Vaterstetten:Abspann im Rathaus

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Von der Idee eines Kinos in Vaterstetten rückt mittlerweile sogar der Bürgermeister ab. Denn dafür müssten neue Schulden gemacht werden. Jetzt hofft man auf einen privaten Investor.

Lars Brunckhorst

Es war fast nur ein Nebensatz, der noch dazu unterging, doch er sagte alles: Mittlerweile, bekannte Vaterstettens Bürgermeister in der Haushaltsdebatte im Gemeinderat, sei auch er der Meinung, dass Projekte wie das geplante Kino "nicht mit einer zusätzlichen Verschuldung finanziert werden sollten".

So könnte das Kino in Baldham aussehen. Geplant ist bisher, es zusammen mit einem Gebäude für die Volkshochschule auf der Nordseite des S-Bahnhofs Baldham zu errichten. (Foto: N/A)

Die Worte dürfen durchaus als Sensation gelten, denn ein Kino war für Robert Niedergesäß seit seinem Amtsantritt vor zehn Jahren ein zentrales politisches Ziel. Für dieses war er immer bereit, Geld aus dem kommunalen Haushalt zu investieren. Dennoch blieb dieser Halbsatz in seiner Rede am Donnerstagabend ohne Reaktion.

Vielleicht, weil ohnehin niemand mehr mit dem Kino rechnet? Schließlich hatte der Gemeinderat schon vor gut einem halben Jahr einstimmig beschlossen, im Haushalt und Finanzplan bis auf weiteres kein Geld mehr für ein Lichtspielhaus bereitzustellen. Bis dahin waren für die Jahre 2012 bis 2014 vorsorglich jeweils 350.000 Euro als Investitionskostenzuschuss vorgesehen.

Ausgerechnet auf Antrag der CSU waren diese Beträge gestrichen worden. Die Partei des Bürgermeisters war zuletzt die einzige, die an dem ehemals von einer breiten Mehrheit getragenen Vorhaben festhielt. Mittlerweile will man aber auch dort angesichts des klammen Haushalts von einem kommunal finanzierten Kino immer weniger wissen. Stattdessen setzt man die Hoffnungen darauf, dass ein privater Investor zusammen mit dem neuen Vaterstettener Ortszentrum den Wunsch erfüllt - ohne Kosten für die Gemeinde.

Für Niedergesäß liegt in seinen Worten vom Donnerstagabend daher auch keine Neuigkeit. Die Schuldengrenze, die der Gemeinderat ebenfalls voriges Jahr beschlossen hat und die bei 17 Millionen Euro liegt, sei bindend und lasse es nicht zu, neue Investitionen über Kredite zu realisieren. Das gelte für "alle Projekte", so Niedergesäß am Freitag zur SZ. Auch für das neue Vaterstettener Ortszentrum mit Bürgersaal und die Sanierung der Schulen. "Ich habe das generell gesagt und das Kino in dem Zusammenhang erwähnt."

Laut Niedergesäß bleibt ein Kino in der Gemeinde ungeachtet der jüngsten Entscheidungen "immer noch ein integraler Bestandteil der Planungen". Allerdings rückt er selbst von seiner ursprünglichen Idee eines Kinos in Baldham, das noch dazu mit Mitteln der Gemeinde finanziert wird, ab. "Mir wäre es auch lieber, wenn im Ortszentrum Vaterstetten ein Kino ohne kommunale Mitfinanzierung entstehen würde", sagt Niedergesäß. "Schon weil sich dann ein Streitpunkt erledigen würde."

Die Hoffnung, dass in der Gemeinde während seiner Amtszeit ein Kino eröffnet, gibt er nicht auf. "Wenn man davon ausgeht, dass ich in drei Jahren wieder zur Wahl antrete und auch wiedergewählt werde, dann bleiben noch neun Jahre", sagt Niedergesäß. "Wenn es in dieser Zeit nichts wird, dann kommt es nicht mehr."

Die Idee für ein Kino stammt schon aus Niedergesäß' Wahlkampf 2001. Zunächst sollte das Filmtheater zusammen mit dem Baldhamer Ortszentrum im Untergeschoss des Marktplatzes errichtet werden. Später war geplant, es auf dem freien Grundstück vor dem Haus für Kinder zusammen mit einem Gebäude für die Volkshochschule zu errichten. Dafür hatte man sogar schon einen Interessenten: den Betreiber des Wasserburger Kinos "Utopia", Rainer Gottwald. Die aktuellen Pläne gehen von einem gemeinsamen Komplex auf dem derzeitigen Park-and-Ride-Platz auf der Nordseite des S-Bahnhofs Baldham aus.

Voriges Jahr dann reifte im Gemeinderat erstmals die Idee, ein Kino könnte auch im geplanten neuen Vaterstettener Ortszentrum entstehen, und zwar zusammen mit dem Bürgersaal, den ein privater Investor für die Gemeinde bauen soll. Bisher gibt es aber nur Pläne für ein mit Gemeindehilfe finanziertes Kino in Baldham. Und die sind seit zwei Jahren sehr konkret: Drei Säle soll demnach das Kino haben und zusammen mit VHS und Tiefgarage 7,3 Millonen Euro kosten.

© SZ vom 05.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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