Verkehr:Der Weg ist das Ziel

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Noch ist die Johann-Sebastian-Bach-Straße vor allem auf die Bedürfnisse von Autofahrern ausgelegt, einen Radweg gibt es nicht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstetten prüft Verbesserungen für Radler und Fußgänger an der Johann-Sebastian-Bach-Straße

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Freie Fahrt für freie Bürger - sofern sie motorisiert unterwegs sind: Nach diesem Motto wurden auch in der Großgemeinde lange Zeit Straßen geplant, ein Paradebeispiel für die autogerechte Siedlung ist die Johann-Sebastian-Bach-Straße zwischen Friedhof und Sportplatz. Die Fahrspuren für den Autoverkehr sind reichlich, Fahrradwege gibt es indes keine, und auch die Gehsteige sind stellenweise alles andere als optimal. Das soll sich nun aber ändern, die Gemeinde prüft mehrere Verbesserungen in dem Bereich.

Ein Grund dafür ist, dass dort bald sehr viel mehr Schüler unterwegs sein dürften. Denn vom kommendem Herbst an soll die neue Grund- und Mittelschule am Sportpark den Betrieb aufnehmen, ein wichtiger Schulweg würde dann entlang der Johann-Sebastian-Bach-Straße verlaufen. Und die ist nach aktueller Einschätzung aus dem Bauamt an manchen Stellen einigermaßen gefährlich.

In der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses wurden darum nun mehrere Verbesserungsvorschläge vorgestellt. Die erste betrifft die Querungshilfe zwischen der sogenannten "Reitsberger Siedlung" und dem Parkplatz am Hans-Luft-Weg. Derzeit gibt es zwar einen Fußweg aus der Siedlung in Richtung Straße, doch dieser führt nicht direkt zum Überweg mit Verkehrsinsel, sondern zunächst auf den Gehweg auf der Nordseite. Was, so Manfred Weber vom Bauamt, künftige Schülerströme dazu verleiten könnte, einfach so über die ungesicherte Straße zu laufen. Sicherer wäre daher eine Verlegung des Weges Richtung Übergang. Zwar wurde dies von der Mehrheit im Ausschuss befürwortet, doch es gab auch Gegenstimmen. Axel Weingärtner (Grüne) kritisierte zum einen die Kosten von rund 27 500 Euro, einfach ein Geländer am Gehweg anzubringen sei günstiger - und auch ästhetischer. Denn derzeit ist der Gehweg von einer Allee begrenzt, "die steht dann unmotiviert in der Gegend rum". Auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) hätte lieber auf eine Verlegung des Weges durch die Wiese verzichtet.

Gewissermaßen unter Vorbehalt beschloss der Ausschuss Einschränkungen für einen Gewerbebetrieb an der Johann-Sebastian-Bach-Straße. Die Sanitärfirma be- und entlädt dort seit Jahrzehnten ihre Lieferwagen. Was auch bislang kein Problem war, allerdings eines werden könnte, würde der Geh- zum Schulweg. Dies solle man aber unter "Realbedingungen" überprüfen, also zunächst noch abwarten, bis der Schulweg wirklich vor dem Firmengelände entlangläuft, so Weger. Falls sich zeige, dass die Kombination aus Lieferwagen und Grundschülern Gefahren berge, werde die Gemeinde eine beschränkte Lieferzeit zwischen 7.30 und 8 Uhr anordnen. Außerdem könne dann immer noch der Gehweg verbreitert werden. Zudem sind neben dem Betrieb zusätzliche Parkplätze geplant, auch dadurch könnte sich die Situation verbessern.

Ebenfalls sicherer werden soll die Überquerung der Johann-Sebastian-Bach-Straße an der Ecke Carl-Orff-Straße zum dortigen Fuß- und Radweg beim Verkehrsübungsplatz. Hier wird eine weitere Querungshilfe angelegt. Gegenstimmen dazu kamen von FDP, Freien Wählern und Grünen, sie bemängelten die Kosten von immerhin 45 000 Euro.

Weitgehend einig waren sich die Gemeinderäte darin, dass Radler künftig den Gehweg im westlichen Teil der Johann-Sebastian-Bach-Straße, zwischen Frieden- und Max-Reger-Straße, nutzen können. Dazu wird auf den Gehsteig ein Fahrradstreifen aufmarkiert. Im nordöstlichen Teil, zwischen Heinrich-Marschner- und Baldhamer-Straße, soll außerdem Tempo 30 eingeführt werden. Dagegen votierte Herbert Uhl (FW). Er hätte die Entscheidung lieber vertagt, bis feststeht, welche Verbesserungen für Radler in dem Bereich sonst noch umgesetzt werden.

Denn derzeit liegt der Verwaltung ein Vorschlag der Agenda 21 Verkehr für einen Radweg vor. Dieser soll mehrere bestehende Radwege entlang der Johann-Sebastian-Bach-Straße miteinander verbinden: jenen zwischen Friedenstraße und Möschenfelder Straße Richtung Rathaus, jenen an der Carl-Orff-Straße Richtung Maibaum und den an der Baldhamer Straße nach Alt-Baldham. Die Agenda schlägt vor, im westlichen Teil der Straße sogenannte "Fahrradschutzstreifen" aufzumarkieren. Diese könnten von den Autos zwar befahren werden, wenn keine Radler kommen, Parken wäre dort aber untersagt. Zwischen der Aussegnungshalle und der Carl-Orff-Straße soll dann an der Nordseite ein Fahrradweg neu angelegt werden, ebenso westlich des Verkehrsübungsplatzes sowie zwischen Reitsberger Siedlung und Baldhamer Straße.

Wie weit die Ideen umzusetzen sind, werde man im Bauamt nun prüfen, so Weber. Am ehesten würden die Fahrradstreifen kommen - auch aus finanziellen Gründen. Zwar gibt es noch keine Kostenberechnung, aber Vergleichswerte: die bereits beschlossenen Markierungen am westlichen Gehweg kosten rund 1800 Euro. Ähnlich günstig könnten die Streifen auf der Straße ausfallen - allerdings, so Weber, sei die damit erreichte Verkehrssicherheit natürlich nicht so hoch wie mit einem richtigen Radweg. Wenn der so ausgeführt wird wie von der Agenda vorgeschlagen, sei bei Kosten von etwa 100 bis 120 Euro pro Quadratmeter mit insgesamt 800 000 Euro zu rechnen.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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