Taufkirchen/Ebersberg:Wenn Kinder Strom aus Autolärm machen

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Beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht präsentieren Schüler aller Altersgruppen die Ergebnisse ihrer Tüftelarbeit - und so manche kuriose Idee.

Von Johanna Lehn, Taufkirchen/Ebersberg

Lautes Stimmengewirr, Vokabeln wie zum Beispiel Stereolitographie, Luftdruckrakete, Basalt. An den Trennwänden Plakate mit großen Excel-Tabellen, schwindelerregenden Formeln und Bildern von chemischen Molekülen. Klingt nach einem Kongress professioneller Naturwissenschaftler - und ist es irgendwie auch.

Denn beim 52. Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" auf dem Gelände der Airbus Group in Taufkirchen (Landkreis München) ist sicher der ein oder andere künftige Chemiker oder Physiker mit seiner ersten großen Idee vertreten. Begeistert erklären die Kinder und Jugendlichen, manche gerade einmal zehn Jahre alt, andere 18, den wissbegierigen Besuchern ihre Forschungsergebnisse und innovativen Erfindungen. Allein oder in Teams bis zu drei Mitgliedern präsentieren die Jung-Forscher insgesamt 60 Ideen auf engem Raum, bei einigen spannenden Geräten herrscht besonders großer Andrang.

Aus der gesamten Region sind Schüler von 19 Schulen vertreten, drei davon aus dem Landkreis Ebersberg. Das Gymnasium Kirchseeon tritt mit sechs Teams an, die Realschule Poing ist mit Nachwuchsforschern präsent und vom Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben starten drei Gruppen in den Regionalwettbewerb. Eins dieser drei Teams bilden der zwölfjährige Andreas Martl aus Poing und der zehnjährige Valentin Holbinger aus Ottenhofen.

Auf den ersten Blick erscheint ihr Projekt ein wenig bizarr: Die beiden haben an ihrem Stand einen tragbaren CD-Player stehen, verkabelt mit einer Holzplatte, in die Lautsprecher eingelassen sind. Daran wiederum ist ein Strommessgerät angeschlossen. Schalten sie den CD-Player nun ein, vibrieren die Lautsprecher, das Strommessgerät zeigt einige wenige Minivolt an. Modellhaft präsentieren sie hier ihre Idee: Strom durch Lautstärke erzeugen.

Den Lärm von Autos positiv nutzen

Will Valentin seinen Freund Andreas zu Hause besuchen, führt sein Weg ein Stück über die Autobahn. Bei einem Treffen hören sie Musik, da kommt ihnen die Idee: Die Autos machen so viel Lärm, der könnte doch genutzt werden. Schallschutzwände säumen die Autobahn ohnehin schon. Andreas und Valentin schlagen also vor, Lautsprecher in diese Wände einzubauen. Was in ihrem Modell der CD-Player ist, sind in Wirklichkeit die Autos, von deren Lärm die Lautsprecher in Schwingung geraten.

Daran soll ein Akku angeschlossen werden, auf dem der erzeugte Strom gespeichert und später ins Stromnetz eingespeist wird. Ihre Idee hat jedoch zwei Haken: Die Membranen der Lautsprecher müssten wasserfest sein. Die seien sehr teuer, geben die beiden Nachwuchsforscher zu bedenken. Und ihre Versuchsreihe zeigt: Viel Strom erzeugt Lärm leider nicht. 70 Dezibel, so laut sind beispielsweise ein Staubsauger oder ein Wasserkocher, erzeugen nur eine Spannung von 20 Millivolt.

Honoriert wird ihre Idee trotz des ernüchternden Ergebnisses. Zwar reicht es nicht für eine Platzierung und die Qualifizierung für den Landeswettbewerb, die Jury findet die Idee trotzdem so gut, dass Andreas und Valentin den Sonderpreis für Umwelttechnik bekommen. Außerdem spendiert die Process Gardening UG ihnen ein Jahresabonnement für das Deutsche Museum in München - um Ideen für den nächsten Wettbewerb zu sammeln.

Ein weiteres Team des Franz-Marc-Gymnasiums, Joshua Konjetzky, Rico Zech und Fabian Lange, alle 13, erreichen mit ihrer "Zugluft mit Sinn" den zweiten Platz im Fachbereich Arbeitswelt. Auch das Gymnasium Kirchseeon schlägt sich gut. Lucia Czempik, Maja Freidhof, beide 14 Jahre, und Nadja Hinsberger, 13 Jahre, belegen mit ihren Untersuchungen zu Koffein und Alkohol in der Kategorie Biologie den ersten Platz und treten beim Landeswettbewerb noch einmal an. Zwei weitere Teams ergattern mit ihrer Erforschung von Acetylsalicylsäure im Blut sowie "Shampoos auf dem chemischen Prüfstand" den zweiten Platz. Ein Forscherteam, das Kaisernatron unter die Lupe nimmt, erreicht im Bereich Chemie Platz drei.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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