Weihnachtskonzert in Kirchseeon:Geschenk aufs Ohr

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Das Orchester facht beim Weihnachtskonzert des Kirchseeoner Gymnasiums mit Beethovens berühmtem "Ta-ta-ta-taaa" die Begeisterung an. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ensembles des Gymnasiums überzeugen mit viel Können und witzigen Showeinlagen

Von Michaela Pelz, Kirchseeon

Was darf's denn sein, im Advent: Besinnlichkeit und Vorfreude? Ja, gern. Aber noch schöner ist es, wenn der Dezember zusätzlich noch ausgelassene Begeisterung im Gepäck hat - oder eine Mischung aus allem. Wie beim Weihnachtskonzert im Gymnasium Kirchseeon.

Lange Zeit sitzt das Publikum brav auf den Stühlen der vollbesetzten Aula, doch als am Ende von "I Want a Hippopotamus for Christmas" der neu gegründete Herrenchor, bestehend aus den männlichen Angehörigen des Vokalensembles sowie den beiden Musiklehrern Daniel Kulzer und Christoph Müller, mit todernster Miene Kniebeugen macht, während sich Kulzer mit weit aufgerissenen Kulleraugen wie ein Aufziehmännchen im Kreis dreht, gibt es kein Halten mehr. Als der Sänger ihre schwarzen Hüte in die Luft werfen, wird geklatscht, gejohlt und begeistert gepfiffen.

Doch auch wenn diese Darbietung sicher ein großes Highlight ist - so doch längst nicht das einzige. Denn es ist dem Musiklehrkräfte-Trio (komplettiert durch Tanja Back, zuständig für sämtliche Orchester) gelungen, jedes einzelne Ensemble zum Glänzen zu bringen. Das ist die Stärke dieses Zwei-Stunden-Programms: Alle Orchester, Chöre und die Big Band dürfen zeigen, was sie mit so viel Hingabe eingeübt haben, für Solisten gibt es mit den Kammerkonzerten ein eigenes Format.

Was nicht bedeutet, dass es nicht immer wieder, etwa bei den Titeln "Little Drummer Boy" oder "Deck The Halls" der Big Band (Leitung: Daniel Kulzer), herausragende Solo-Einlagen von Trompete (Franzi Klein), Schlagzeug (Phineas Engl) oder Saxophon (Samuel Cheikh Sarraf, Simon Basmann, Mario Lugauer) gäbe. Unbedingt herauszuheben ist das Gesangsduo Saithan Ngamthongkam und Florian "Frodo" Pscheidl bei "Baby, It's Cold Outside": In perfekter Harmonie mit der Band beeindrucken sie mit einem Lächeln nicht nur auf den Gesichtern, sondern auch in den vollen Stimmen.

Generell zieht sich die große Begeisterung der knapp 200 Mitwirkenden durch den kompletten Abend, was schon klar wird, als das Orchester ohne lange Vorreden ein kraftvolles "Ta-ta-ta-taaa" erklingen lässt. Das Motiv aus Beethovens Fünfter kennt jeder, doch welche Leistung dahintersteckt, wird besonders deutlich, wenn man weiß, dass nach dem Weggang des jüngsten Abiturjahrgangs mehr als ein Drittel der Geigen neu sind. Auch der Wahlkurs Streicher zeigt mit "Piping Tim of Galway", wie viel sich durch fleißiges Üben in wenigen Monaten erreichen lässt, selbst wenn man keine Vorerfahrung besitzt. Voll des Lobes vor allem für das Vororchester ist der wohl größte Fan der Musik am Gymnasium, Andreas Dressler: Der Latein- und Spanischlehrer hat bislang fast kein Konzert versäumt. "Die werden immer besser", sagt er, "und das Vokalensemble ist fast schon profihaft!" Dem kann man nur zustimmen - zumal es neben einem gemeinsamen Song ("Guiding Light") und dem oben erwähnten Männerchor in "Don't Worry 'bout Me" auch ein dreistimmiges Stück gibt, mit dem die jungen Frauen demonstrieren, was sie können. Zu Recht wird der nur mit zarter Klavierbegleitung untermalte Part der Solistinnen Lisa Vogel und Annabel Steiger mit Bravo-Rufen gewürdigt.

Die fallen auch nach der sensationellen Bodypercussion-Performance des Mittelstufenchores. Völlig verblüfft kann man da verfolgen, wie sich die 19 Mädchen und zwei Jungen bei "White Winter Hymnal" unisono oder, noch viel schwieriger, versetzt ans Brustbein klopfen, mit den Fingern schnippen, in die Hände sowie auf den Oberschenkel klatschen, während sie dazu singen. "Das haben sie sehr, sehr lange geübt", sagt der Chorleiter. Das Ergebnis kann sich wirklich hören und sehen lassen. Was unbedingt genauso für "Am 12. Weihnachtstage" des Unterstufenchores gilt, einer von Müller mit Unterstützung der Kinder gedichteten deutschen Version des englischen Weihnachtslieds "Twelve Days of Christmas". Der absolute Renner ist dabei die Textzeile "Fünf I-Phone Sieben" - nicht einmal der spontane Hilfs-Choristinnen-Einsatz von Deutsch- und Englischlehrerin Stephanie Hoffmann kann das toppen.

Wie sehr nicht nur die Schülerinnen und Schüler an "ihrer" Musikfachschaft hängen, beweist wohl der mehr als 30 Personen starke "Eltern-Lehrer-Ehemaligen-Chor", zu dem neben allen aktiven auch einige Eltern gehören, die keine Kinder mehr an der Schule haben, sowie ein gutes halbes Dutzend Absolventen. Ihr trotz überschaubarer Probentermine gekonnt vorgetragenes "Carry Me Home" zeigt die Coaching-Qualitäten von Kulzer, beim Einstudieren der Choreografie von "I Will Follow Him" perfekt ergänzt von Tanja Back. Dieses letzte Stück für alle Chöre, Band sowie die Solistinnen Teodora Paduraru und Johanna Schormann bildet das fulminante Finale eines kurzweiligen Abends, der beweist, dass ein Geschenk durchaus drei Wünsche auf einmal erfüllen kann - selbst wenn es aus Musik besteht, anstatt aus Schokolade!

© SZ vom 20.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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