Vaterstetten:Eigentümer wollen Neubau des Rossinizentrums verhindern

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Per Brief an die Gemeinde Vaterstetten erteilen sie den Plänen eine Absage. Doch nicht alle Mitbesitzer des Gebäudes sehen das so.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Es war eines der kontroversesten Projekte in der Gemeinde Vaterstetten: die mögliche Aufstockung oder der Neubau des Rossinizentrums. Bereits als die ersten sehr unkonkreten Ideen aus den Reihen der Eigentümer bekannt wurden, gab es Protest der Nachbarn. Diese können nun wohl aufatmen, die Baupläne am Rossinizentrum haben sich laut einem Brief aus den Reihen der Eigentümer erledigt.

Im Sommer vergangenen Jahres kamen die Überlegungen an die Öffentlichkeit, dass am Rossinizentrum groß umgebaut werden könnte. Die Eigentümer hatten mehrere Plan-Varianten bei der Gemeinde eingereicht, wie das Geschäftszentrum aus den 1970er-Jahren umgestaltet werden könnte. Kern dieser Pläne war, den Anteil der Wohnungen zu steigern, dazu hätte entweder das bestehende Gebäude aufgestockt werden - die Rede war damals von bis zu acht Stockwerken - oder gleich ein Neubau entstehen sollen. Hintergrund ist der große Leerstand in dem einst belebten Einkaufszentrum. Nachdem vor einigen Jahren die Sparkasse umgezogen ist und der Supermarkt geschlossen wurde, ist dort nicht mehr viel los.

Was einigen der Bewohner der umliegenden Häuser offenbar ganz recht ist. Bereits Ende vergangenen Jahres hatten sich Nachbarn per Unterschriftenliste im Rathaus über die Pläne der Rossini-Eigner beschwert. Sie befürchteten vor allem eine massive Zunahme des Verkehrs und der Parkplatzknappheit in den umliegenden Straßen, sollte wirklich ein achtstöckiges Hochhaus auf der Grundfläche des Rossini-zentrums gebaut werden. Was man allerdings auch bei der Gemeinde - die erstens ein wichtiges Grundstück dort besitzt und zweitens den Bebauungsplan ändern muss - nicht für sinnvoll hielt. "Es muss schon sein, dass die Nachbarn künftig noch Sonnenlicht abbekommen", umriss Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) die kommunalen Vorgaben für einen Neubau.

Wie dieser aussehen könnte, erfuhr die Öffentlichkeit dann in der Juni-Sitzung des Gemeinderates. Dort wurden vier Varianten für das Rossinizentrum der Zukunft vorgestellt. Der massivsten - ein Block mit 10 400 Quadratmeter Nutzfläche, davon 8500 Quadratmeter für Wohnungen - erteilte das Gremium eine Absage, eine etwas weniger dichte Bebauung konnten sich die Gemeinderäte dagegen durchaus vorstellen. Jedenfalls wenn es dort auch Platz für Nutzungen der Gemeinde gibt, etwa für einen Neubau der Bücherei oder Sozialwohnungen.

Erst mal wird dort gar nichts gebaut

Die Nachbarn indes waren von keinem der Konzepte überzeugt, wenige Tage nach der Sitzung übergaben sie im Rathaus die nächste Protestnote mit diesmal immerhin 205 Unterschriften. Erneut wurde vor einem Verkehrschaos gewarnt, außerdem beklagten einige Anwohner, dass die Rossini-Eigner groß bauen dürften, während ihnen selbst nicht einmal der Einbau von Dachgauben erlaubt wurde.

Nun sieht es aber so aus, als ob im Rossinizentrum erst einmal gar nichts gebaut wird. Zumindest wenn es nach sechs Eigentümern geht, die am Dienstag in einem Brief an den Bürgermeister erklären, sie wünschten "keine weiteren Planungs- und Strategiegespräche über die Immobilie" mit der Gemeinde mehr.

Begründet wird dies damit, dass die Unterzeichner davon ausgehen, "dass die komplett unterschiedlichen Wünsche und Gedanken der Gemeinde, des Bauinvestors und der 17 Eigentümer nicht unter einen Projektmantel zu bringen sind". Ein Abriss und Neubau könne nur einstimmig beschlossen werden, "davon ist nicht auszugehen", so die sechs Eigentümer, denn zumindest diese befürchten, dass "das Rossinizentrum ansonsten zu einem zeitlich nicht definierten Spekulationsobjekt wird".

"In der Form passt es doch nicht mehr in die Zeit"

Seitens der Gemeinde ist man über diese Entwicklung nicht sehr überrascht, wie Bürgermeister Reitsberger sagt. Zwar wären ein neuer Standort für die Bücherei oder weitere Sozialwohnungen sehr willkommen, "es gab aber schon immer Bedenken, dass es bei so vielen Beteiligten funktioniert." Für das Rathaus habe sich das Projekt Rossinizentrum "damit erledigt."

Ganz und gar nicht so sieht das Herbert Scheuerer. Er ist einer der Rossinizentrum-Eigner, die das Neubauprojekt von Anfang an entschieden verfolgt hatten. Von dem Brief seiner Co-Eigentümer wurde er nach eigenen Worten am Dienstagnachmittag "kalt erwischt", mit ihm hätten die Unterzeichner nicht gesprochen. Ohnehin sei diese Absage vorschnell, der Investor habe sein Angebot an die Eigentümer ja noch gar nicht vorgelegt. Für Scheuerer ist ein Neubau des Zentrums nach wie vor der beste, wenn nicht einzige Weg: "In der Form passt es doch nicht mehr in die Zeit", auch die Bausubstanz sei nach gut 40 Jahren nicht mehr ideal, Scheuerer warnt davor, dass "das Zeitfenster jetzt nicht genutzt wird". Denn ob das Gebäude auch die nächsten Jahrzehnte durchhält, sei zweifelhaft, und ohne Investor sei auch eine Sanierung nicht zu stemmen. Was die Mit-Eigentümer wohl auch selbst wüssten, Scheuerer vermutet daher, dass der Brief "aus taktischen Gründen" verfasst worden sei - etwa, um beim Investor bessere Konditionen herauszuschlagen.

© SZ vom 20.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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