"Weißer Ring" in Ebersberg:Verstärktes Engagement für Kriminalitätsopfer

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Die Hilfe für Opfer von Gewalt und Missbrauch soll im Vordergrund stehen: Wie sich die Organisation "Weiße Ring" im Landkreis neu aufstellen will.

Karin Kampwerth

Die Opferhilfsgesellschaft "Weißer Ring" stellt sich im Landkreis neu auf. Vom nächsten Jahr an wird der frühere Kriminalhauptkommissar Peter Augustin aus Aßling die Regionalvertretung für den Landkreis übernehmen. Die bisherige Vorsitzende Irmgard Brandmeier, die von Pliening nach Haar umgezogen ist, tritt in die zweite Reihe zurück. Augustin wird die Arbeit der Organisation an diesem Mittwochabend im Rahmen einer Veranstaltung der Aßlinger Nachbarschaftshilfe um 19.30 Uhr im Ratszimmer vorstellen.

"Weghörer sind Mittäter": Ein Plakat aus einer Kampagne, die Studierende der Universität Weimar im Auftrag der Opferorganisation "Weißer Ring" entworfen haben. (Foto: ddp)

Augustin will das Engagement für Menschen, die im Landkreis Opfer von Misshandlungen, Missbrauch, Überfällen oder anderen Verbrechen geworden sind, wieder stärker in den Blickpunkt rücken. "Zwar sind wir hier noch auf einer Insel der Seligen", sagt Augustin über die niedrige Kriminalitätsrate in Ebersberg.

Dennoch: Auch die wenigen Menschen, die Opfer eines Verbrechens würden, dürften nicht alleine gelassen werden. Wie wichtig das ist, weiß Augustin aus seiner Arbeit bei der Münchner Kriminalpolizei: "Wir kümmern uns um die Täter, die Opfer werden nach der Tat einfach nach Hause geschickt." Dabei sei die Folge eines Verbrechens häufig ein schweres Trauma, unter dem auch die Angehörigen litten.

Zur Zeit betreut der Weiße Ring im Landkreis eine Familie, deren zwei Töchter schwer sexuell missbraucht worden sind. Um sich um die traumatisierten Mädchen zu kümmern, musste der Vater seine Arbeit aufgeben. "Wir konnten der Familie eine Ferienfreizeit finanzieren", sagt Augustin. Außerdem sei der Weiße Ring behilflich bei Rechtsfragen genauso wie bei der Suche nach Therapiemöglichkeiten.

Darüber hinaus steht die Prävention im Vordergrund. "Am besten ist es, wenn gar keine Verbrechen geschehen", sagt Augustin. Wie sich Bürger schützen können, darüber wird er in Aßling sprechen. Von Sicherheit im Haus über die Trickdiebstähle bis hin zu Gewalt gegen Kinder und Frauen.

Der Weiße Ring finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Bußgeldzuweisungen. Bei der Betreuung von Opfern ist er auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Auch hier hofft Augustin, mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit neue Mitglieder zu gewinnen. Bis vergangenes Jahr war der Landkreis in der Struktur des Weißen Rings einflussreich. Bundesvorsitzender war der Ebersberger Professor Reinhard Böttcher, der aus Altersgründen sein Amt aufgab. Böttcher ist nun Ehrenvorsitzender der von Eduard Zimmermann gegründeten Opferhilfsorganisation.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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