Volkshochschule Vaterstetten:Misstöne hinter den Kulissen

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Die VHS und die Musikschule sollen ins Baldhamer Gewerbegebiet umziehen. Doch es gibt Zweifel daran, dass der Ortswechsel aus freien Stücken erfolgt.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Einige Dissonanzen hat es bereits gegeben beim geplanten Umzug der Vaterstettener Musikschule, doch nun hat es hinter den Kulissen anscheinend richtig geknallt. Offenbar sieht man sich bei der Musikschule von der Gemeinde und der Volkshochschule (VHS) unter Druck gesetzt, einen Umzug in eigentlich ungeeignete Räume zu akzeptieren. Entsprechende Vorwürfe sind nun im Vaterstettener Gemeinderat laut geworden.

Hintergrund ist der seit Jahren chronische Platzmangel bei der VHS und ihrer Musikschule. Abhilfe schaffen sollten Räume in einem Gewerbegebäude an der Baldhamer Straße, das Vaterstetten für einen neuen Kindergarten anmieten wird. Dorthin - so beschlossen es Ende vergangenen Jahres die Trägergemeinden Vaterstetten, Grasbrunn, Zorneding und Poing - sollen auch VHS und Musikschule umziehen.

Im Gegenzug sollen Räume an der Wendelsteinstraße und am Reitsbergerhof aufgegeben werden. Doch nach anfänglicher Freude kamen bald Misstöne auf. Im März erklärte die Musikschulleiterin Petra Scheuring auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins, dass ein Umzug in die Baldhamer Straße nicht in Frage komme.

Denn die Räume seien wegen mangelnden Schallschutzes nicht geeignet, dies habe ein Akustik-Experte bestätigt. Im Gemeinderat gab es daraufhin Forderungen nach einem stärkeren Einfluss der Politik auf VHS und Musikschule, die Vaterstetten immerhin mit 900 000 Euro pro Jahr fördert. Außerdem beschloss das Gremium im März, einen für den Umzug bereits bewilligten Zuschuss bis auf Weiteres einzubehalten.

Doch nun sind die Verhandlungen, welche die Trägergemeinden mit VHS und Musikschule seitdem führten, offenbar zu einem Ergebnis gelangt zu sein - und zwar einem im Sinne der Kommunen. Bereits am Dienstag genehmigte der Vaterstettener Bauausschuss den Umbau des Bürohauses für die Zwecke der VHS, von der Musikschule war da aber noch nicht die Rede. Das holte Hauptamtsleiter Götz Beckenbauer zwei Tage später im Gemeinderat nach und erklärte, auch die Musikschule werde ins Gewerbegebiet umziehen. Der bemängelte fehlende Schallschutz werde nachgerüstet, die Kosten teilen sich der Vermieter und die VHS.

SPD-Gemeinderat Jo Neunert, der auch Mitglied des Musikschulfördervereins ist, äußerte Zweifel, dass der Umzug freiwillig ist: "In der Musikschule hieß es, sie müssen es machen, weil die Gemeinde es so will." Zudem habe er gehört, dass die Gespräche über den Umzug nicht mit der Musikschule, sondern nur mit der übergeordneten VHS geführt worden seien, die dann ihrerseits Druck auf die Musikschule ausgeübt habe.

Tatsächlich habe die Gemeinde nur mit der VHS verhandelt, sagte Georg Kast, der Referent des Bürgermeisters, "eine Beteiligung der Musikschule hat nicht stattgefunden". Dies sei aber auch nicht anders möglich gewesen, "die VHS hat hier für alle Beteiligten zu sprechen", die Abstimmung mit ihrer Musikschule müsse sie dann "intern regeln". Dies habe man der Musikschulleitung aber auch erklärt, so Kast. Die Gemeinde habe ausdrücklich keine Vorgaben gemacht oder Druck ausgeübt, ergänzte Beckenbauer, "wir haben auch keinen Einfluss auf die internen Angelegenheiten der VHS genommen".

So ganz schien Neunert davon nicht überzeugt: "Ich möchte nicht, dass im Raum stehen bleibt, dass die Gemeinde die Musikschule zu einer Lösung zwingt, mit der sie nicht einverstanden ist." Dies sei auch nicht der Fall, bekräftigte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW), der Umzug sei das Ergebnis einer Absprache der vier Bürgermeister mit der VHS, "und uns ist gesagt worden, dass alle einverstanden sind".

Bei VHS und Musikschule will man die angeblichen Differenzen untereinander und mit der Gemeinde weder bestätigen noch dementieren. VHS-Geschäftsführer Jürgen Will erklärt, der Vorstand sei glücklich, dass Musikschule und VHS in die neuen Räume umziehen können. Weitere Fragen möchte er nicht beantworten.

Etwas auskunftsfreudiger ist Musikschulleiterin Scheuring. Sie macht keinen Hehl daraus, dass die neuen Räume "nicht das sind, was wir uns vorgestellt hatten". Sie hätte die Musikschule gerne weiter in der Wendelsteinschule belassen. Aber die Gemeinde habe klar gemacht, dass die Schule die Räume selbst benötigt, daher habe man in den Umzug eingewilligt, so Scheuring, "die Alternative wäre gar nichts gewesen." Ganz schlecht seien die neuen Räume auch nicht, immerhin habe man dort endlich einen Vortragsraum, "das wird dem Betrieb sehr helfen."

Zu möglichen Streitereien mit der Gemeinde oder innerhalb der VHS möchte sich aber auch Scheuring nicht äußern und verweist auf den VHS-Geschäftsführer.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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