Vaterstetten: Helmut Großmann:Ärger über rechtspopulistische Äußerungen

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Politiker von SPD und Grünen werfen dem TSV-Ehrenvorsitzenden Helmut Großmann Verunglimpfung demokratischer Institutionen vor. Auch seine eigene Partei, die CSU, ist empört.

Christoph Giesen

Und wieder erhitzt ein Leserbrief die Gemüter in Vaterstetten. Nachdem der Chef der Freien Wähler, Herbert Uhl, nach einer Zuschrift, in der er die Holocaust-Leugnerin Sylvia Stolz mit Dissidenten in Russland, China und Burma verglichen hatte, zurücktreten musste, gerät nun der Ehrenvorsitzende des TSV Vaterstetten, Helmut Großmann, in die Kritik.

"Er hat keine Funktion, sonst würde ich ihn mir kaufen", sagt ein CSU-Vorstandsmitglied über das Parteimitglied Helmut Großmann. (Foto: Renate Schmidt)

Fünf Lokalpolitiker von Grünen und SPD werfen dem CSU-Mitglied Großmann in einer gemeinsamen Reaktion vor, er lege "demokratiefeindliche Verhaltensmuster rechter Kreise" an den Tag und verunglimpfe demokratische Institutionen.

Großmann hatte sich auf Uhls Seite geschlagen und in einem Leserbrief festgestellt, dass die Staatssouveränität in Deutschland eher durch die Europäische Union und "unsere Regierungen" gefährdet sei als durch so "skurrile Mitmenschen" wie die beiden verurteilten Rechtsextremisten Sylvia Stolz und Horst Mahler. Uhl habe recht mit seiner Kritik, schreibt Großmann, er hätte bloß vorsichtiger agieren müssen.

Auf Nachfrage der SZ konkretisiert Großmann seine Aussagen: "Ich hätte an Uhls Stelle den Vergleich so nicht gemacht." Uhl habe sich zwar ungeschickt angestellt, doch der Umgang mit ihm sei unchristlich. "Das ganze Theater lenkt von den wirklich wichtigen Themen ab. Der Euro wird ruiniert und außerdem haben wir eine verfehlte Einwanderungspolitik." Die meisten Zuwanderer lägen dem Sozialstaat bloß "auf der Tasche", moniert er.

"Er ist nur ein einfaches Parteimitglied"

Zuwanderung und Asylrecht, das sind Helmut Großmanns Themen. Auch soziale Projekte, die bedürftige Menschen auf anderen Erdteilen unterstützen, kritisiert er in seinen zahlreichen Leserbriefen scharf - im SZ-Archiv finden sich 67 Veröffentlichungen. Geldspenden für einen Kindergarten in Äthiopien? Engagement für Asylbewerber? Viel wichtiger sei es, wenn "wir erst mal unsere eigenen sozialen Probleme vor unserer eigenen Haustür lösen", schreibt er beispielsweise im April 2001.

Nicht nur in der SZ äußert sich Helmut Großmann oft. Auch im nationalreaktionären Rechtsaußen-Blatt Junge Freiheit schreibt er gerne Leserbriefe. "Die Junge Freiheit ist einfach die beste Zeitung in Deutschland", begründet Großmann. Erst kürzlich erzürnte er sich dort über die Bundesarbeitsgemeinschaft "Kirche für Demokratie - gegen Rechtsextremismus". Das ökumenische Bündnis verschwende Kirchensteuern: "Solche Politmätzchen wie das geplante antifaschistische Getue sind der absolut falsche Weg", empörte er sich.

In der Vaterstettener CSU empört man sich hingegen über Helmut Großmann: "Seine Äußerungen sind völlig verfehlt und deplatziert", sagt der stellvertretende Ortsvorsitzende Martin Wagner. "Er ist nur ein einfaches Parteimitglied und hat keinerlei Funktion, sonst würde ich ihn mir kaufen." Auch der Fraktionschef im Gemeinderat, Michael Niebler, ist irritiert und kann Großmanns Vergleiche nicht nachvollziehen. Die Bundesregierung mit Horst Mahler in Verbindung zu bringen, hält er für abwegig, schließlich sei die CSU an der Regierung in Berlin beteiligt und stelle mit Karl-Theodor zu Guttenberg, Ilse Aigner und Peter Ramsauer drei wichtige Minister. "Ich werde mit ihm sprechen", kündigt er deshalb an.

© SZ vom 21.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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