Sebastian Schlagenhaufer:Drang zur darstellenden Kunst

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Es gibt kaum ein Genre, in dem sich Grafings neuer Stadthallenleiter Sebastian Schlagenhaufer nicht zu Hause fühlt. Sei es auf dem Regiestuhl oder als Mitglied einer Impro-Truppe.

Von Anja Blum, Grafing

Sebastian Schlagenhaufer ist ein kreatives Multitalent: "Musik, Theater, Kabarett" steht auf der Homepage unter seinem Namen, es gibt wohl kaum ein Genre, in dem er sich nicht zu Hause fühlt. Sei es in einer Wolfgang-Ambros-Tribute-Band, als König-Ludwig-Darsteller, auf dem Regiestuhl eines bayerischen Volkstheaters oder in einer Impro-Truppe. Außerdem gibt Schlagenhaufer Gitarrenunterricht, arbeitet als Autor für diverse Auftraggeber - fürs Freilichtmuseum Markus Wasmeier erstellt er zum Beispiel gerade einen Audioguide - und besucht als Kulturpädagoge Münchner Brennpunktschulen. Wie es zu all dem kam? "Das sind so Dinge, die einfach passieren", sagt Schlagenhaufer und zuckt mit den Achseln, "weil man Ideen hat und die Leute kennt".

Seit einem knappen Jahr ist der 35-Jährige obendrein unter die Veranstalter gegangen: Die Stadt Grafing hat ihn als künstlerischen Leiter ihrer Stadthalle verpflichtet, in der Hoffnung, Schlagenhaufer könne dem defizitären Haus neues Leben einhauchen. Und der Plan ist aufgegangen: Dank frischer Ideen und zahlreicher Kontakte in die kreativen Szene konnte der junge Intendant ein buntes Programm auf die Beine stellen, das zu gefallen scheint: Unter seiner Regie sind die Publikumszahlen jedenfalls um beachtliche 50 Prozent gestiegen - obwohl eine Veranstaltung weniger als im Vorjahr stattfand. "Und die Turmstube ist da noch gar nicht miteingerechnet", sagt der Grafinger und grinst schelmisch.

Den leeren Raum der Stadthalle hat er zum Leben erweckt

Dies nämlich ist eigentlich sein größter Coup: Schlagenhaufer hat den Nebenraum der Stadthalle, der einmal als Vereinslokal Grafinger Geschichte schrieb, dann aber lange leer stand, zum Leben erweckt - als Kleinkunstbühne. Seit dem kann man dort Jazzkonzerte hören und Kabarett erleben. Vor allem das neue Format der "Mixed-Shows", die jeweils vier Überraschungs-Künstler bestreiten, hat es dem Publikum angetan. Über diesen Erfolg als Programmchef freut sich Schlagenhaufer sehr, schließlich liegt dem gebürtigen Grafinger seine Heimat am Herzen. "Ich fühle mich hier sehr wohl, ich brauche eigentlich gar nicht in den Urlaub zu fahren", sagt er.

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Trotz der schönen neuen Herausforderung als Programmchef fehlt Schlagenhaufer das kreative Schaffen, das zuletzt "viel zu kurz kam". Daher freut er sich schon auf das neue Projekt des Grenztheaters: Schlagenhaufers Truppe - die bereits mit einer Shakespeare-Adaption sowie einem Stück über den Wildschützen Georg Jennerwein von sich reden machte - wird sich im Herbst das Alpenmusical "Watzmann" vornehmen. "Nachdem wir jetzt zwei Mal bestes bayerisches Volkstheater gemacht haben, ist es an der Zeit für eine Zäsur, Zeit für eine Persiflage auf diese ganzen Klischees", sagt Schlagenhaufer. "Wir wollen einfach zeigen, dass wir auch über uns selber lachen können."

Die Schauspielerei hat er früh für sich entdeckt

Dass er auf der Bühne stehen will, weiß der 35-Jährige seit langem. "Ich hatte eigentlich schon immer einen Drang zur Darstellung", erzählt er. Bereits in der Schule habe er mit einer Parodie auf den Rektor für Aufsehen erregt. Es folgten die "Junge Bühne" in Markt Schwaben, die Gründung des Impro-Theaters FKK und des Kabarett-Duos Creme Bavarese. "Lauter Dinge, die sich mit dem Lernen irgendwie nicht so gut vertragen haben", erzählt Schlagenhaufer - so dass mit dem Physikstudium nach ein paar Semestern Schluss war. Doch das bereut der Grafinger kein bisschen: "Ich wollte sowieso nicht ständig nur am Computer sitzen." Sein logisches Denken indes gereicht ihm wohl auch heute noch zum Vorteil: "Man muss auch in der Kunst realistisch bleiben", sagt Schlagenhaufer - und es klingt fast wie ein Credo.

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© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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