Überfälle in Vaterstetten:40-Jähriger wegen Angriffen auf Frauen vor Gericht

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Wegen sexuell motivierter Attacken auf drei Frauen in Vaterstetten und München steht ein 40-Jähriger vor Gericht.

Von Andreas Salch, München/Vaterstetten

Sonntagmorgen in einem kleinen Waldstück bei Vaterstetten. Eine Frau führt ihre Hunde aus. Ein Mann kommt ihr entgegen. Es ist der 25. Juni 2017, 7.45 Uhr. Der Fremde trägt eine große schwarze Sonnenbrille. Die Hundehalterin ist völlig arglos. Als der stark übergewichtige Mann an ihr vorbeigelaufen ist, dreht er sich plötzlich um, packt die 57-Jährige an der rechten Schulter, zieht sie an sich heran und greift ihr mit seiner linken Hand an ihre rechte Brust. Die Frau beginnt zu schreien, wehrt sich heftig. Der Fremde wirft sie daraufhin in ein Gebüsch und flieht. "Ich hatte das Gefühl, dass er das nicht das erste Mal gemacht hat", sagte die Frau an diesem Montag vor dem Landgericht München II. Sie hatte sich nicht getäuscht.

Wenige Meter rechts von ihr sitzt der Mann, der sie damals attackierte. Ein 40-jähriger Elektromonteur. Etwas mehr als ein halbes Jahr vor der Attacke in Vaterstetten hatte der Angeklagte tatsächlich schon einmal zugeschlagen, hatte eine damals 16-jährige Schülerin in Baldham auf einem Weg, der parallel zur S-Bahn-Strecke verläuft, am helllichten Tat unvermittelt von hinten angegriffen. Dabei hatte er seinen rechten Arm um ihren Hals gelegt und sie gewürgt, um sie am Schreien zu hindern. Obwohl sich die 16-Jährige heftig wehrte, gelang es dem Angeklagten, sie in ein Gebüsch zu zerren und auf den Boden zu werfen. Dort griff er der Schülerin unter ihr T-Shirt, riss ihr den BH weg und berührte sie. Da die 16-Jährige sich mit aller Kraft zur Wehr setzte, ließ der Elektromonteur von ihr ab, nahm ihr Handy und floh.

Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage davon aus, dass der Elektromonteur die Taten beging, um sich sexuell zu erregen. Wenige Tage nach dem Übergriff in Vaterstetten passte der Vater von drei Kindern am 2. Juli 2017 in München eine damals 46 Jahre alte Frau auf dem Weg zu einem Wertstoffhof ab. Es war gegen 10 Uhr, als die Frau an einem Auto vorbeiging. Darin saß der Elektromonteur. Plötzlich öffnete er die Fahrzeugtüre. Die Frau bemerkte, dass er seine Hose geöffnet hatte, so dass sein Genital zu sehen war.

Kurz darauf packte er sie, hielt sie fest und griff ihr unter ihre Kleidung an die linke Brust. Als die Frau zu schreien anfing, versetzte ihr der damals gut 130 Kilogramm schwere Angeklagte den Ermittlungen zufolge einen wuchtigen Faustschlag, so dass sie zu Boden fiel. Dennoch gelang es der 46-Jährigen aufzustehen und davonzurennen.

Am 7. Februar vergangenen Jahres wurde der Angeklagte, der zum Zeitpunkt der Taten in Vaterstetten lebte, in seiner Heimat Polen festgenommen. Gegen ihn lag ein europäischer Haftbefehl der Staatsanwaltschaft München II vor. "Ich war sicher, dass ich erwischt werde. Ich habe gehört, bei der deutschen Polizei ist das nur eine Frage der Zeit", sagte der Elektromonteur zum Auftakt der Verhandlung, die vor der 1. Jugendkammer stattfindet, weil das jüngste Opfer zum Zeitpunkt der Tat noch nicht volljährig war. Sowohl im Fall der Schülerin, als auch bei den beiden Übergriffen bei Vaterstetten und in München war es der Polizei gelungen, an den Opfern DNA des Angeklagten sicherzustellen. Ein Abgleich bei Interpol Warschau ergab schließlich einen Treffer, da der unter anderem wegen Vergewaltigung vorbestrafte Elektromonteur bereits in Polen eine Speichelprobe abgeben musste.

Wegen der Übergriffe auf die drei Frauen hat die Staatsanwaltschaft den 40-Jährigen unter anderem wegen sexueller Nötigung angeklagt. Bei einem Rechtsgespräch, das auf Initiative des Verteidigers Rechtsanwalt Maximilian Grashey stattfand, stellte die Kammer unter Vorsitz von Richtern Regina Holstein dem Elektromonteur bei einem umfassenden Geständnis eine Strafe zwischen fünf Jahren sowie fünf Jahren und neun Monaten in Aussicht. Über seinen Anwalt räumte der Angeklagte die Vorwürfe daraufhin ein. Bei allen Übergriffen habe angeblich seine Alkoholsucht eine Rolle gespielt. Er wolle sich damit nicht rechtfertigen, sagte der 40-Jährige. Aber eine "gewisse Erklärung" sei der Alkohol schon.

Bei seiner Aussage indes relativierte der Elektromonteur sein Geständnis wieder und gab vor, dass er nicht sexuell motiviert gewesen sei. Auf die Frage von Richterin Holstein, wie es ihr heute gehe, antwortete die Hundehalterin aus Vaterstetten: "Nicht gut." Sie gehe nicht mehr allein spazieren. "Im Wald schon gar nicht." Der Prozess dauert an.

© SZ vom 28.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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