Wahlkampf im Landkreis:Ober sticht Huber

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Kulinarisches gibt es bei CSU und SPD: Thomas Huber wirbt mit Popcorn und Walentina Dahms mit Pfeffer. (Foto: Privat)

Kartenspiele, Flaschenöffner, Glückskekse: Welche Werbegeschenke sich die Parteien im Stimmkreis Ebersberg ausgedacht haben, um im Landtagswahlkampf zu punkten.

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Ein Geschenk sagt mehr als tausend Worte. Das mag vielleicht beim umstrittenen Fußballweltverband Fifa oder in so manchen Bauunternehmen gelten. Die Parteien jedoch, die im Wahlkreis auf dem Stimmzettel stehen, sehen das unisono anders. Die bayerische Landtagswahl könne man so nicht gewinnen. Die kleinen Geschenke werden die Ergebnisse des Wahltages nicht ausschlaggebend beeinflussen. Das bezweckt auch niemand damit, dennoch hat jede größere Partei mit Logo bedruckte Wahlwerbung am Info-Stand ausliegen. Ob sie direkt vor Ort das Gespräch eröffnen oder daheim am Küchentisch Gedanken anregt (oder auch nicht) - Wahlgeschenke sind fester Bestandteil des Wahlkampfs. Ein Überblick, wer sich mit welchem Produkt die Gunst des Wählers erschenken will.

CSU

Die ausgefallensten Präsente haben die Christsozialen zu bieten. Grillzangen aus Holz, Gewürzmühlen und Spielkarten, deren Rücken das Konterfei des CSU-Kandidaten Thomas Huber ziert. Doppelköpfig, fast königlich anmutend, schaut er zwischen den Fingern der Kartler am Stammtisch hervor. So könnte es beim Watten bald heißen: Ober sticht Huber. Vom Wahlkampfteam heißt es, dass die CSU diesmal weniger auf Masse als auf Qualität der Wahlgeschenke geachtet habe. "Auch wir wollten auf Nachhaltigkeit schauen und haben größtenteils auf Plastik verzichtet", so Stefan Geis, Wahlkampfleiter der CSU. Es bleibt dann jedem selbst überlassen, die Qualität des Spruchs auf der Grillzange zu beurteilen: "Mit mir verbrennen Sie sich nicht die Finger - Thomas Huber". Bei all dem Sprücheklopfen sei man sich aber bewusst, dass sich die Wahl nur mit Inhalten gewinnen lässt. Geis sagte: "Die Geschenke sind bloß eine kleine Aufmerksamkeit, Wähler gewinnen wir im Gespräch."

Die Grünen

Der Grüne Thomas von Sarnowski hat Blumen für Bienen, Windräder und Radlflickzeug im Angebot. (Foto: Privat)

Die Grünen schaffen es, mit ihren Geschenken politische Botschaften zu verbinden. Radlflickzeug als Abhilfe für die Panne auf dem Radweg. Kleine Papierwindräder, damit auch Kinder schon ihre Sympathien für erneuerbare Energien zum Ausdruck bringen können. Oder grüne Äpfel für den vegetarischen Hunger zwischendurch. "Am schönsten wäre es, wenn wir mit unseren Ideen zur Diskussion anstoßen", so Thomas von Sarnowski, der grüne Spitzenkandidat. Deswegen verschenke man lieber einen Apfel als in Plastik verpackte Gummibärchen. Der Umwelt zuliebe.

SPD

Doris Rauscher wirbt mit Keksen. (Foto: Privat)

Was die SPD in den Landtagswahlen durchaus gebrauchen kann, verschenkt sie auch an ihre Wähler: Glück. An jedem Info-Stand soll eine Schale mit Glückskeksen bereit stehen. "Die darin eingebackenen Botschaften sind alle von mir", berichtet Doris Rauscher, die SPD-Spitzenkandidatin. Welchen Wunsch der zukünftige Wähler dann auf den Weg mitbekommt, das entscheidet das Glück. Dazu kommen Wundertüten für Erwachsene - und zum Schulstart Stifte und Stundenpläne für die kleinen Roten. Doch auch wenn sie mit ihren Präsenten überraschen möchte, mehr als ein "Eisbrecher" für eine nettes Gespräch, wie es Rauscher formuliert, seien sie nicht. Eines setzt sich im Wahlkampf fort: Die SPD ist stets für eine Überraschung gut.

Freie Wähler

Bei den Freien Wählern (FW) hält sich das Budget für Wahlgeschenke in Grenzen. Sie arbeiten ohne zentrale Wahlkampfmittel für Mitbringsel und setzen auf Eigeninitiative der Ortsvereine. Mehr als Gummibärchen, Luftballons und Kugelschreiber habe man nicht zu bieten, so Klaus Färber, der Vaterstettener Ortsvorsitzende. Neu sei aber der FW-Flaschenöffner. Färbers Hoffnung: "Wenn einer sein Bier immer wieder mit unserem Logo aufmacht, bleiben wir vielleicht im Gedächtnis."

FDP

Als "üblichen Klein-Schnick-Schnack", fast abschätzig, bezeichnet Alexander Müller, Kandidat der FDP aus der Gemeinde Baiern, das was seine Partei am Infostand ausliegen hat. Jeder Ortsverband hat nur 100 Euro zur Verfügung, damit lasse sich nicht viel machen. Deswegen, so Müller: "Das wichtige im Wahlkampf sind Flyer und Infomaterial". Der restliche Krimskrams sei da, um den Stand zu füllen.

Die Linke

Auch der Linken im Stimmkreis Ebersberg bleibt nichts anderes übrig, als mit Inhalten zu punkten, denn mit ihren Wahlkampfpräsenten tut sie es kaum. Ihre Kugelschreiber sind bedruckt mit dem Slogan "Geschichte schreiben", womit sich immerhin der Einkaufszettel beschriften lässt. Mit im Werbe-Repertoire hat die Linke passenderweise auch Einkaufswagenchips. Die liegen im Geldbeutel an der richtigen Stelle als Erinnerung für die Wahlen, so Marlene Ottinger, Kreisverbandssprecherin der Partei, "da man dort leider viel zu oft hineinschauen muss".

ÖDP

Bei der ÖDP gibt es Bürobedarf und Ballons. (Foto: Privat)

Ökologische Wahlgeschenke mit mehr oder weniger originellen Sprüchen hat die ÖDP zu bieten: Seifen für eine saubere Politik und Schlüsselanhänger für politische Schlüsselerlebnisse. Damit stehe man ganz im Zeichen der nachhaltigen Politik, sagt Rosi Reindl, die ÖDP-Kandidatin im Stimmkreis Ebersberg. Das Highlight sieht sie in den ÖDP-Reißnägeln. Diese könnten in der Masse gar den großen blauen bayerischen Löwen zum Aufstehen bewegen. Solange sich die Wähler damit nicht ins eigene Fleisch stechen.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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