chance zu geben. Ob eine Besserung eintritt, bleibt aber fraglich. Zumindest wenn man Thomas Kroll (SPD) glauben mag, der zu dem Schluss kommt: "Die Kirchseeoner gehen einfach nicht gerne raus."

© SZ vom 05.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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