Volksfest Grafing:Bier und Hendl auf dem Marktplatz

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Da das Volksfest aller Voraussicht nach auch heuer ausfallen muss, verlegt die Stadt Grafing den traditionellen Seniorennachmittag auf das Bürgerfest im Juli. Die örtliche Bayernpartei schlägt dagegen eine Art Lieferservice vor

Von Thorsten Rienth, Grafing

Es hat in Grafing langjährige Tradition, dass Senioren über 75 Jahren ein paar Wochen vor dem Volksfest Post aus dem Rathaus im Briefkasten haben. Mit dem Umschlag kommen eine Einladung zum Seniorennachmittag auf dem Volksfest sowie Gutscheine für ein Gratisessen, eine Maß Bier oder zwei kleine andere Getränke. Das vergangene Jahr markierte die erste Ausnahme überhaupt, in diesem Jahr sieht es nach der zweiten aus. Pandemiebedingt dürfte das für den Mai geplante Volksfest wohl ein weiteres Mal ausfallen. Die Bayernpartei hatte mit einem Bringsystem eine Ersatzlösung vorgeschlagen - die nun allerdings in etwas abgewandelter Form kommt.

"Um den Senioren wenigstens ein bisserl Freude ins Haus zu bringen und die ortsansässige Brauerei zu unterstützen schlägt die Bayernpartei einen Seniorennachmittag in Lieferform vor, auf neudeutsch 'to go'", schrieb der Grafinger Ortsverband im Stadtratsantrag zu der Ersatzlösung. "Die Senioren sollen wie bisher durch die Stadt angeschrieben werden und erhalten anstelle eines auf dem Volksfest einzulösenden Gutscheins einen personalisierten Gutschein, der bis 14 Tage vor dem Seniorennachmittag per Mail, Post oder persönlich ans Rathaus gebracht werden kann. Aufgrund dieser Bestellungen sollen dann Festwirt und Brauerei, die Bestellungen vorbereiten und verpacken, die anschließend ein Sack voll Freiwilliger hurtig zu den Lieferadressen bringt." Die Mitglieder der Grafinger Bayernpartei würden als Freiwillige Bereitstehen, erklärte Ortsvorsitzender Walter Schmidtke.

In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses teilte allen voran die CSU nicht die Begeisterung der Bayernpartei. "Die Leute gehen ja nicht wegen dem Essen zum Seniorennachmittag", befand CSU-Bezirksrätin Susanne Linhart. "Die gehen hin, um sich mal wieder zu sehen." Deshalb sei doch der Gegenvorschlag aus dem Rathaus viel besser: "Der Nachmittag vor dem Bürgerfest ist doch ein toller Rahmen." Darüber wiederum hatte die SPD so ihre Zweifel, wenngleich nicht mit einer Unterstützung für Senioren generell. "Ich weiß nicht, ob das selbst im Juli tatsächlich schon so gut ist, wenn die Senioren am Marktplatz so eng zusammensitzen", sagte Regina Offenwanger. Vielleicht solle man sich in diesem Jahr überlegen, ob man so etwas fürs Pflegepersonal mache und die Angestellten aus dem medizinischen Dienst. "Dann klatschen wir nicht nur, sondern zeigen auch mit einer solchen Veranstaltung, dass wir deren Arbeit wertschätzen." Den Vorschlag griff allerdings sonst niemand in dem Gremium auf.

Stattdessen zeichnete sich schnell eine breite Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung ab: Grafing verlegt den Volksfest-Seniorennachmittag aufs Bürgerfest, wenngleich mit dem Risiko, das Initiator Schmidtke so formulierte: "Wenn es regnet wird das Bürgerfest schnell abgesagt. Hendl und Bier am Küchentisch würden trotzdem funktionieren."

© SZ vom 16.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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