Tierhaltung:Ebersberger Züchter rüsten sich für Geflügelpest

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Noch dürfen die Hühner im Landkreis im Freien scharren und picken. Das könnte sich aber schnell ändern. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In immer mehr bayerischen Regionen tritt die Geflügelpest auf. Dann dürfen Hühner nicht mehr im Freien gehalten werden. Ebersberg ist bisher verschont geblieben.

Von Nathalie Stenger, Ebersberg

Vogelgrippe, Geflügelpest oder Hochpathogene aviäre Influenza (kurz AI) - es gibt viele Namen für das für Vögel häufig tödlich verlaufende Virus. Bisher ist es in diesem Winter zwar im Landkreis Ebersberg noch nicht aufgetreten, doch aus anderen Regionen Bayerns werden vermehrt Fälle gemeldet, etwa in Passau, Landsberg am Lech oder zuletzt Starnberg. Sollte die Krankheit auch hier auftreten, muss das Geflügel zum Schutz vor Ansteckung bei infizierten Wildvögel für eine gewisse Zeit ausschließlich im Stall gehalten werden. Die Züchter im Landkreis sind für diese sogenannte Aufstallungspflicht gut vorbereitet. Das Veterinäramt hat sie schon Anfang Dezember dazu aufgefordert, Vorkehrungen zu treffen.

Einer der 750 gemeldeten Geflügelhalter des Landkreises - davon sind die meisten kleine Hobbyhaltungen - ist Josef Kendlinger aus Wiesham. "Wir sind gerüstet", sagt er. Die Geflügelpest trete öfter auf, er wisse also, worauf man aufpassen müsse, gerade im Bezug auf Kleidung und Desinfektion. "Die typischen Bio-Sicherheitsmaßnahmen wenden wir schon länger an." Schon im Bezug auf Salmonellen ist es sinnvoll, diese Maßnahmen einzuhalten. Auch für ausreichend Platz im Stall selbst ist gesorgt - die 10 000 Freilandhühner des Huberhofs haben einen zusätzlichen Wintergarten und Außenklimabereich. Ebenfalls schon immer mit im Stall: Spielsachen, wie etwa Picksteine, um Stress bei den Tieren zu vermeiden. Das ist gerade im Falle einer Aufstallungspflicht wichtig: "Wenn die Hennen es gewohnt sind, dass sie rauskönnen, und das für längere Zeit nicht mehr möglich ist, dann kann das Probleme machen", so Kendlinger, "muss es aber nicht."

Es sei mit einer Herde ebenso individuell wie bei einem Menschen: Manch einer vertrage die Quarantäne besser als ein anderer. Er wisse noch, 2016, beim bisher letzten großen Ausbruch der Geflügelpest, seien seine Hühner die ersten und letzten zwei Wochen im Stall nervös gewesen. Die Anordnung galt damals länger als 16 Wochen, von diesem Zeitpunkt an nämlich müssen Freilandeier als Bodenhaltung deklariert und verkauft werden, solange bis die Aufstallungspflicht nicht mehr gilt.

Ebenfalls 10 000 Hühner hält Familie Herrmann auf dem Hansnhof in Angelbrechting bei Poing. "Das hört sich viel an, ist im Vergleich zu anderen Legehennenbetrieben aber wenig", sagt Andreas Herrmann, der den Familienbetrieb 2003 übernommen hat. "Für eine Schachtel braucht man 15 Hühner am Tag." Auch er ist schon vorbereitet auf eine Aufstallungspflicht. "Es ist ja nicht das erste Mal, und kurzfristig umbauen ist schwierig", sagt er.

Sein Vorteil: Zum Stallbereich des Hansnhofs gehört ein großer Wintergarten. Hier könne man einfach Folien wie Rollladen an der Wand herunterlassen, sodass die Tiere vor Wetter und infizierten Wildvögeln geschützt sind. "Bei einer Aufstallungspflicht mache ich die Klappe nicht mehr auf und es gibt mehr Spielzeug", sagt er, Desinfektionsmatten und -mittel stünden bereit. Herrmans Bestand ist in vier Gruppen unterteilt. Hier gilt stets: "Bei jeder Gruppe trage ich andere Schuhe, einen Staubanzug und separate Handschuhe. So überträgt man eine Infektion deutlich langsamer." Ganz verhindern könne er es aber nicht: "Wie im Haus zieht man die Schuhe aus, und trotzdem kommt ein bisschen Schmutz herein." Tatsächlich, so erzählt Andreas Herrmann, habe er sich gewundert, dass die Aufstallungspflicht im Landkreis Ebersberg noch nicht Kraft gesetzt worden sei. "Ich habe nach dem Fall in Passau damit gerechnet, dass es nach maximal zwei Wochen auch bei uns soweit ist."

In Vaterstetten gackern die 300 Hühner von Andreas Schmid und dessen Familie auf einem Feld vor dem Rathaus der Gemeinde. Das werden sie auch bei einer Stallpflicht. "Der mobile Stall beinhaltet einen Wintergarten", erklärt Schmid, "den kann man zusätzlich nach unten mit einem Zelt verkleiden, die Hennen können also hier bleiben." Selbst bei einem geschlossenen Stall haben die Tiere Platz auf drei Ebenen - Wintergarten, Scharrbereich und Nester. Zum Schutz der Hühner, die aktuell immer von zehn Uhr an in ihrem Gehege draußen sind, hat man bereits zwei Schilder aufgestellt. "Damit sie im Außenbereich nicht gefüttert und so Keime übertragen werden." Das allerwichtigste sei, den Zugang zur Außenwelt zu versperren, so Schmid. Dies sei bei ihm durch einen Vorraum im mobilen Stall sowieso gewährleistet.

Die Freilandhühner auf dem Glonner Hof in Zorneding haben ein "Partyzelt", wie Monika Glonner es nennt, das man an den Stall stellen und ihn somit vergrößern kann. "Das haben wir bei der letzten Aufstallungspflicht gekauft", sagt sie, es sei besser als nichts. "Wir haben stressstabile Hühner", heißt es von Hans Glonner weiter, "das war damals auch kein Problem." Wichtig sei seiner Meinung nach neben einem großen Platzangebot auch ausgewogenes Futter, außerdem hänge viel vom Besitzer ab. "Wenn der nervös ist, sind es auch die Hühner." Wichtig auf dem Glonner Hof ist die Abwechslung der Beschäftigungsmöglichkeiten der 2 000 Legehennen. "Wir haben Luzerneballen, Stroheinstreu, Kieselsteine und wechseln regelmäßig durch." Hygienemaßnahmen seien stets Standard. Hans Glonner betont: "Jeder, der Tiere über dem Hobbyniveau hält, ist auf eine Aufstallungspflicht und das Virus vorbereitet. Das ist unser Geschäft, wir leben davon."

Die Vogelgrippe bricht häufig in den Wintermonaten aus, Grund sind Zugvögel, die auf ihrer Reise das Virus verbreiten. Dass sich ein Mensch mit der Vogelgrippe infiziert ist übrigens höchst selten, im Landkreis Ebersberg ist laut dem Veterinäramt kein einziger Fall bekannt. Auch mussten bei vergangenen Virusausbreitungen noch keine Bestände im Ebersberger Land gekeult werden. Aktuell, so berichtet die Sprecherin des Landratsamts Evelyn Schwaiger, werde ein intensiviertes Wildvogel-Monitoring durchgeführt, in welchem Naturschutz und Veterinäramt noch enger zusammenarbeiten, um den Ausbruch der AI möglichst frühzeitig erkennen zu können. Bisher seien zwei tote Wildvögel in der Gemeinde Kirchseeon und Ebersberg im Rahmen des Wildvogel-Monitorings beprobt worden. Die Ergebnisse waren jedoch negativ.

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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